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Der Ruf Der Trommel

Titel: Der Ruf Der Trommel
Autoren: Diana Gabaldon
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hier, die keinem politischen Zweck diente?
    Doch es hatte einmal eine Zeit gegeben, in der die bloße Gegenwart einer größeren Zahl von Schotten an ein und derselben Stelle einer politischen Erklärung gleichkam, und die meisten der Anwesenden erinnerten sich an diese Zeit. Das Gemurmel wurde lauter; mit dem unterdrückten Zischen der Vehemenz gesprochenes Gälisch umwehte seufzend den Berg wie der Wind vor einem Sturm.
    Vierzig Soldaten zogen mit Gewehren und Schwertern die Straße entlang. Zweihundert Schotten befanden sich hier, die meisten bewaffnet, viele mit Sklaven und Bediensteten. Aber auch mit Frauen und Kindern.
    Ich erinnerte mich an die Tage nach Culloden, und ohne mich umzublicken, sagte ich zu Brianna: »Falls etwas geschieht - irgend etwas - dann steig mit dem Baby in die Felsen hinauf.«
    Roger tauchte plötzlich vor mir auf, und seine ganze Aufmerksamkeit war auf die Soldaten gerichtet. Er sah Jamie nicht an, setzte sich aber schweigend in Bewegung, so daß sie Schulter an Schulter dastanden, ein Bollwerk vor uns. Überall auf der Lichtung geschah das gleiche; die Frauen rührten sich nicht vom Fleck, doch ihre Männer stellten sich vor sie. Wer jetzt auf die Lichtung kam, hätte glauben können, daß die Frauen sich in Luft aufgelöst hatten und an ihrer Stelle eine unnachgiebige Phalanx von Schotten zurückgelassen hatten, die ins Tal hinabstarrten.
    Dann ritten zwei Männer aus dem Schatten der Bäume hervor; ein berittener Offizier, begleitet von seinem Adjutanten mit wehendem Regimentsbanner. Sie gaben ihren Pferden die Sporen und ritten an der Soldatenkolonne vorbei in den Rand der Menge hinein. Ich sah, wie sich der Adjutant von seinem Pferd hinunterbeugte, um eine Frage zu stellen, sah, wie sich der Kopf des Offiziers uns zuwandte, um die Antwort zu bestätigen.
    Der Offizier bellte einen Befehl, und die Soldaten nahmen Ruhestellung ein, die Musketen in den Staub gepflanzt, die karierten Beine gespreizt. Der Offizier drehte sein Pferd in die Menge und bahnte sich langsam seinen Weg durch die dichtgedrängten Menschen, die zögernd vor ihm zurückwichen.
    Er kam auf uns zu; ich sah, wie sein Blick Jamie schon von fern fixierte, der nicht zu übersehen war dank seiner Körpergröße und seines Haars, das wie scharlachrotes Ahornlaub leuchtete.
    Der Mann kam vor uns zum Halten und zog seinen Federhut. Er
glitt vom Pferd, trat zwei Schritte auf Jamie zu und verbeugte sich korrekt und steif. Er war ein kleiner Mann, aber kräftig, vielleicht dreißig, mit dunklen Augen, die so leuchtend wie seine Halsbeuge glitzerten. Aus der Nähe sah ich jetzt, was mir vorher nicht aufgefallen war, das kleinere Metallstück, das an der Schulter seines roten Rockes steckte; eine zerbeulte Brosche aus poliertem Gold.
    »Mein Name ist Archie Hayes«, sagte er in breitem Schottisch. Seine Augen waren fest auf Jamies Gesicht gerichtet, dunkel und voller Hoffnung. »Man sagt, Ihr habt meinen Vater gekannt.«

71
    Der Kreis ist geschlossen
    »Ich habe Euch etwas zu sagen«, sagte Roger. Er wartete schon seit einiger Zeit darauf, Jamie Fraser allein zu erwischen. Fraser war sehr begehrt; jeder wollte für einen Moment seine Aufmerksamkeit. Doch im Augenblick war er allein und saß auf dem umgestürzten Baumstamm, von dem aus er hofhielt. Er blickte mit hochgezogenen Augenbrauen zu Roger auf, wies aber einladend auf den Baumstamm als Sitz.
    Roger setzte sich. Er hatte das Baby dabei; Brianna und Lizzie bereiteten das Essen vor, und Claire war bei den Camerons von der Isle Fleur zu Besuch, deren Lagerfeuer sich in der Nähe befand. Statt Torffeuern lag dichter Holzrauch in der Nachtluft, doch es hätte in vielfacher Hinsicht Schottland sein können, dachte er.
    Jamies Blick erfaßte Klein Jemmys runden Schädel, der mit einem Kupferflaum überzogen war und im Schein des Feuers leuchtete. Er streckte die Arme aus, und nach kurzem Zögern übergab Roger ihm vorsichtig das schlafende Baby.
    »Balach boidheach«, murmelte Jamie, als sich das Baby an seinem Körper regte. »Ja, so ist’s gut.« Er blickte zu Roger hinüber. »Ihr habt mir etwas zu sagen?«
    Roger nickte.
    »Das habe ich, aber nicht in eigener Sache. Man könnte sagen, es ist eine Botschaft, die ich für jemand anderen überbringe.«
    Jamie hob fragend die Augenbraue, eine Geste, die ihn so sehr an Brianna erinnerte, daß Roger innerlich zusammenschrak. Er hustete, um es sich nicht anmerken zu lassen.
    »Ich - äh - als Brianna zu den Steinen von Craigh na
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