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Der Ruf Der Trommel

Titel: Der Ruf Der Trommel
Autoren: Diana Gabaldon
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dem dummen Zeug, das Claire bei ihrer Rückkehr geredet hat. Ich habe alles getan, was ich konnte, damit sie es sich aus dem Kopf schlug, doch sie war nicht davon abzubringen; Himmel, was für eine sture Frau!
    Du wirst das vielleicht nicht gutheißen, doch als ich Dich letztes Mal besucht habe, da habe ich ein Auto gemietet und bin zu diesem verfluchten Hügel gefahren - Craigh na Dun. Ich habe Dir von dem Hexentanz in dem Kreis erzählt, kurz bevor Claire verschwand. Als ich mit diesem gespenstischen Anblick im Hinterkopf im Morgenlicht zwischen diesen Steinen stand - da konnte ich ihr beinahe glauben. Ich habe einen davon berührt. Natürlich ist nichts passiert.

    Und dennoch. Ich habe Ausschau gehalten. Ausschau gehalten nach dem Mann - nach Fraser. Und vielleicht habe ich ihn gefunden. Zumindest habe ich einen Mann dieses Namens gefunden, und die Verbindungen, die ich zutage fördern konnte, entsprachen dem, was Claire mir von ihm erzählt hatte. Ob sie die Wahrheit gesagt hat oder ob sie einer wirklichen Erfahrung eine Wahnvorstellung aufgepfropft hat… nun, es hat einen Mann gegeben, dessen bin ich mir sicher!
    Du wirst das kaum gutheißen, doch ich habe mit meiner Hand auf dem verdammten Stein dagestanden und mir nichts mehr gewünscht, als daß er sich öffnen und mich James Fraser von Angesicht zu Angesicht gegenüberstehen lassen würde. Wer er auch immer gewesen ist, wann er auch immer gewesen ist, ich habe mir nichts in meinem Leben so sehr gewünscht, wie ihn zu sehen - und ihn umzubringen.
    Ich bin ihm nie begegnet - ich weiß nicht einmal, ob er wirklich existiert hat! - und doch hasse ich diesen Mann, wie ich noch nie zuvor jemanden gehaßt habe. Wenn es stimmt, was Claire sagt und was ich herausgefunden habe - dann habe ich sie ihm weggenommen und sie all diese Jahre mittels einer Lüge bei mir behalten. Vielleicht nur eine Unterlassungslüge, aber dennoch eine Lüge. Ich nehme an, ich könnte es Rache nennen.
    Priester und Dichter nennen die Rache ein zweischneidiges Schwert; und die Kehrseite ist, daß ich es niemals wissen werde - wenn ich sie vor die Wahl gestellt hätte, wäre sie bei mir geblieben? Oder hätte sie sich wie der Blitz nach Schottland aufgemacht, wenn ich ihr gesagt hätte, daß ihr Jamie Culloden überlebt hat?
    Ich kann mir nicht vorstellen, daß Claire ihre Tochter allein lassen würde. Ich hoffe, daß sie mich ebenfalls nicht verlassen würde… aber… wenn ich mir dessen auch nur irgendwie sicher sein könnte, dann schwöre ich, daß ich es ihr gesagt hätte, doch das kann ich nicht, so ist es nun einmal.
    Fraser - soll ich ihn verfluchen, weil er mir meine Frau gestohlen hat, oder ihm danken, weil er mir meine Tochter geschenkt hat? Ich denke über diese Dinge nach, und dann halte ich inne, angewidert, daß ich solch einer absurden Theorie auch nur einen Moment lang Glauben schenke. Und doch… ich habe ein merkwürdiges Gefühl in bezug auf James Fraser, beinahe eine Erinnerung, so als hätte ich ihn irgendwo einmal gesehen. Obwohl das wahrscheinlich nur das Produkt meiner Eifersucht und meiner Phantasie ist - ich weiß ja, wie der Mistkerl aussieht, viel zu gut; ich sehe sein Gesicht an meiner Tochter; Tag für Tag!
    Doch das ist die merkwürdige Seite daran - ein Gefühl der Verpflichtung.
Nicht nur Brianna gegenüber, obwohl ich der Meinung bin, daß sie ein Recht hat, es zu erfahren - später. Ich habe Dir gesagt, daß ich so ein Gefühl in bezug auf den Mistkerl habe? Manchmal kann ich ihn fast spüren, wie er mir über die Schulter blickt, am anderen Ende des Zimmers steht.
    Der Gedanke war mir noch gar nicht gekommen - meinst Du, ich werde ihm im Jenseits begegnen, falls es existiert? Merkwürdiger Gedanke. Ob wir uns wohl als Freunde begegnen, frage ich mich, jenseits der Sünden des Leibes? Oder für immer in eine keltische Hölle gesperrt enden, unsere Hände um die Kehle des anderen geschlungen?
    Ich habe Claire schlecht behandelt - oder auch gut, je nachdem, wie man es betrachtet. Ich werde nicht ins schmutzige Detail gehen; belassen wir es dabei, daß es mir leid tut.
    Das ist es also, Reg. Haß, Eifersucht, Lüge, Diebstahl, Treulosigkeit, alles. Ich habe nicht viel in die Waagschale zu legen, außer der Liebe. Ich liebe sie - beide. Meine Frauen. Vielleicht ist es nicht die richtige Art von Liebe - oder nicht genug. Aber es ist alles, was ich habe.
    Immerhin werde ich nicht ohne Beichte sterben - und ich vertraue darauf, daß Du mir zumindest die
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