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Der Ruf Der Trommel

Titel: Der Ruf Der Trommel
Autoren: Diana Gabaldon
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Dun gegangen ist, war ich gezwungen, ein paar Wochen zu warten, bevor ich ihr folgen konnte.«
    »Aye?« Jamie machte ein argwöhnisches Gesicht, wie immer, wenn von Steinkreisen die Rede war.
    »Ich bin nach Inverness gefahren«, fuhr Roger fort und hielt den Blick auf seinen Schwiegervater gerichtet. »Ich habe in dem Haus gewohnt,
in dem mein Vater gelebt hat, und ich habe einen Teil der Zeit damit verbracht, seine Papiere durchzusehen; er hat jede Menge Briefe und alten Kram verwahrt.«
    Jamie nickte. Er fragte sich sichtlich, worauf Roger hinauswollte, war aber zu höflich, um ihn zu unterbrechen.
    »Ich habe einen Brief gefunden.« Roger holte tief Luft und spürte sein Herz in seiner Brust schlagen. »Ich habe ihn auswendig gelernt, weil ich dachte, ich würde Claire davon erzählen, falls ich sie fand. Aber als ich sie dann gefunden habe« - er zuckte mit den Achseln -, »da war ich mir nicht mehr sicher, ob ich es ihr sagen sollte - oder es Brianna sagen sollte.«
    »Und jetzt fragt Ihr mich, ob Ihr es ihnen sagen sollt?« Frasers Augenbrauen hoben sich, dicht und rot, Anzeichen seiner Verwunderung.
    »Vielleicht. Aber als ich darüber nachgedacht habe, kam mir der Gedanke, daß der Brief Euch vielleicht mehr betrifft als sie.« Jetzt, wo der Augenblick gekommen war, stellte Roger fest, daß er Mitgefühl für Fraser empfand.
    »Ihr wißt, daß mein Vater Priester war? Der Brief war an ihn gerichtet. Ich nehme an, daß er sozusagen unter dem Siegel der Beichte geschrieben wurde - aber ich denke mir, daß der Tod dieses Siegel aufgelöst hat.«
    Roger holte tief Luft, schloß die Augen und sah die schwarzen Buchstaben, die schräggestellt über die Seite liefen, eine ordentliche, kantige Handschrift. Er hatte ihn über hundertmal gelesen; er war sich jedes Wortes sicher.
     
    Lieber Reg (stand darin);
    Ich habe etwas am Herzen. Abgesehen von Claire, meine ich (sagt er voll Ironie). Der Arzt sagt, wenn ich vorsichtig bin, kann es noch Jahre dauern, und ich hoffe es - aber es könnte ja anders kommen. Die Nonnen in Briannas Schule haben den Kindern immer einen Mordsschrecken eingejagt mit dem fürchterlichen Schicksal, das Sünder erwartet, die ohne Beichte und Vergebung sterben; ich will verdammt sein (bitte verzeih mir den Ausdruck), wenn ich Angst vor dem habe, was danach kommt - falls überhaupt. Aber auch hier könnte es ja anders kommen, nicht wahr?
    Dies ist etwas, das ich unserem Gemeindepfarrer aus naheliegenden Gründen nicht erzählen könnte. Ich bezweifle, daß er die Sünde darin erkennen würde, selbst wenn er nicht hinausschlüpfen würde, um diskret am Telefon psychiatrische Hilfe anzufordern!

    Aber Du bist Priester, Reg, wenn auch kein Katholik - und was wichtiger ist, Du bist mein Freund. Du brauchst diesen Brief nicht zu beantworten; ich glaube nicht, daß man ihn beantworten kann. Aber Du kannst es Dir anhören. Eines Deiner großen Talente, das Zuhören. Hatte ich Dir das schon gesagt?
    Ich schiebe es auf die lange Bank, obwohl ich nicht weiß, warum. Am besten heraus damit.
    Du erinnerst Dich sicher an den Gefallen, um den ich Dich vor ein paar Jahren gebeten habe - wegen der Grabsteine auf dem Friedhof von St. Kilda? Lieber Freund, der Du bist, hast Du nie danach gefragt, doch es ist an der Zeit, daß ich Dir den Grund erzähle.
    Weiß Gott, warum man den alten Black Jack Randall da draußen auf einem schottischen Hügel zurückgelassen hat, anstatt ihn zur Beerdigung nach Sussex heimzuholen. Vielleicht hat niemandem genug an ihm gelegen, um ihn heimzuholen. Eine traurige Vorstellung; ich hoffe sehr, daß es nicht so war.
    Doch da liegt er nun einmal. Falls Brianna sich je für ihre Geschichte interessiert - für meine Geschichte - dann wird sie dort nachsehen, und sie wird ihn dort finden; der Standort des Grabes ist in den Familienunterlagen notiert. Das ist der Grund, warum ich Dich gebeten habe, den anderen Stein daneben aufstellen zu lassen. Er wird hervorstechen - alle anderen Steine auf diesem Kirchhof sind so alt, daß sie schon zerbröckeln.
    Claire wird sie eines Tages mit nach Schottland nehmen; dessen bin ich mir sicher. Wenn sie nach St. Kilda kommt, dann wird sie ihn sehen - niemand geht auf einen alten Friedhof, ohne sich die Grabsteine anzusehen. Wenn sie sich fragt, wenn sie mehr wissen will - wenn sie Claire fragt -, nun, soweit bin ich bereit zu gehen. Ich habe die Geste gemacht; ich werde es dem Zufall überlassen, was geschieht, wenn ich fort bin.
    Du weißt von all
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