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Der sanfte Kuss des Todes

Titel: Der sanfte Kuss des Todes
Autoren: L Griffin
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einmal bei Nathan Devereaux von der Polizei in Austin. Ich bin sicher, er kann Ihnen jemanden empfehlen und …«
    »Das habe ich schon. Er hat mir Sie empfohlen.«
    Fiona packte das Handy fester. Sie hatte Nathan doch gesagt, dass sie aufhören wollte. Warum empfahl er sie dann weiter?
    Sullivan ging plötzlich vom Gas und nahm die nächste Ausfahrt. Fiona sah aus dem Fenster. Sie schienen sich einer Schlafstadt zu nähern, wie es rings um die amerikanischen Großstädte so viele gab. Die Straße war gesäumt von Einkaufszentren, riesigen Supermärkten und dazwischen Weideland. An jedem Telefonmast und an jedem Stoppschild hingen gelbe Bänder und Shelby Sherwoods Foto unter dem fett gedruckten Wort »VERMISST!«.

    »Ma’am?« Jack Bowmans Stimme riss sie aus der Betrachtung der Fotos. »Sind Sie noch dran?«
    »Tut mir leid, Mr. Bowman. Ich kann Ihnen leider nicht weiterhelfen.«
    Sie klappte das Handy zu und schob es zurück in ihre Tasche. Mit zitternden Händen schloss sie den Reißverschluss. Sie legte die Hände flach auf ihre Oberschenkel und holte tief Luft. Es war wichtig, dass sie sich auf die vor ihr liegende Aufgabe konzentrierte. Das war ihr letzter Fall. Sie musste gute Arbeit leisten.
    Wir haben hier einen Mordfall. Wie oft hatte sie diese Worte schon gehört? Viel zu oft für ihren Geschmack. Sie wollte gar nicht darüber nachdenken. Sie wollte auch nicht darüber nachdenken, was Jack Bowman nicht gesagt hatte, denn das hatte sie von den Detectives, die sie aus allen Ecken von Texas und neuerdings aus dem ganzen Land anriefen, schon zu oft gehört. Wir haben hier eine junge Frau … hieß es dann. Und diese Frau war vergewaltigt oder ermordet oder halb zu Tode geprügelt worden. Manchmal war ihr eigenes Kind Zeuge. Das Opfer ist stark traumatisiert, und wir haben gehört, Sie sind spezialisiert …
    Sullivan fuhr über eine Kreuzung und wechselte auf die linke Spur.
    »Sind wir da?«, fragte sie.
    »Ja.«
    Fiona beugte sich vor und sah aus dem Fenster. Die Häuser in dieser Wohngegend sahen alle gleich aus – kleine einstöckige Ziegelhäuser mit riesigen angebauten Garagen. Am Anfang der Straße standen ein junger Magnolienbaum und ein Schild, auf dem Rolling Hills zu lesen war.
    Fiona blickte zurück zu dem Einkaufszentrum, an dem
sie gerade vorbeigefahren waren, und entdeckte einen kleinen Supermarkt.
    »Können Sie bitte noch mal umkehren?«, fragte sie.
    »Sicher. Warum?«
    »Ich muss mich umziehen«, sagte sie. »Ich bin falsch angezogen.«
     
    In Häusern, in denen ein Kind vermisst wird, herrscht eine besondere Spannung. Eltern, die auf ihren Sohn oder ihre Tochter warten, stellen sich die unvorstellbarsten Dinge vor, und man meint, ihre Verzweiflung in der Luft knistern zu hören. Diese Spannung bringt völlig Fremde dazu, Wälder zu durchkämmen, Felder abzusuchen und Flugblätter zu verteilen. Aber sie hält nicht ewig an, und je mehr Tage, Wochen und Monate ins Land ziehen, desto schwächer wird sie.
    Fiona wusste, was passieren würde. Höchstwahrscheinlich wäre von der Spannung im Haus der Shelbys nichts mehr zu spüren, wenn sie in einem Jahr wiederkäme, sie wäre durch einen einzigen Telefonanruf verpufft.
    Sie musterte das Haus, als sie die Einfahrt hochging. Der Betonstreifen, der zur Haustür führte, war mit Absperrband gesichert, und Klingelknopf und Türknauf hatten hoffnungsvolle Ermittler auf Fingerabdrücke hin untersucht. Von einem Garten konnte kaum die Rede sein, die Bewohner des Hauses hatten nur einen jungen Baum gepflanzt, um dessen schlanken grauen Stamm eine breite gelbe Schleife gebunden war.
    Ein paar Reporter aus der zweiten Riege hielten die Stellung, während ihre Kollegen auf der Pressekonferenz in der Stadt waren. Sie warteten in ihren mehr oder weniger gemütlichen Transportern darauf, dass etwas geschah, aber
zwei oder drei standen rauchend auf dem Bürgersteig herum und unterhielten sich. Sullivan ignorierte ihre fragenden Blicke, als er zusammen mit Fiona auf die Haustür zusteuerte. Sein gelassener Gang schien zu sagen, dass es hier nichts zu sehen und auch nichts Neues zu berichten gab.
    »Wir erwarten noch eine Kollegin von CARD«, sagte Sullivan leise. »Es liegt in ihrer Verantwortung, die Zeichnung freizugeben, daher wird sie nach Ihrem Gespräch mit dem Jungen sicher mit Ihnen reden wollen.«
    »Sie sind bei CARD?«
    »Ja, man hat vier Leute für den Fall abgestellt.«
    »Das ist gut«, sagte Fiona beeindruckt. Das Child Abduction Rapid
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