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Der Ring von Ikribu

Titel: Der Ring von Ikribu
Autoren: David C. Smith & Richard L. Tierney
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der Stygier? Da sprach der Priester erneut.
    »Asroth ist tot!« sagte er.
     
    »Tot?« fragte Sonja nach längerem Schweigen.
    »Wir fühlen es«, versicherte ihr der Oberpriester. Die anderen hinter ihm nickten.
    »Dann hat Pelides ihn also getötet?« fragte Sonja.
    »Es ist möglich. Doch selbst im Tod ist Asroth ein gefährlicherer Hexer als jeder lebende. Es genügt nicht, seinen Körper zu töten. Er muss vernichtet werden, Leben um Leben, damit er nie wieder auferstehen kann. Er starb schon einmal und kehrte zurück. Selbst Pelides mit dem Ring als Schutz weiß nicht, wie Asroth für immer totgehalten werden kann.«
    »Und was ist mit Pelides?« erkundigte sich Sonja mit harter Stimme.
    »Vielleicht ist auch er tot, denn sein Leben war mit dem Zauber verbunden, den Asroth ihm auferlegte. Lasst uns jetzt vorbei, damit wir zur Festung marschieren können. Ein Opfer ist nun nicht mehr erforderlich.«
    Sonja und die Soldaten behielten sie wachsam im Auge. Hinter den Akoluthen sahen sie, dass das Sumpfland bereits heller wurde. Der Morgen begann zu grauen. Bodennebel stieg auf. Der neue Tag erwachte.
    »Lasst uns vorbei!« sagte der Stygier erneut.
    »Es ist ein Trick!« schrie ein Soldat. »Sie werden versuchen uns zu töten, wenn wir sie durchlassen.«
    »Kein Trick«, versicherte der Oberpriester. »Wir brauchen euch nicht mehr, weder tot noch lebendig. Also lasst uns jetzt vorbei, oder wir müssen euch töten, um weiterzukommen.«
    Sonja beobachtete sie noch kurz, dann senkte sie die Klinge. »Lasst sie durch!« sagte sie.
    Langsam, wachsam, traten die Soldaten zur Seite und drängten sich links und rechts zusammen. Die Akoluthen marschierten einer hinter, dem anderen hindurch und erreichten das Ende des Lagers.
    »Tarims Blut!« hauchte Sonja erleichtert, als die Stygier in der Dunkelheit des Sumpfwaldes verschwunden waren. Sie blickte auf die Männer – ihre Leute nun, da es keinen anderen Führer mehr gab –, auf den verwundeten Allas und den toten Som. Tias saß erschöpft und verängstigt neben ihrem Liebsten. Überhängende Zweige filterten das Tageslicht. Nebelschwaden stiegen schwerfällig auf.
    Sonja ging zu ihrem Rotschimmel, der sich nach der Schlacht glücklicherweise wieder eingefunden hatte, und band ihn vom Stamm eines nahen Baumes. Einige Soldaten scharten sich um sie.
    »Was habt Ihr vor?« rief Allas ihr zu.
    »Ich folge den Stygiern«, antwortete sie und steckte ihr Schwert in die Hülle. »Wir begannen diesen Feldzug zu Asroths Festung. Olin hätte ihn ganz sicher nicht hier aufgegeben, und ich werde es genauso wenig. Ihr alle könnt euch entscheiden, was ihr tun wollt. Es erscheint mir unsinnig, den Weg, den wir gekommen sind, zurückzukehren. Dieses Sumpfland reicht nicht viel weiter – schon gestern haben wir Asroths Festung auf dem Felsen erspäht. Für den Weg westwärts dürften wir kaum mehr länger als einen halben Tag brauchen. Sobald wir dieses Sumpfland hinter uns haben, könnt ihr gehen, wohin ihr wollt, aber ich werde den Weg bis zu seinem Ende nehmen, um mich zu vergewissern, dass Asroth auch wirklich vernichtet ist.«
    Allas rief, dass er sie begleiten würde. Der Rest der Männer fand, dass die Westrichtung tatsächlich die kürzeste zu festem Land war. Einige waren so erleichtert über Asroths Tod, dass auch sie mitkommen wollten, um sich in der Festung nach Schätzen umzusehen.
    »Kannst du aufsitzen, Allas?« fragte Sonja.
    »Ja«, versicherte er ihr.
    Tias half ihm auf sein Pferd, dann gelang es ihr, vor ihm aufzusitzen. Auch die anderen Soldaten schwangen sich in die Sättel, und der kleine Trupp folgte Sonja westwärts. Das Tageslicht wurde heller, der Sumpfwald lichter und der Boden unter den Hufen allmählich fester.
    Am frühen Vormittag sahen sie die Akoluthen vor sich. Sie verringerten ihre Geschwindigkeit und folgten ihnen in einigem Abstand. Ein paar Stygier drehten sich zu ihnen um, doch es sah aus, als hätten sie nichts gegen ihre Begleitung.
    Hintereinander zogen die beiden Trupps durch das restliche Sumpfland.
     
    »Allas, ich habe einen Onkel in Messantia«, sagte Tias. »Wenn wir das hier erst überstanden haben, können wir zu ihm reisen. Er wird uns ein Zuhause geben, und auch du wirst ihm bestimmt willkommen sein.«
    Gegen Mittag lag das Sumpfland endgültig hinter ihnen, und sie zogen nun auf festem Boden durch einen lichten Wald. Sonja und ihr Trupp ritten gemächlich dahin und aßen Beeren und andere Früchte, die sie unterwegs aufgelesen
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