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Der Ruul-Konflikt 3: In dunkelster Stunde

Der Ruul-Konflikt 3: In dunkelster Stunde

Titel: Der Ruul-Konflikt 3: In dunkelster Stunde
Autoren: Stefan Burban
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MacIntyre konnte es kaum glauben und sank vor dem verletzten Kameraden auf die Knie. »Fletcher? Können Sie mich hören?« Nur halb benommenes Stöhnen war die Antwort.
    Ohne auf seine eigenen Schmerzen zu achten, griff der Sergeant Major nach dem zerstörten Geschütz und stemmte sich mit allen seinen nicht unbeträchtlichen Kräften dagegen. Dicke Schweißperlen rannen ihm aus allen Poren und durchtränkten die Reste seiner Uniform. Der Schmerz in seiner Seite war unbeschreiblich, aber er konnte nur daran denken. Fletcher zu befreien.
    MacIntyre konnte später nicht mehr sagen, wie er es geschafft hatte, das Bewusstsein nicht zu verlieren, geschweige denn die Flak von Fletcher herunterzuhieven. Aber es gelang ihm irgendwie. Mit letzter Kraft lud er sich den verletzten Kameraden auf die Schultern und machte sich auf den langen Weg zum Raumhafen. In der zweifelhaften Hoffnung, dass es für zwei abgehalfterte Milizionäre noch einen Platz auf einem der Fluchtschiffe geben würde. Diese kleine Hoffnung war alles, was MacIntyre noch auf den Beinen hielt.
     
    Die Luft in dem provisorischen Zelt war zum Schneiden dick. Es roch nach Schweiß und nach Uniformen, die zu lange nicht gewechselt worden waren. In der Mitte des Zelts standen um einen kleinen Kartentisch drei Männer, von denen nur einer sich sein Unbehagen nicht anmerken ließ.
    Lieutenant Colonel Ibrahim Karalenkov vom Marine Corps des Terranischen Konglomerats stand stocksteif und hoch aufgerichtet im Raum. Für einen Marine war er relativ schmächtig. Eine körperliche Eigenart, die er durch die Präsenz seiner Persönlichkeit wieder wettmachte. Sein Ego füllte dafür fast jeden Zentimeter des Raumes aus.
    Sein markantes Gesicht mit dem arabischen Teint und dem beginnenden Dreitagebart war in tiefe Sorgenfalten gelegt. Die Mundwinkel hingen vor Enttäuschung etwas nach unten. Er war dabei, die Schlacht um Ursus zu verlieren. Und verlieren war etwas, das er nicht gewohnt war.
    Jeder der beiden anderen im Raum anwesenden Männer war ranghöher als Ibrahim. Trotzdem bestand kein Zweifel daran, wer hier im Endeffekt das Sagen hatte.
    Der Mann, der ihm gegenüberstand, war Lieutenant General Edwyn Nyssa, der Kommandeur der planetaren Miliz von Ursus. Und in dieser Funktion war er zugleich der Befehlshaber der örtlichen Infanterieregimenter der Terranischen Konglomerats-Armee, kurz TKA. Aber so, wie es aussah, schwand mit jeder Minute mehr der Einfluss, den Nyssa auf die Situation hatte, da seine Leute mit erschreckender Geschwindigkeit und Effektivität abgeschlachtet wurden.
    Ibrahim verzog das Gesicht zur bitteren Karikatur eines Lächelns. Er hielt für gewöhnlich nichts von Milizen. Die meisten wurden überhaupt nur in Kriegszeiten mobilisiert und gingen ansonsten ganz normalen Berufen nach. Freizeitsoldaten, die man besser dazu einsetzte, den Verkehr zu regeln, als gegen den Feind zu kämpfen. Meistens waren sie schlecht ausgebildet und stellten für eigene Truppen eine größere Bedrohung dar als für den Gegner.
    Nur konnte er ihnen hier und heute keinen Vorwurf machen. Seinen eigenen Truppen erging es nicht viel besser. Die Ruul drehten sie allesamt durch den Fleischwolf.
    Der feiste Milizgeneral mit den Pausbäckchen, dem Wanst, über den sich eine Uniform spannte, die mindestens eine volle Nummer zu klein war, und der Halbglatze zog ein Taschentuch aus seiner Hose und wischte sich über die glänzende Stirn. Im Grunde seines Herzens tat ihm der Mann sogar leid. Nyssa war Zahnarzt im Zivilleben und mit dieser Krise deutlich überfordert.
    Der andere Mann, der rechts von Ibrahim stand, war Sandro Meskalla, der Gouverneur von Ursus. Der mit einem Meter sechzig sehr kleine Meskalla war einer der Ersten gewesen, der sich mit seiner Familie am Raumhafen eingefunden hatte. Nur für den Fall, dass die Evakuierung unvermeidlich wurde.
    Für Ibrahim, der mit Begriffen wie Ehre und Pflichterfüllung aufgewachsen war, ein eindeutiges Zeichen von Feigheit, das den Gouverneur in seinen Augen nicht unbedingt an Respekt gewinnen ließ.
    Ob Feigheit oder nicht, die Entscheidung, den Raumhafen aufzusuchen, mochte von Meskallas Standpunkt aus äußerst klug gewesen sein. Denn er hatte zu diesem Zeitpunkt bereits erkannt, was den beiden anderen Männern damals noch verborgen blieb. Der Planet war verloren. Es gab nichts, das er oder sonst jemand tun konnte, um das zu verhindern.
    »Und nun?«, fragte der Gouverneur. Wohl mehr um die Stille zu vertreiben, als dass er
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