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Der Sandmann: Kriminalroman (German Edition)

Der Sandmann: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Der Sandmann: Kriminalroman (German Edition)
Autoren: Lars Kepler
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Hand. Der kleine Mann hat rote Wangen, als er seine Brille auf der Nase hochschiebt und weitergeht.
    »Du lässt Mikael gefälligst in Ruhe«, ruft er und passiert den Hochschrank.
    Der Tod kommt so schnell, dass Berzelius vor allem erstaunt ist. Erst spürt er den harten Griff um das Handgelenk mit dem Revolver, und danach brennt es wie von einem Wespenstich in der Seite, als die scharfe Klinge zwischen den Rippen hindurch in sein Herz fährt.
    Es tut nicht sehr weh, fühlt sich eher an wie ein anhaltender Krampf, aber gleichzeitig fließt viel Blut seine Hüfte herab, als die Klinge wieder herausgezogen wird.
    Er merkt, dass er in die Hose macht, als er auf die Knie fällt, und muss plötzlich daran denken, wie es damals war, als er seiner Frau Anna-Katrin den Hof machte, lange vor der Scheidung und ihrer Krankheit. Sie hatte so verblüfft und glücklich ausgesehen, als er früher als geplant aus Oslo zurückgekommen war, sich unter ihren niedrigen Balkon gestellt und mit vier Chipstüten im Arm Love me tender gesungen hatte.
    Berzelius fällt auf die Seite, denkt noch, dass er versuchen muss, irgendwohin zu kriechen und sich zu verstecken, wird dann jedoch von schwindelerregender Müdigkeit überwältigt.
    Er spürt es nicht einmal, als Jurek Walter ein zweites Mal zusticht. Die Klinge geht in einem anderen Winkel durch die Rippen und bleibt dort stecken.

176
    Saga erreicht den oberen Treppenabsatz und eilt durch die Räume der ersten Etage. Niemand ist zu sehen, niemand spricht. Sie versucht, möglichst jeden gefährlichen Winkel im Auge zu behalten und alle Zonen zu sichern, muss sich aber auch auf ihr Glück verlassen, um schneller voranzukommen.
    Sie richtet ihre Pistole im Vorbeilaufen auf eine glänzende Ledercouch und danach schnell auf eine nach links führende Türöffnung.
    In dem langen Flur mit Porträts an den Wänden liegt eine Kerze auf dem Boden.
    Die Tür zum Schlafzimmer steht offen, und eine Decke liegt auf dem Boden. Saga läuft an ihr vorbei und sieht sich selbst als huschenden Schatten in den Fenstern zu ihrer Linken.
    Dann hört sie aus einem der vor ihr liegenden Räume den lauten Knall einer Handfeuerwaffe. Saga läuft mit erhobener Pistole dicht an der rechten Wand entlang.
    »Du lässt Mikael gefälligst in Ruhe«, ruft ein Mann.
    Saga rennt weiter, springt über einen liegenden Stuhl und bleibt vor einer geschlossenen Tür stehen.
    Vorsichtig drückt sie die Klinke herunter, so dass die Tür aufschwingt.
    Der Geruch einer gerade erst abgefeuerten Waffe steigt ihr in die Nase.
    Es ist dunkel in dem Zimmer, und es herrscht Stille.
    Saga bewegt sich vorsichtiger.
    Allmählich spürt sie das Gewicht ihrer Pistole in der Schulter. Der Finger auf dem Abzug zittert ein wenig. Sie atmet möglichst gleichmäßig und bewegt sich nach rechts, um besser sehen zu können.
    Sie hört einen dumpfen Knall mit einem metallischen Nachhall und erahnt eine Bewegung – ein Schatten verschwindet.
    Neben einem hohen Schrank glänzt eine Blutspur auf dem Fußboden.
    Sie bewegt sich darauf zu und sieht einen Mann auf dem Boden liegen, in dessen Körper ein Messer steckt. Er liegt vollkommen regungslos mit erstarrtem Blick und einem Lächeln auf den Lippen auf der Seite. Sie will zu ihm eilen, aber irgendetwas hält sie zurück.
    Dieser Raum lässt sich nicht kontrollieren.
    Sie lässt die Pistole sinken und gönnt ihrem Arm ein paar Sekunden Erholung, ehe sie die Waffe wieder hebt und sich noch ein wenig nach rechts bewegt.
    Im Wandbehang ist eine Lücke, hinter der man schemenhaft einen kurzen Gang erkennt, der zu einer schmalen Treppe führt. Von dort dringt das schlurfende Geräusch von Schritten an ihr Ohr. Sie richtet ihre Glock auf die Öffnung in der Wand und bewegt sich auf sie zu.
    Die Tür an der anderen Seite des Raums steht offen und führt zu einer dunklen Bibliothek.
    Sie hört ein leises Schmatzen, als würde jemand seinen Mund befeuchten, sieht aber nichts.
    Die Pistole in ihrer Hand zittert.
    Die Fenster vor ihr sind schwarz, und sie macht einen Schritt nach vorn, hält den Atem an und hört dann jemanden hinter sich atmen.
    Saga fährt augenblicklich herum, aber es ist zu spät. Eine kräftige Hand umklammert ihre Kehle, und sie wird mit gewaltiger Kraft in die Ecke gegen den Schrank gerissen.
    Jurek Walters Griff um ihren Hals ist so fest, dass die Blutzufuhr zu ihrem Gehirn unterbrochen ist. Er sieht sie vollkommen ruhig an und hält sie still. Ihr wird schwarz vor Augen, und die Glock
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