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Der Ring von Ikribu

Titel: Der Ring von Ikribu
Autoren: David C. Smith & Richard L. Tierney
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hatten. Die Akoluthen schritten vor ihnen her, ohne sich je eine Pause zum Essen oder Ausruhen zu gönnen.
    Im Westen, nun nicht mehr sehr weit entfernt, sahen sie ein dunkles Felsmassiv – und auf ihm Asroths Festung. Der langsam ansteigende Boden war leicht grasig, und die Bäume wurden immer weniger, je näher sie dem niedrigen Felsen kamen.
    Sonja dachte an Olin und den Traum der vergangenen Nacht – an Olins Vorhaben, seine Anständigkeit, seine Gerechtigkeit, seinen Edelmut – und seine Liebe. Die Erinnerung lastete schwer auf ihr, und sie betrauerte den Verlust dessen, was hätte sein können, wenn Olin noch lebte.
    Sie hatte nicht den Ehrgeiz, den Überrest von Olins Armee zu führen. Zwanzig Mann konnten auch nicht mehr Armee genannt werden. Sie dachte daran, wie sie neu in Olins Lager geritten war – als die Zahl der Männer immer noch etwas gering für eine Armee war, was jedoch Olins Führungsgeist und Entschlossenheit wettmachte.
    Und das hier war nun alles, was davon übrig geblieben war – zwanzig erschöpfte Männer, die ihre früheren Gegner, ein Dutzend Ikribu-Anhänger aus dem Süden, begleiteten. Wahnsinn! Aber hatte der Ring Ikribus je etwas anderes als Wahnsinn hervorgebracht?
    Und Asroth – war er wirklich tot? Wenn ja, fragte sich Sonja, warum folgte sie dann immer noch diesem Weg, nur um Zeuge zu sein, wie die Seele einer Leiche durch stygische Zauberei in die Hölle verbannt wurde? Asroth! Sie hatte ihn nie gesehen, aber sein Name hatte als schwere Last auf jedem Schritt dieses Feldzugs auf ihnen allen gelastet. Wie viele Menschen hatten durch Asroth den Tod gefunden? Suthad war durch ihn zur Geisterstadt geworden, nur noch ein Punkt auf der Landkarte. Und Asroth war ein gesichtloser Name für sie, ein unvorstellbares Wesen der Finsternis, das Tod und Grauen und Hexerei über das Land brachte. Sie hatte gegen diesen Namen gekämpft, hatte Asroth mit jedem Schwertstreich getötet, seinen Namen mit jedem Atemzug verflucht und ihn mit jedem Schritt in die Hölle verdammt.
    Asroth – ein Name, ein gesichtloses Grauen …
    Unwillkürlich schüttelte sie sich, schluckte den letzten Bissen der reifen Frucht hinunter, nahm die Zügel fester in die Hand und ritt zu den Akoluthen. Sie spürte die Augen ihrer Leute auf sich, als sie sie verließ. Sie zügelte ihr Pferd neben dem Oberpriester.
    »Wie weit ist es noch?« fragte sie. »Der Felsen sieht nahe aus, aber die Entfernung täuscht manchmal.«
    »Nicht mehr weit«, versicherte ihr der Stygier. Er schaute nicht zu ihr hoch, sondern schritt unbeirrt weiter, die Hände in den Ärmeln verborgen. »Vor Einbruch der Nacht haben wir die Festung erreicht. Die Gefahr ist noch nicht gebannt.«
    Sonja verzog das Gesicht, lenkte ihren Rotschimmel zur Seite, ließ die Akoluthen an sich vorbei und wartete auf ihre Männer. Allas lenkte sein Pferd zu ihrem und blickte sie fragend an.
    »Noch ein halber Tagesritt«, sagte sie. »Gegen Abend werden wir dort sein.«
    »Und dann?« fragte Allas.
    Sonja zuckte die Schulter.
     
    Donner grollte. Schwere Gewitterwolken hingen tief am Himmel. Blitze zuckten im Osten hinter der Schwärze der schnell herantreibenden Wolken. Aufs neue hallte der Donner, während die Wolken das Licht verdrängten.
    Die Festung hob sich mit ihren starken Mauern dunkel dem Himmel entgegen, an dem vereinzelte Blitze zuckten.
    Es fing an in dicken Tropfen zu regnen, bis es wie aus Kübeln goss. Tias drängte sich näher an Allas. Auch die anderen drängten ihre Rosse zusammen, so dass sich deren Seiten fast streiften. Sonja, die mit Allas und Tias an der Spitze ritt, griff nach ihrem Umhang hinter dem Sattel und warf ihn sich über, aber er war schnell durchnässt.
    Der Regen raubte fast die Sicht, so schloss Sonja dicht hinter den Akoluthen auf, die der Regen unheimlicherweise nicht berührte. Ein gelber Schleier schien jeden von ihnen einzuhüllen, und von ihm prallten die Tropfen ab. Ihre kahlgeschorenen Schädel glänzten nicht nass, ihre dicken Gewänder troffen nicht, während Sonja, nur wenige Schritte hinter ihnen, völlig durchweicht war.
    Am Spätnachmittag schlugen sie einen Weg ein, der sich den Felshang hochschlängelte. Der Regen ließ nicht nach, der Himmel hing wie eine umgekippte Schüssel tief über ihnen, und die dunklen Wolken waren in ständiger Bewegung. Immer wieder zuckten Blitze, und einige schlugen in Bäume auf dem niedrigen Felsmassiv ein.
    Der Weg war halsbrecherisch und die Festung hinter Felsüberhängen
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