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Der Ruf des weißen Raben (German Edition)

Der Ruf des weißen Raben (German Edition)

Titel: Der Ruf des weißen Raben (German Edition)
Autoren: Sanna Seven Deers
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Ehemann einen liebevollen Blick zu, lehnte den Kopf an seine Schulter und seufzte tief.
    Chad gab ihr einen Kuss auf die Stirn.
    Sie hatten Emma bei ihrer Freundin abgeliefert und wollten auf dem Nachhauseweg kurz bei Heather, Chads Großtante, anhalten, um zu sehen, wie sie sich in ihrem neuen Haus eingelebt hatte. Chad hatte Heather vor einem Monat von Fort Duffey näher zu ihnen geholt, um ihr besser unter die Arme greifen zu können. Myra kannte Heather nun schon seit vielen Jahren. Und obwohl sie seit ihrer ersten Begegnung eine tiefe Verbundenheit zu der älteren Dame verspürt hatte, hatten sie sich nur selten gesehen. Die Entfernung war einfach zu groß gewesen und Myras Leben zu voll mit den täglichen Geschäften. Erst in den letzten Wochen hatten sie sich öfter gesehen.
    Myra musste lächeln. Es war komisch, wie das Leben manchmal spielte. Sie war ohne Großeltern aufgewachsen und hatte sich immer welche gewünscht. Nun, nachdem sie schon lange erwachsen war, hatte sich ihr Wunsch endlich erfüllt, denn Heather hatte längst diesen Platz in ihrem Leben eingenommen.
    Sie bogen in die Einfahrt des kleinen Grundstückes von Heather Blue Knife ein. Der Kies knirschte unter den Autoreifen und ließ Myra aus ihren Gedanken aufschrecken. Chad parkte das Auto.
    Es war früh am Abend, und die Gewitterwolken, die sich drohend über Boulder Landing aufgetürmt hatten, waren vorübergezogen. Die Luft war klar und kühl, wie so oft an Frühsommerabenden. Myra schlug nach ein paar Mücken, die zu dieser Jahreszeit unvermeidlich waren. Der Vorgarten war übersät von ersten Sommerblumen, deren Duft auf einer leichten Brise zu ihnen herüberschwebte. Myra dachte daran, wie viel Glück sie gehabt hatten, dass das Haus gerade jetzt zum Verkauf gestanden hatte. Es war wie geschaffen für Heather, die sich am liebsten in der freien Natur aufhielt. Das Haus hatte einen wunderschönen Blick auf die umliegenden Berge und Wälder, und vom hinteren Teil des Gartens aus konnte man direkt zum Wandern aufbrechen, was Heather auch fast jeden Tag tat. Das Haus an sich war klein, aber groß genug für eine alleinstehende Person, die nicht viel im Sinn hatte mit Hauswirtschaften und Reparieren. Myra schmunzelte. Heather war zwar keine perfekte Hausfrau, und sie war auch alles andere als eine gute Köchin, aber sie war sehr klug und aufmerksam und bemühte sich jedes Mal so sehr um ihre Besucher, dass man sie einfach gernhaben musste.
    Myras Blick fiel auf einen schwarzen Chrysler, der vor dem Haus parkte.
    »Wem gehört das Auto?«, fragte sie verwundert.
    Chad zuckte mit den Schultern. Seine Tante war eine der angesehensten Ältesten seines Volkes. Sie wusste viel zu erzählen. Sie war bei ihrer Großmutter und ihrer Urgroßmutter aufgewachsen, die sich noch an Zeiten hatten erinnern können, als es keine Weißen an der kanadischen Westküste gegeben hatte. Sie hatten ihre indianische Sprache und die Mythen und Legenden ihrer Vorfahren an Heather weitergegeben. Als Kind hatte Heather sie so tief in sich aufgenommen, dass sie ein Teil von ihr geworden waren. Und so war sie heute eine reiche Quelle des Wissens für die jungen Menschen ihres Volkes, denn sowohl ihre indianische Sprache als auch die ursprünglichen Mythen und Legenden drohten in Vergessenheit zu geraten, weil die nachfolgenden Generationen sich viel zu intensiv um eine Anpassung an die Kultur der Europäer bemüht hatten. Die Alten waren inzwischen längst gestorben, und das Interesse der Jungen an der Sprache, an den alten Sitten und Gebräuchen war erst wieder erwacht, als es schon fast zu spät gewesen war. Nun gab es nur noch wenige Alte, die die Sprache ihrer Vorfahren sprachen und die sich an längst vergangene Tage erinnern konnten. Heather war eine von ihnen. Leider war es neuerdings um ihre Erinnerung immer schlechter bestellt, und so kamen oft Menschen, Indianer und Weiße, die Heather darum baten, die Gespräche aufzeichnen zu dürfen, damit wenigstens einige Teile ihres reichen Wissens für kommende Generationen bewahrt werden konnten.

    Sie betraten das Haus. Heather saß im Wohnzimmer, vertieft in ein Gespräch mit einem unbekannten Mann. Chad schüttelte missbilligend den Kopf. Mancher Wissbegierige fand selbst zu solch später Stunde kein Ende und nahm keine Rücksicht auf das fortgeschrittene Alter seiner Großtante. Sie dachten nur an sich selbst.
    Myra musterte die alte Frau liebevoll. Sie kannte die kleine zierliche Frau nun schon fast zwanzig Jahre,
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