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Der Ring an meiner Hand

Der Ring an meiner Hand

Titel: Der Ring an meiner Hand
Autoren: SARA CRAVEN
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Mann, mein Freund.“
    „Das denke ich auch.“ Emilys Vater legte eine Hand auf ihre Schulter. „Und jetzt lauf, mein Schatz, und pack deine Koffer aus. Wir sehen uns später zum Tee.“
    Als sie zögernd wieder hinaus auf den Flur trat, entdeckte sie die Haushälterin Mrs. Pennystonee, die sie ängstlich ansah.
    „Oh, Miss Emily, ich hätte Ihnen sagen sollen, dass Ihr Vater nicht gestört werden will“, entschuldigte sie sich. „Ich hoffe, er ist nicht wütend.“
    „Das glaube ich nicht.“ Emily griff nach ihrer Tasche, die am Fuß der Treppe stand. „Machen Sie sich keine Sorgen, Penny. Später trinken wir alle zusammen Tee. Ich schätze also, er hat mir mein vorlautes Benehmen verziehen. Ich werde mich nachher entschuldigen, wenn der Besucher weg ist.“
    „Er bleibt über Weihnachten hier. Ihr Vater hat mich gestern angewiesen, das goldene Zimmer für ihn herzurichten.“
    „Wirklich?“ Emily erstarrte. „Aber Dad hatte noch nie Gäste über Weihnachten, sondern sagt immer, Frieden auf Erden solle zu Hause anfangen. Die Party am zweiten Weihnachtsfeiertag für ein paar Auserwählte erträgt er doch kaum.“
    „Dieses Jahr ist auch das anders. Die ganze Nachbarschaft kommt.“
    „Sogar die Aubreys von High Gables?“ Emily versuchte, beiläufig zu klingen.
    Dad muss diesen Conte Wie-hieß-er-gleich? wirklich beeindrucken wollen, dachte sie, als sie die Treppe nach oben ging. Aber wenn das bedeutete, dass Simon Aubrey zu der Party kam, konnte sie dem unerwarteten Gast nur dankbar sein.
    Mein lieber wundervoller Simon, dachte sie und lächelte, als sie sein Bild in ihrem Kopf heraufbeschwor. Doch über Simons jungenhaftes schönes Gesicht legte sich ein dunkleres älteres, auf dem sich ein feines Lächeln abzeichnete. Ein Gesicht, das mit den ausdrucksstarken Zügen unverkennbar maskulin und zugleich atemberaubend attraktiv wirkte.
    Emily fielen die Worte ihres Kunstlehrers ein, der eine Figur auf einem Gemälde aus der Renaissance als „gefallener Engel“ beschrieben hatte.
    Jetzt verstehe ich, was er damit gemeint hat, schoss es ihr durch den Kopf. Denn an Rafaele Di Salis gab es absolut nichts Weiches. Mund und Kinn besaßen einen harten Ausdruck. Die kühle Arroganz in seinem Blick schien die Welt zu warnen, sie solle vor ihm auf der Hut sein. Unwillkürlich erschauerte Emily.
    Während sie die Tasche auspackte, überlegte sie, wie sie reagieren sollte, wenn der Conte sie jemals wieder beobachtete. Ich werde ruhig und kühl zurückstarren, bis er merkt, wie wenig willkommen seine Blicke sind und er sich an seine guten Manieren erinnert.
    Schon bald jedoch fand sie heraus, dass sie ihren schönen Plan vergeblich gefasst hatte. Denn was den Conte anging, schien sie so gut wie unsichtbar zu sein. Bei den wenigen Gelegenheiten, bei denen sie einander begegneten, behandelte er sie mit ausgesuchter Höflichkeit, dessen Distanziertheit sie frösteln ließ.
    Noch viel mehr litt Emily darunter, dass ihr Vater ungewöhnlich beschäftigt wirkte. Er und der Conte verbrachten fast die gesamte Zeit zurückgezogen im Arbeitszimmer. Dabei kümmerte sich ihr Vater seit dem Tod ihrer Mutter vor fünf Jahren in den Schulferien sonst immer liebevoll um sie.
    Andererseits gab es jetzt Simon Aubrey in ihrem Leben. Bislang hatten sich die Aubreys und die Blakes nie wirklich nahegestanden. Auch Simon, der Neffe von Mr. Aubrey, war zwar in der Vergangenheit ein regelmäßiger Gast im Haus gewesen, nahm dabei aber kaum Notiz von ihr. Das änderte sich erst letzten Sommer, als Emily an einem wundervollen Sonntagnachmittag eine Einladung zum Tennisspiel auf dem neuen Platz annahm.
    Eigentlich sprach Jilly, die einzige Tochter der Aubreys, die Einladung aus. Die kühle Blondine mit den langen Beinen war drei Jahre älter als Emily und teilte ihr recht unumwunden mit, dass sie nur frage, weil eine andere Freundin in letzter Minute abgesagt habe, man aber eine gerade Spielerzahl brauche.
    Das war kein vielversprechender Anfang. Doch dann lächelte Simon sie an und erwählte sie zu seiner Partnerin, woraufhin Emily sich gleich viel besser fühlte. Und als sie gewannen, sonnte sie sich glücklich in seiner Bewunderung.
    Danach bestand Simon darauf, dass die Aubreys sie fast jeden Tag zum Tennis oder zum Schwimmen im Pool einluden. Jilly gefiel diese Entwicklung ganz und gar nicht, und sie machte auch keinen Hehl aus ihrer Abneigung.
    Emily jedoch interessierte Jillys Feindseligkeit nicht. Denn sie hatte sich verliebt.
    Und zu
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