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Der Ring an meiner Hand

Der Ring an meiner Hand

Titel: Der Ring an meiner Hand
Autoren: SARA CRAVEN
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vorgeschlagen, dass ich zum Tee zurückkehre. Er sagte, es sei ein interessantes Ereignis.“ Dabei blickte er auf die Unterwäsche, und seine Mundwinkel zuckten. „Jetzt verstehe ich, was er damit meinte.“
    „Das sollte nur ein Witz sein“, erklärte sie rasch. „Und ich glaube nicht, dass Daddy ihn sehr lustig finden würde.“
    „Dann sollten wir ihm vielleicht nichts davon erzählen.“
    „Nein“, entgegnete sie – und fügte dann hinzu: „Danke.“
    Emily wartete, aber er machte keinerlei Anzeichen zu gehen, sondern hielt den Blick fest auf sie gerichtet.
    Sie räusperte sich. „Ich weiß, was Sie jetzt denken …“
    „Nein“, sagte er sanft. „Das wissen Sie nicht.“ Er reichte ihr die Karte. „Tatsächlich genieße auch ich eine Fantasie“, fuhr er fort. „Aber in meiner kommt überhaupt keine Kleidung vor.“
    Danach schenkte er ihr ein kühles unpersönliches Lächeln und ging. Emily blieb mit offenem Mund zurück.
    „Und?“, flüsterte Simon ihr ins Ohr. „Trägst du sie?“
    Emily sah an sich herunter, auf die schlichte weiße Bluse mit dem hohen Kragen und den knöchellangen Rock aus blauem Samt.
    „Nein, sie erschien mir nicht passend.“
    „Vielleicht“, meinte er beleidigt. „Aber sag mir eines, Em. Hast du es nicht manchmal satt, Daddys kleines Mädchen zu spielen? Ist es nicht an der Zeit, erwachsen zu werden und eine Frau zu sein … meine Frau, um genau zu sein?“
    Sie rang nach Luft. „Ich dachte, wir hätten beschlossen zu warten?“
    „Ich habe ja gewartet. Hab doch ein Herz, Schätzchen. Ich bin auch nur ein Mensch, und es macht mich verrückt, mich von dir verabschieden zu müssen, während noch das Feuer in meinen Lenden brennt.“
    Mit geröteten Wangen sah sie sich verlegen um. „Simon, sei leise. Die Gäste können dich hören.“
    „Was sollen sie denn hören? Dass ich dich will, dürfte niemanden aus der Nachbarschaft überraschen außer deinen Vater.“ Er drängte sich näher an sie. „Gibt es denn gar keine Möglichkeit, wie wir zusammen sein können, Süße?“
    „Du meinst, jetzt?“, fragte Emily ungläubig. „Aber ich bin die Gastgeberin. Ich kann nicht einfach … verschwinden. Außerdem bin ich dafür verantwortlich, dass ich unserem Hausgast alle Anwesenden vorstelle“, fügte sie ein wenig bitter hinzu.
    „Meinst du diesen südländischen Kerl, der seit Kurzem durchs Dorf stromert?“ Simon schnaubte. „Um den würde ich mir keine Sorgen machen.“
    „Aber das muss ich. Gestern habe ich mich kaum um ihn gekümmert und mir prompt einen Rüffel von Daddy eingefangen.“ Sie seufzte. „Heute muss ich das wiedergutmachen und dafür sorgen, dass er sich nicht langweilt, stets ein volles Glas hat und so weiter.“
    „Dann könntest du ein Problem bekommen. Alle Frauen haben sich um ihn geschart. Wahrscheinlich musst du eine von ihnen töten, um in seine Nähe zu gelangen.“ Er senkte seine Stimme zu einem schmeichelnden Flüstern. „Em, das ist ein großes Haus. Es muss doch ein Zimmer geben, in das wir gehen könnten … nur ganz kurz.“
    Emily biss sich auf die Lippen. Stellte sie sich so ihr erstes Mal vor? Ein heimliches Treffen in einem leeren Schlafzimmer – mit der ständigen Angst im Nacken, jederzeit entdeckt zu werden?
    „Simon, ich kann nicht. Dad würde mich vermissen. Wir können das Risiko nicht eingehen.“
    „Dann später. Wenn die Party vorbei ist und alle nach Hause gegangen sind“, drängte er. „In ein paar Stunden komme ich zurück. Du lässt die Tür zum Wintergarten für mich offen, hmm?“ Er schwieg einen Moment. „Bitte, Liebling. Es würde mir so viel bedeuten zu wissen, dass du bereit bist, dich mir hinzugeben.“
    Nach einem kurzen Zögern nickte Emily. „Wenn es das ist, was du willst.“
    Er strahlte triumphierend. „Oh, du wirst es auch wollen, mein Schatz. Und du trägst mein Geschenk, versprochen?“
    Mit trockenem Mund und wild klopfendem Herzen widmete Emily sich anderen Gästen. Rafaele Di Salis beobachtete sie mit ausdrucksloser Miene. Doch bevor ihr einfiel, dass sie ja eigentlich zurückstarren wollte, hatte sie sich bereits abgewandt.
    Den Rest des Abends war sie angespannt und nervös. Als stünde sie neben sich, bewegte sie sich durch die einzelnen Gruppen der Gäste, lächelte und plauderte, konnte sich aber bereits Sekunden später an kein einziges Wort mehr erinnern.
    Ihre Augen funktionierten hingegen tadellos. Offenbar hatte Simon recht, was Rafaele Di Salis’ Fähigkeiten anging,
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