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Der Samenbankraub: und andere unglaubliche Kriminalgeschichten (German Edition)

Der Samenbankraub: und andere unglaubliche Kriminalgeschichten (German Edition)

Titel: Der Samenbankraub: und andere unglaubliche Kriminalgeschichten (German Edition)
Autoren: Gert Prokop
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–«
    »Ja«, sagte Timothy. »Explosionen?«
    »Jemand scheint nicht bis Mitternacht gewartet zu haben. Die Polizei kümmert sich schon darum. Ich meine, so geht das ja nun auch nicht –«
    Timothy legte auf. Das konnte nur bedeuten, daß jemand sich an den Geheimschränken oder dem Handwaschbecken im Mausoleum zu schaffen gemacht hatte. Bestimmt kein voreiliger Menschenjäger, sondern die NSA. Und wenn sie sich mit Napoleon befaßten, lösten sie die Doppelnullschaltung aus und löschten ihn. Und er hatte nicht daran gedacht, sich von Napoleon die Notruffrequenzen geben zu lassen! Verdammt, wie sollte er jetzt den Großen Bruder erreichen? Verloren, dachte er, alles verloren. Da hatte er jahrelang Waffen, Warnanlagen, Sender und Spürgeräte aller Art für den Notfall zusammengetragen, in seinen Schränken lag reichlich Geld, ein zweites Identicat, die Polizeifrequenz als Deputy Marshal ... und nun? Hier im Penthaus besaß er nicht einmal einen Dressomaten, Haarfärbemittel oder Dermacolor. Wozu auch, dachte er bitter. Es gab keine Verkleidung, in der er sich zu einem der Treffpunkte des UNDERGROUND schleichen konnte; jeder kleine Mann, ja jedes Kind würde verdächtigt werden. Höchstens der »Laurin« hätte ihm jetzt helfen können. Vielleicht hätte Napoleon einen Rat gewußt ... Ade, guter alter Napoleon. Friede deinen toten Modulen. Nein, Napoleons Doppel blieb ihm. Wenn er den UNDERGROUND je erreichte! Aber Schneewittchen war verloren. Ein Glück, daß er wenigstens den Däumling bei sich hatte.
    Timothy nahm die Sonic und streichelte sie; die zarten Töne beruhigten ihn ein wenig. Zu viele Verluste, dachte er verzweifelt. Anne, Smiley, Doc, Daniel ... Lohnt es sich denn überhaupt noch? Er goß den Rest Whisky in sein Glas. Besaufen, und dann einfach hinausgehen.
    Nein. So leicht würde er es ihnen nicht machen. Seine Situation war ziemlich aussichtslos, aber er besaß einen Rayvolver und die Bombe, zumindest konnte er noch ein paar von den Schweinen mitnehmen. Die Brookers. Oder Devlin. Er konnte Devlin anrufen, er sei bereit, für ihn zu arbeiten, wenn Devlin ihn hier herausholte, und ihn dann mit dem Rayvolver in der Hand empfangen. Noch besser: ins NSA-Hauptquartier und Amok laufen. Timothy holte eine neue Flasche. »Queen Anne«.
    »Ich räche dich, Anne«, flüsterte er verbissen. »Dich und die anderen. Ich beiße mich schon irgendwie durch, und dann sollen sie was erleben.«
    Er stand auf und musterte seine Vorräte. Wasser und Lebensmittel reichten notfalls für zehn Tage; Medikamente waren knapp, noch knapper der Whisky. Er hätte sich in den Hintern beißen können vor Wut, wenn er an die verlorenen Whisky- und Weinvorräte dachte, an die Delikatessen in der Küche ... vorbei, vorbei. Und die Sonnenuntergänge! Warum war er nicht noch einmal in die »Stardust«-Bar gefahren. Wenn er hier nicht lebend herauskam, dann wollte er wenigstens noch einmal den Sonnenuntergang erleben. Den Weg bis zum Fahrstuhl freischießen.
    Unsinn. Er hatte ein sicheres Versteck, und er hatte den »Monofly«. Er konnte unbemerkt das »Nebraska« verlassen, sobald es dunkel wurde. Wohin?
    Wer würde der Versuchung widerstehen, ihn für ein paar Millionen zu verkaufen? Wer würde ihn verstecken, selbst wenn Timothy ihm dafür die ganze Siegprämie versprach? Immerhin riskierte derjenige, mit ihm aufzufliegen und getötet zu werden. Paddington vielleicht. Aber da mußte er quer über die Stadt. Außerdem, wenn die Brookers dahintersteckten, und daran zweifelte Timothy nicht, dann auch die NSA, und dann wurden all seine Bekannten streng überwacht. Und die NSA würde, wenn sich nicht bald eine Spur von ihm fand, das »Nebraska« systematisch durchkämmen! Er mußte so schnell wie möglich hier weg. – Ruhe, Tiny, Ruhe!
    Timothy schloß die Augen und spielte mit der Sonic. Er rief sich den Stadtplan von Chicago vor Augen, auf dem er mit Anne einen passenden Einstieg in den UNDERGROUND für die Engel gesucht hatte. Aber wenn er dort nicht erwartet wurde ... Es mußte doch möglich sein, irgendwie Kontakt aufzunehmen. Timothy fielen ein halbes Dutzend Leute ein, von denen er annahm, daß sie Brüder waren, aber bei keinem war er sich völlig sicher.
    Ob er es schaffte, im Schutz der Dunkelheit zum Central-park zu fliegen? Dort sangen auch im Winter die Nachtigallen, und eine der Vogelstimmen kam vom Recorder, und mit dem Gesang wurde in modulierten Frequenzen eine Nummer mitgeteilt, unter der man Kontakt mit dem
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