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Der Ruf des Kuckucks: Roman (German Edition)

Der Ruf des Kuckucks: Roman (German Edition)

Titel: Der Ruf des Kuckucks: Roman (German Edition)
Autoren: Robert Galbraith
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gespielt; in der vergangenen Nacht hatte er wach auf seiner Campingliege gelegen, im Kopf unzählige Berechnungen angestellt und ein Angebot zu erarbeiten versucht, das im Vergleich zu ihrem zukünftigen Gehalt bei der Media-Consulting-Firma nicht wie eine Ohrfeige gewirkt hätte. Er war zu keinem Ergebnis gekommen. Er konnte die Zahlungen für seinen allergrößten Kredit nicht länger aufschieben; ihm stand eine Mieterhöhung ins Haus, und er konnte auch nicht ewig in seinem Büro hausen. Zwar hatten sich seine wirtschaftlichen Aussichten kurzfristig immens verbessert, aber seine Zukunft war noch immer keineswegs gesichert.
    »Ich würde gar nicht erwarten, dass Sie mir das Gleiche zahlen wie die«, gestand Robin mit belegter Stimme.
    »Das könnte ich auch nicht mal annähernd«, sagte Strike.
    (Aber sie kannte Strikes finanzielle Situation fast so gut wie er selbst und hatte darum schon überschlagen, wie viel sie höchstens verlangen konnte. Als Matthew sie am Vorabend in Tränen aufgelöst vorgefunden hatte, weil ihr der anstehende Jobwechsel so zusetzte, hatte sie ihm den Betrag genannt, den Strike ihr schätzungsweise bestenfalls zahlen konnte.
    »Aber bis jetzt hat er dir noch gar kein Angebot gemacht«, hatte Matthew eingewandt. »Oder?«
    »Nein, aber wenn er mir eins machen würde …«
    »Also, dann wäre das deine Entscheidung«, hatte Matthew steif geantwortet. »Das müsstest du schon selbst wissen. Es wäre allein deine Sache.«
    Matthew wollte nicht, dass sie blieb, das wusste sie genau. Während man Strike zusammengeflickt hatte, hatte er stundenlang mit ihr in der Notaufnahme gesessen und nur darauf gewartet, Robin heimbringen zu können. Er hatte ihr steif erklärt, dass sie gute Arbeit geleistet und lobenswerte Initiative gezeigt habe, aber seither hatte er sich eher distanziert verhalten und schien es ihr beinahe zu verübeln, wenn ihre Freundinnen sie um Insiderinformationen über alles, was in der Presse gedruckt wurde, anbettelten.
    Aber bestimmt würde Matthew Strike sympathisch finden, wenn sich die beiden einmal begegneten? Und Matthew hatte selbst gesagt, dass es allein ihre Sache wäre, wie sie sich entschied …)
    Robin richtete sich auf, schnäuzte sich noch einmal und erklärte Strike ruhig, wenn auch von kleinen Hicksern unterbrochen, für welchen Betrag sie liebend gern bleiben würde.
    Strike brauchte ein paar Sekunden, um auf ihr Angebot zu reagieren. Das von ihr vorgeschlagene Gehalt konnte er knapp aufbringen; es lag nur um vierzig Pfund monatlich über dem, was er als gerade noch vertretbar errechnet hatte. Sie war, wie man es auch drehte und wendete, ein Aktivposten, den er zu diesem Preis unmöglich ersetzen konnte. Es gab nur einen winzigen Haken an der Sache …
    »Das wäre machbar«, sagte er. »Schon. So viel könnte ich Ihnen zahlen.«
    Das Telefon klingelte. Strahlend griff sie nach dem Hörer und nahm den Anruf so glückselig an, als hätte sie ihn seit Tagen erwartet: »Ach, hallo, Mr. Gillespie! Wie geht es Ihnen? Mr. Strike hat den Scheck schon losgeschickt, ich habe ihn heute Vormittag persönlich in die Post gegeben … Alle ausstehenden Zahlungen und noch etwas mehr … Oh nein, Mr. Strike legt großen Wert darauf, das Darlehen vollständig zurückzuzahlen … Also, das ist sehr freundlich von Mr. Rokeby, aber Mr. Strike möchte es lieber ablösen. Er ist zuversichtlich, den Restbetrag innerhalb der nächsten Monate begleichen zu können …«
    Als Strike eine Stunde später auf einem harten Plastikstuhl im Amputationszentrum saß und das schmerzende Bein ausstreckte, überlegte er, dass er das grüne Kleid auf keinen Fall gekauft hätte, wenn er gewusst hätte, dass Robin bleiben würde. Matthew wäre bestimmt nicht begeistert über das Geschenk, vor allem wenn er Robin zum ersten Mal darin sehen und auch noch erfahren würde, dass sie es zuerst Strike vorgeführt hatte.
    Seufzend griff er nach einer Ausgabe des Private Eye , die auf dem Tisch neben seinem Stuhl lag. Als der Arzt ihn aufrief, reagierte er erst nicht, so vertieft war er in eine Glosse mit der Überschrift »Landry unter – Presse im freien Fall«, in dem unzählige Beispiele journalistischer Fehlleistungen im Zusammenhang mit dem gelösten Fall aufgeführt wurden. So viele Kolumnisten hatten Kain und Abel erwähnt, dass die Zeitschrift einen satirischen Artikel darüber verfasst hatte.
    »Mr. Strick?«, rief der Arzt zum zweiten Mal. »Mr. Cameron Strick?«
    Er sah grinsend auf.
    »Strike«,
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