Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der rote Tod

Der rote Tod

Titel: Der rote Tod
Autoren: Pat N. Elrod
Vom Netzwerk:
starrte, nicht zu denken versuchte und scheiterte – wäre Roddy nicht gewesen. Er erwachte schließlich aus seinem Dämmerzustand und beäugte mich sowohl mit Vorsicht als auch mit Neugierde. Auch schien er einige vage Erinnerungen an die Fragen zu haben, die ich ihm gestellt hatte.
    »Übergibs' du Nathan auch den Soldaten?«, fragte er.
    »Er hat diesen Mann getötet, oder?«, fragte ich zurück. Ich hatte immer noch genug Verstand, um zu versuchen, die Fiktion vom Tod eines anderen aufrechtzuerhalten.
    »Nun, es is' Krieg, oder nich'? Leute werden im Krieg getötet.«
    Es hatte keinen Zweck, ihm da zu widersprechen. »Und was wäre, wenn du es gewesen wärst? Würde es dir nichts ausmachen, wenn jemand dich niederschießt, nur weil Krieg herrscht?«
    Er schüttelte den Kopf, nicht als Antwort, sondern aus Verwirrung. Er hatte sich niemals zuvor als Zielscheibe gesehen.
    »Hat Nathan auch diesen Söldnerjungen getötet?« Statt einer Antwort senkte Roddy den Blick.
    »Dann vermute ich, dass sie dich auch dafür hängen werden.«
    »Aber Ezra hier sagte, dass ...«
    »Sie wissen, dass du kein Soldat bist. Er kann zu deinen Gunsten jeden beliebigen Eid schwören, aber sie werden ihm nicht glauben. Sie werden dich als Pferdedieb oder Mörderspion hängen, egal, was passiert.«
    »Aber ich bin kein Spion, un' wie kann ich 'n Pferdedieb sein, wenn es unsere eigenen Pferde waren, die wir zurückgeholt ha'm?«
    Und wie konnte ich ihn im Stich lassen, sodass er gehängt werden würde?
    Das war die einzige Frage, die mir durch den Kopf ging, und die unvermeidliche Antwort war die, dass ich es nicht konnte.
    »Es gab schon genug Tod ...«
    »Wie?«
    »Roddy, wenn ich dich hier heraushole, findest du dann einen Weg von der Insel herunter?«
    »Was meinst du?«
    »Wenn du entkommst, wirst du dich so weit von hier entfernen müssen, wie du nur kannst. Das bedeutet, dass du nicht nach Hause oder auch nur nach Suffolk County gehst, da dies die ersten Orte sind, wo sie nachsehen werden.«
    »Ich weiß nich', wie das geh'n soll, aber Ezra hier sagte, er wusste, wo wir 'n Boot finden könnten.«
    »Wo liegt es?«
    »Sechs Kilometer von hier, vielleicht auch weniger.«
    »Glaubst du, du schaffst es vor Tagesanbruch?«
    »Leicht. Aber wie ...«
    »Mach dir keine Gedanken, wie. Ich bin in ein paar Minuten wieder da. Wecke deinen Freund, und sag ihm, er soll seinen Mund halten, wenn ich komme.«
    Ich ließ die Kerze bei ihnen und ging zurück zur Leiter, während ich darauf achtete, mich zu bücken. Nash war verschwunden, aber der Wächter war noch auf seinem Posten, als ich auftauchte.
    »Alles in Ordnung?«, fragte er.
    »Ja. Sind Sie schläfrig?«, fügte ich auf Englisch hinzu.
    »Was?«
    »Schläfrig?« Ich führte ihm pantomimisch ein Gähnen vor, legte meinen Kopf auf die Seite und schloss meine Augen einen Moment lang, dann deutete ich fragend auf ihn.
    Er grinste und schüttelte den Kopf. Dieser Idiot.
    Irritiert, dass ich eine Sprachlektion wollte, aber geschmeichelt durch mein Interesse, stattete er mich prompt mit der Waffe aus, nach der ich suchte.
    »Schlafen.«
    »Ja, schlafen, mein Freund. Schlafen. Schlafen ...«
    Ich fing ihn auf, als er nach vorne fiel, keine leichte Aufgabe mit nur einem Arm. Da er eine schwere Last und nicht leicht zu manövrieren war, gelang es mir nur, ihn hinzulegen, ohne allzu viel Lärm zu machen. Seine Muskete und sein Säbel verursachten ein wenig Geklapper, aber zwischen uns und dem Rest des Wirtshauses befanden sich schwere Türen. Ich musste mich beeilen, denn Nash könnte zurückkehren, oder jemand anderer könnte hereinstolpern und mich stören, während ich die Taschen des Mannes durchwühlte. Eine Schnupftabaksdose, ein paar Münzen – wo bewahrte der Mann ihn auf?
    Da. Ein Ring, schwer behängt mit Schlüsseln. Ich griff danach und stieg die Leiter hinab. Andrews war wach und sah streitlustig aus.
    »Was ha'm Sie mit uns vor? Dass wir bei der Flucht erschossen werden? Isses das, was Sie wollen?«
    »Seien Sie nicht so ein Narr, Mr. Andrews ...«
    »Für Sie heißt das Leutnant, Sie lügender Tory.«
    »Dann Leutnant.« Ich durchsuchte die Schlüssel und versuchte den richtigen zu finden, der in die Schlösser an ihren Ketten passte. »Denken Sie, was Sie wollen, aber halten Sie den Mund. Wenn Sie wieder erwischt werden, dann enden wir alle am Galgen, und ich habe kein Bedürfnis danach, für Leute wie Sie zu sterben.«
    »Er versucht uns zu helfen, Ezra«, warf Roddy ein. Als ob er
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher