Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Ruf des Kuckucks: Roman (German Edition)

Der Ruf des Kuckucks: Roman (German Edition)

Titel: Der Ruf des Kuckucks: Roman (German Edition)
Autoren: Robert Galbraith
Vom Netzwerk:
Nein«, krächzte Bristow. »Nein!«
    »Tony durfte damals keinen Familienskandal riskieren und schwieg. Allerdings geriet er in Panik, als er hörte, dass Ihre Eltern ein kleines Mädchen adoptieren wollten, stimmt’s? Er rief an und versuchte, ihnen Einhalt zu gebieten. Er machte sich zu Recht Sorgen, oder? Ich glaube, Sie haben sich seit jeher vor Tony gefürchtet. Was für eine Ironie, dass er sich selbst in eine Ecke manövriert hatte, in der er Ihnen ein Alibi für den Mord an Lula geben musste.«
    Bristow sagte jetzt nichts mehr. Dafür atmete er umso schneller.
    »Tony musste vorgeben, dass er an jenem Tag irgendwo anders war als mit Cyprian Mays Frau zusammen in einem Hotelbett und erzählte darum, dass er spontan nach London zurückgefahren sei, um seine kranke Schwester zu besuchen. Erst später ging ihm auf, dass Sie und Lula angeblich zur selben Zeit dort waren.
    Seine Nichte war tot und konnte ihm daher nicht mehr gefährlich werden; trotzdem blieb ihm nichts anderes übrig, als zu behaupten, er hätte Sie durch die offene Tür des Arbeitszimmers gesehen, aber nicht mit Ihnen gesprochen. Und Sie haben das natürlich bestätigt. Sie haben beide gelogen, dass sich die Balken bogen, und sich dabei ständig gefragt, was der andere wohl im Schilde führte, aber Sie hatten jeweils zu viel Angst, um einander zur Rede zu stellen. Ich glaube, Tony redete sich ein, dass er Sie zur Rechenschaft ziehen würde, sobald Ihre Mutter gestorben wäre. Vielleicht hat er damit sein Gewissen beruhigt. Aber er war trotzdem so besorgt, dass er Alison bat, Sie im Auge zu behalten. Während Sie mir gleichzeitig diesen Schwachsinn aufgetischt haben: dass Lula Sie umarmt hätte und Sie sich ausgesöhnt hätten, ehe sie wieder nach Hause fuhr.«
    »Ich war dort«, erklärte Bristow kratzig. »Ich war in der Wohnung meiner Mutter. Falls Tony nicht dort war, ist das seine Sache. Sie können nicht beweisen, dass ich nicht dort war.«
    »Ich brauche überhaupt nichts zu beweisen, John. Ich will damit nur sagen, dass Sie inzwischen nur noch Ihre valiumsüchtige Mutter als Alibi haben. Aber nehmen wir einmal rein hypothetisch an, dass Sie, während Lula Ihre kranke Mutter besucht und Tony irgendwo in einem Hotel mit Ursula zugange ist, in Apartment zwei ausharren und dort eine ziemlich gewagte Lösung für Ihre ständigen Geldprobleme ersinnen. Erst warten Sie eine Weile ab. Aber irgendwann ziehen Sie die schwarzen Lederhandschuhe über, die für Deeby im Schrank bereitliegen, weil Sie keine Fingerabdrücke hinterlassen wollen. Und damit beginnt die Sache zu stinken. Weil das so aussieht, als hätten Sie damit gerechnet, dass Sie Gewalt anwenden müssen. Dann, am frühen Nachmittag, kommt Lula zurück, und dummerweise trifft gleich darauf auch Ciara ein – wie Sie bestimmt durch den Spion in der Tür feststellen konnten.« Strikes Stimme wurde fester. »Und ab da sieht es wirklich finster für Sie aus. Ihre Verteidigung hätte vielleicht erfolgreich auf Totschlag plädieren können – es war ein Unfall; es kam zu einem Handgemenge, und dabei kippte sie über die Balkonbrüstung –, wenn Sie nicht in der fremden Wohnung geblieben wären, solange Sie wussten, dass Lula Besuch hatte. Ein Mann, der seine Schwester nur nötigen will, ihm einen fetten Scheck auszustellen, hätte vielleicht, vielleicht , tatsächlich gewartet, bis sie wieder allein war; aber das hatten Sie bereits am Vormittag probiert und waren damit gescheitert. Warum also nicht nach oben gehen, wenn sie möglicherweise in besserer Stimmung ist und nicht so kann, wie sie will, weil im Zimmer nebenan ihre Freundinnen sitzen? Vielleicht hätte sie Ihnen ja etwas zukommen lassen, nur um Sie wieder loszuwerden?«
    Strike konnte fast spüren, wie die Silhouette im Schatten auf der anderen Seite seines Schreibtischs Angst und Hass ausstrahlte.
    »Aber stattdessen«, fuhr er fort, »warteten Sie weiter ab. Sie beobachteten, wie sie das Haus verließ, und warteten weiter, den ganzen Abend lang. Bestimmt waren Sie bis dahin sehr, sehr angespannt. Sie hatten reichlich Zeit gehabt, sich einen groben Plan zurechtzulegen. Sie hatten die Straße im Auge behalten; Sie wussten genau, wer im Gebäude war und wer nicht; Sie hatten sich ausgerechnet, dass Sie mit etwas Glück unerkannt und unbemerkt verschwinden könnten. Und eines dürfen wir nicht vergessen – Sie hatten schon einmal getötet. Das ändert alles.«
    Bristow reagierte mit einer abrupten, schnellen Bewegung, kaum mehr als
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher