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Der Ruf Der Walkueren

Der Ruf Der Walkueren

Titel: Der Ruf Der Walkueren
Autoren: Gunnar Kunz
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Tobsucht und Wahnsinn.
    Agilhard hatte den Einarmigen für ein leichtes Opfer gehalten und sah sich nun bitter getäuscht. Es gelang ihm kaum, dessen Schläge zu parieren. Gernholt war nicht mit normalen Maßstäben zu messen, er achtete weder auf Deckung, noch suchte er sich in Sicherheit zu bringen, wenn es für ihn gefährlich wurde, im Gegenteil. Benebelt von der Droge und blindwütig durch die schmerzhaften Folgen des Alb stiches hatte der Niflunge jedes Gespür für Relationen verloren und wähnte sich unverwundbar. Das Schwert flog aus Agilhards Hand, der Skop wich zurück, bis eine Wand ihn aufhielt. Die Schmerzen des Alb stiches trieben Gernholt zum Äußersten. Mit einem Schrei rammte er dem Sänger das Schwert bis zum Heft ins Herz und nagelte ihn an das Mauerwerk.
    Osid schlug sich zu ihm durch, als es Gernholt gerade gelungen war, sein Schwert unter Aufbietung aller Kräfte aus dem Leichnam zu ziehen. Attalas Neffe war gewandt und schnell, im Handumdrehen hatte er die Abwehr des Niflungen unterlaufen und ihm die Waffe aus der Hand geschmettert. Zustoßen konnte er jedoch nicht mehr, denn in diesem Augenblick kam etwas herangeflogen. Ehe der Friese reagieren konnte, prallte ein Körper gegen seine Brust und warf ihn um. Mit Entsetzen erkannte er den Mannwolf über sich. Es war das Letzte, was er sah. Das reißende Tier schnappte nach seiner Kehle, durchbiss sie und zerfetzte die Luftröhre. Das hässliche Geräusch brechender Knorpel und splitternder Knochen war zu hören. Osid gurgelte, versuchte unter einem Blutschwall vergeblich, seinem Entsetzen Ausdruck zu verleihen, und starb unter pfeifenden Lauten so beiläufig wie alle anderen.
    Es war nichts Heldenhaftes an diesem Krieg. Kein Jubel, keine Freude, die eigene Kraft und Geschicklichkeit an der anderer Männer zu messen, begleitete den Kampf. Dies war ein blutiges Gemetzel, ein sinnloses Abschlachten ohne Regeln, ohne Ehre, geführt mit Grausamkeit und Brutalität. Niflungen und Hunen brachten sich gegenseitig so rasch und stumpfsinnig um, wie sie vermochten. Es war nicht einmal allein die Geschicklichkeit des Kriegers, die über Sieg oder Niederlage entschied. Schwerter verformten und verbogen sich, Schilde brachen. Minderwertige Qualität der Waffen konnte so tödlich sein wie Erschöpfung oder Unachtsamkeit.
    Mit einem faustgroßen Loch in der Hüfte, wo ein feindliches Schwert ihm ein Stück Fleisch herausgehauen hatte, kämpfte Ansgar immer noch weiter. Er schien untötbar wie ein Wiedergänger. Seine linke Hand fehlte, jemand hatte sie ihm mitsamt dem Schild abgehauen. Der Mann lebte nicht mehr, um sich seines Sieges zu freuen. Trotz der Verstümmelung stürzte sich Ansgar auf einen Friesen. Der wehrte ihn ab, wirbelte mit ausgestrecktem Schwert einmal um seine eigene Achse und traf zielsicher den Kopf des Niflungen. Oberhalb der Augenbrauen klaffte eine fingerdicke Wunde in Ansgars Stirn. Gehirnflüssigkeit sickerte heraus. Triumph malte sich auf die Züge des Friesen, dann Überraschung. Denn ehe er starb, gelang es Ansgar noch, ihn vom Hals bis zur Hüfte aufzuschlitzen. Es brannte wie Feuer, als die Eingeweide mit der Luft in Berührung kamen. Schreiend rannte der Mann durch die Kämpfenden, bis der Tod ihm gnädigerweise den Mund schloss.
    Von drei Niflungen in die Zange genommen, wurde Attala an seinem Schwertarm verletzt und verlor seine Waffe. Nur einer Handvoll mutiger Hunen, die ihren König schützten und in Sicherheit brachten, war es zu verdanken, dass er nicht hier und jetzt sein Leben ließ.
    Hillebrand setzte seine Zähigkeit und die Kampferfahrung vieler Sommer ein, aber es war die pure Verzweiflung, die ihn so gut kämpfen ließ, Verzweiflung und Schmerz. Die Arthritis in seinen Händen stach ihn bei jedem Hieb. Wollte er nicht vom erstbesten Feind erschlagen werden, blieb ihm nicht anderes übrig, als direkt in das Zentrum des Schmerzes hineinzugehen und jeden Feuerstoß der Agonie als Absprung für eine wütende Attacke zu nutzen.
    Didrik war in einen verbissenen Zweikampf mit Volker verstrickt. Der Skop konnte mehr als nur lyra spielen, er war ein hervorragender Schwertkämpfer. Das musste der Berner auf schmerzhafte Weise erfahren, als Volkers Klinge in sein Bein fuhr. Didrik ignorierte die Wunde und nutzte seinen Vorteil, solange die Waffe des Skopen feststeckte. Mit einem gewaltigen Streich trennte er dem Sänger den Kopf vom Rumpf.
    Ein schwarzer Schatten flog vorbei. Aus den Augenwinkeln nahm Didrik den Mannwolf wahr,
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