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Der Ruf des Kuckucks: Roman (German Edition)

Der Ruf des Kuckucks: Roman (German Edition)

Titel: Der Ruf des Kuckucks: Roman (German Edition)
Autoren: Robert Galbraith
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Moment rannten Sie, so schnell Ihre Beine Sie trugen, nicht wahr? Mit der Kapuze über dem Gesicht, um Ihr Gesicht zu verdecken, und den schwarzen Handschuhen an den Händen. Und am Ende der Straße sahen Sie noch jemanden rennen, als ginge es um sein Leben – jenen Mann, der gerade eine Straßenecke weiter mit ansehen musste, wie seine Schwester in den Tod stürzte. Sie kannten sich nicht. Ich glaube, Sie haben nicht einen Gedanken daran verschwendet, wer er war, jedenfalls nicht in diesem Moment. Sie stürmten in den Anziehsachen, die Sie aus Deeby Maccs Wohnung gestohlen hatten, an der Überwachungskamera vorbei und dann die Halliwell Street entlang, wo Ihnen das Glück erneut wohlgesinnt war, weil es dort keine Kameras gibt.
    Ich nehme an, Sie warfen den Kapuzenpulli und die Handschuhe in irgendeinen Mülleimer und hielten dann ein Taxi an. Die Polizei hatte keinen Anlass, nach einem weißen Mann im Anzug zu fahnden, der in dieser Nacht dort unterwegs war. Sie fuhren nach Hause zu Ihrer Mutter, machten ihr etwas zu essen, verstellten die Uhr auf ihrem Nachttisch und weckten sie auf. Sie ist immer noch davon überzeugt, dass Sie gerade mit ihr über Charlie sprachen – wie ungeheuer passend, John –, während Lula in den Tod stürzte.
    Sie hätten damit durchkommen können, John. Sie hätten genug geerbt, um Rochelle bis an ihr Lebensende Schweigegeld zu zahlen. Mit Ihrem Glück wäre Jonah Agyeman vielleicht sogar in Afghanistan gestorben; jedes Mal, wenn Sie das Bild von einem toten schwarzen Soldaten in der Zeitung sahen, haben Sie sich Hoffnungen gemacht, nicht wahr? Aber Sie wollten sich nicht auf Ihr Glück verlassen. Sie sind ein krankes, arrogantes Arschloch, und Sie haben geglaubt, Sie könnten das noch besser hinbekommen.«
    Es blieb lange still.
    »Keine Beweise«, wiederholte Bristow schließlich. Inzwischen war es so dunkel im Büro, dass Strike nur noch einen dunklen Schatten sah. »Sie haben keinen einzigen Beweis.«
    »Ich fürchte, da liegen Sie falsch«, sagte Strike. »Die Durchsuchung dürfte inzwischen angeordnet sein.«
    »Welche Durchsuchung?« Bristow hatte sich so weit gefangen, dass er sich nun traute zu lachen. »Die der Mülltonnen in ganz London, um nach einem Kapuzenpulli zu wühlen, der angeblich vor drei Monaten weggeworfen wurde?«
    »Nein, die des Safes Ihrer Mutter natürlich.«
    Strike überlegte, ob er die Jalousie schnell genug würde hochziehen können. Der Lichtschalter war zu weit weg, und das Büro war nahezu stockdunkel, aber er wollte Bristows Silhouette keine Sekunde aus den Augen lassen. Er war überzeugt davon, dass dieser dreifache Mörder nicht unvorbereitet gekommen war.
    »Ich habe den Polizisten ein paar vielversprechende Kombinationen vorgeschlagen«, fuhr Strike fort. »Wenn keine davon stimmt, wird man den Safe wohl von einem Experten öffnen lassen müssen. Aber wenn ich wetten müsste, würde ich mein Geld auf die 030483 setzen.«
    Ein Rascheln, das Aufblitzen einer blassen Hand, und im nächsten Moment hechtete Bristow über den Schreibtisch. Strike spürte, wie die Messerspitze seine Brust entlangschrammte, als er Bristow zur Seite stieß; der Anwalt rutschte vom Schreibtisch, rollte sich ab und griff erneut an. Und diesmal kippte Strike unter Bristows vollem Gewicht mit seinem Stuhl nach hinten und kam eingeklemmt zwischen Wand und Schreibtisch zu liegen.
    Strike hielt Bristows Handgelenk umklammert, aber er konnte in der Dunkelheit nicht erkennen, wo sich das Messer befand. Er schlug zu und traf Bristow so hart unter dem Kinn, dass dessen Kopf in den Nacken kippte und die Brille durch die Luft flog; der nächste Schlag schleuderte Bristow gegen die Wand; Strike versuchte, sich aufzusetzen, obwohl Bristows Unterleib sein unerträglich schmerzendes halbes Bein zu Boden drückte, und im selben Moment bohrte sich das Messer in seinen Oberarm: Er spürte, wie es in das Fleisch drang, spürte warmes Blut fließen und weißglühenden, stechenden Schmerz.
    Vor dem halbdunklen Fenster sah er Bristows Umriss mit dem hoch erhobenen Arm; mit aller Kraft stemmte er sich gegen das Gewicht des Anwalts und konnte den zweiten Hieb abwehren, dann warf er mit übermenschlicher Anstrengung seinen Gegner ab und versuchte, ihn zu Boden zu pressen, wobei ihm die Prothese aus dem Hosenbein rutschte und Blut spritzte, ohne dass er noch hätte sagen können, wo das Messer abgeblieben war.
    Strikes Kampfanstrengungen brachten den Schreibtisch zum Umkippen, und dann, gerade als
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