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Der Rache kaltes Schwert - Crombie, D: Rache kaltes Schwert - And Justice there is None

Der Rache kaltes Schwert - Crombie, D: Rache kaltes Schwert - And Justice there is None

Titel: Der Rache kaltes Schwert - Crombie, D: Rache kaltes Schwert - And Justice there is None
Autoren: Deborah Crombie
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vermied es, ihm in die Augen zu sehen.
    Langsam schlenderte sie nach Hause zurück. Die Reaktion ihres Vaters hatte ihren Enthusiasmus deutlich gedämpft. Sicherlich irrte er sich – was sollte denn schon passieren? Sie wusste, dass es Ärger gegeben hatte, als Familien aus der Karibik anderswo im Viertel eingezogen waren; im Blenheim Crescent, gleich um die Ecke vom Café, war es sogar zu regelrechten Krawallen gekommen. Aber die meisten Leute in ihrer Straße kannte sie schon seit frühester Kindheit; sie konnte sich nicht vorstellen, dass sie zu den Dingen fähig sein sollten, über die sie die Erwachsenen hatte flüstern hören.
    Doch als sie in der Westbourne Park Road ankam, sah sie, dass sich vor dem Nachbarhaus eine Menschenmenge gebildet hatte. Schweigend und wachsam standen sie um den Lastwagen herum. Von den Neuankömmlingen war nichts zu sehen.
    Sie zögerte einen Moment, als sie sich an die Anweisungen ihres Vaters erinnerte. Dann tauchte an einem Fenster im ersten Stock ein dunkles Gesicht auf, und die Menge wurde unruhig; ein bedrohliches Gemurmel erhob sich.
    Ohne einen weiteren Gedanken an ihr Versprechen zu verlieren, bahnte sie sich einen Weg zur Ladefläche des Lastwagens, schnappte sich die größte Kiste, die sie tragen konnte, und marschierte damit zur
Haustür. Sie warf der Versammlung noch einen trotzigen Blick über die Schulter zu, dann drehte sie sich um und klopfte an die Tür.
     
    Als sie die Treppe vom obersten Stock des Hauses herunterkamen, vernahm Kincaid das leise, aber hartnäckige Klingeln eines Telefons. Das Geräusch schien aus der Nähe des Kleiderständers zu kommen. Gemma fluchte halblaut vor sich hin, während sie das Zimmer durchquerte und die Hand in die Tasche ihrer Jacke steckte, um das Handy herauszuholen.
    Aus der Art, wie sie der Stimme am anderen Ende mit unbewegter Miene lauschte, schloss Kincaid, dass sie keinen romantischen Abend zu zweit verbringen würden, um den Beginn eines neuen Zeitabschnitts in ihrer Beziehung zu feiern.
    »Worum ging’s?«, fragte er, als sie das Gespräch beendet hatte.
    »Ein Mord. Ganz in der Nähe, bei der Kirche.«
    »Dein Fall?«
    Sie nickte. »Vorläufig jedenfalls. Der Superintendent ist nicht zu erreichen.«
    »Irgendwelche Einzelheiten?«
    »Eine junge Frau. Ihr Mann hat sie gefunden.«
    »Komm. Du wirst schneller dort sein, wenn ich dich hinfahre.« Er spürte schon den gewohnten Nervenkitzel, doch während sie zum Wagen eilten, wurde ihm zu seiner Enttäuschung klar, dass er bei diesem Fall nur ein Zuschauer sein würde, ganz gleich, welche interessanten Herausforderungen er bereithalten mochte.
    Als sie den höchsten Punkt des Hügels erreichten, sah er auf der linken Straßenseite das Blaulicht aufleuchten. Kincaid parkte hinter dem letzten Streifenwagen. Sie stiegen aus, und er folgte Gemma, die bereits den Polizisten begrüßte, der zur Sicherung des Tatorts eingeteilt war.
    »Was können Sie mir sagen, John?«, fragte sie leise.
    Der junge Mann war ein wenig grün im Gesicht. »Ich war
als Erster vor Ort. Dieser Gentleman kam nach Hause und fand seine Frau am Boden zwischen dem Wagen und der Hecke. Er hat gleich einen Krankenwagen gerufen, aber es war schon zu spät – sie war tot.«
    »Todesursache?«
    »Jemand hat ihr die Kehle durchgeschnitten.« Er schluckte. »Alles voller Blut.«
    »Ist die Gerichtsmedizin verständigt worden? Und die Jungs von der Spurensicherung?«
    »Ja, Ma’am. Sergeant Franks hat das Kommando bis zu Ihrem Eintreffen übernommen.«
    Kincaid bemerkte, wie Gemma das Gesicht verzog, doch sie sagte nur: »Danke, John, das genügt. Sie werden doch den Tatort abgesperrt haben, bevor die Spurensicherung eintrifft?«
    »Ja, Ma’am. Constable Paris übernimmt das.« Während er sprach, trat eine Polizistin hinter dem letzten der Streifenwagen hervor. Sie begann das blauweiße Band zu entrollen, mit dem sie die Grenzen des Tatorts markieren würde.
    Kincaid blieb hinter Gemma zurück, während sie mit der jungen Frau sprach, und sah als Erster den korpulenten Mann auf sie zukommen, der bereits den für Tatortbegehungen vorgeschriebenen weißen Overall übergezogen hatte. Das musste Sergeant Franks sein, von dem Gemma mit Abneigung und dennoch mit Respekt gesprochen hatte. Franks, ein Mann in mittleren Jahren mit beginnender Glatze und einem faltigen Gesicht, das ihm einen Ausdruck permanenter Unzufriedenheit verlieh, sprach Gemma an, ohne sich mit einer Begrüßung aufzuhalten. »Sie sollten sich
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