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Der purpurne Planet

Der purpurne Planet

Titel: Der purpurne Planet
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
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Station interessiert, weil in ihrer unmittelbaren Nähe gleich drei Fixsterne sind: die Proxima und ihre Nachbarn Toliman I und II. Und die Biologen erhofften sich fundamentale neue Erkenntnisse von dem gigantischen Experiment, die Entwicklung des Lebens auf einem ganzen Planeten bewußt zu steuern.
    Jochen Laurentz, dem eben Zwanzigjährigen, wurde eine Forschungsgruppe des Weltrates zur Verfügung gestellt. Innerhalb von zwei Jahren arbeitete er den Plan für PROJEKT RELAIS aus. Der Plan wurde nach langen Diskussionen und vielen Änderungen und Präzisierungen gebilligt – und durchgeführt.“
    Uwes Stimme war bei den letzten Sätzen nüchterner und scheinbar uninteressierter geworden. Irina spürte, daß sie ihm über irgendeinen schwierigen Punkt hinweghelfen mußte. Wie hilft man einem Mann wie Uwe in solchem Fall? Am besten wohl durch echtes Interesse. Sie brauchte es nicht einmal zu spielen, sie war jetzt so auf das Weitere gespannt, daß der Klang ihrer Stimme, mit der sie nach diesem Plan fragte, sie selbst überraschte.
    Uwe antwortete anfangs in demselben nüchternen Ton. Er sprach so knapp, daß sie Mühe hatte zu folgen.
    „Jochen Laurentz nannte sein Projekt RELAIS, weil er mit vergleichsweise geringem Aufwand große Entwicklungen auslösen wollte. Dementsprechend erhielt der Planet den Namen RELAIS und das Raumschiff, das mit sechs Mann Besatzung starten und dort eine Station errichten sollte, den Namen RELAIS 1. Die Zahl der Besatzungsmitglieder war deswegen so klein gehalten, weil wenigstens für die ersten Jahre alles zum Leben und zur Arbeit Notwendige mitgeführt werden mußte.
    Als Reisezeit waren dreißig Jahre vorgesehen, die die Besatzung im Zustand der Anabiose, des kontrollierten Todes, zubringen sollte. Eine kürzere Reisezeit wäre zwar technisch möglich gewesen, war aber damals noch zu riskant wegen der interstellaren Materie. Die Zeit mag dir lang vorkommen, aber sie erforderte schon eine Geschwindigkeit, die größer als ein Zehntel der Lichtgeschwindigkeit ist. So weit ist unser nächster Nachbar von uns entfernt.
    Die Erde sollte inzwischen die Produktion von Antistoff so weit steigern, daß die Besatzung nach der Landung auf RELAIS jährlich eine Transportsonde von der Erde erhielt. Diese Sonden würden Material und Informationen befördern, vor allem auch die Elemente für den Bau eines großen Senders, mit dessen Hilfe die Gruppe direkten Kontakt zur Erde aufnehmen konnte. Bis dahin sollte die Verbindung einseitig sein; die Sonden würden, wenn sie vom Planeten RELAIS aus angepeilt wurden, dem Peilzeichen entsprechend landen und vorher einen Funkblitz in Richtung Erde absenden, als Zeichen dafür, daß die Gruppe RELAIS arbeitete.
    Nach fünfjähriger Arbeit – so war vorgesehen – gibt die Gruppe über den Sender Bericht an die Erde und teilt mit, ob sie zurückgeholt, von anderen abgelöst oder dort bleiben und durch weitere Mitarbeiter verstärkt werden will. Die Erde sollte bis dahin ein Raumschiff ausrüsten, das jede dieser drei Varianten in kürzerer Reisezeit ausführen kann. Auf der Erde lag die gesamte Arbeit seitdem in der Hand einer Forschungsgruppe des Kosmischen Rates, die die ständig wachsende Erkenntnis auf allen Gebieten für das Projekt auswertet, die Programme der Sonden bestimmt, den Bau des Raumschiffs leitet…“
    „Und diese Forschungsgruppe“, sagte Irina, „hat dir das Angebot gemacht…?“ Uwe nickte.
    „Und was hat die Gruppe RELAIS verlangt? Will sie zurückkommen?“
    „Die Meldung kann noch gar nicht dasein – schon rein zeitlich nicht. Vor siebenunddreißig Jahren sind sie gestartet, vor zwei Jahren hätte die Meldung abgesandt werden müssen, frühestens in zwei Jahren und vier Monaten könnte sie also hier eintreffen. Aber das ist noch nicht alles.“
    „Nicht? Wieso?“
    „In diesem Jahr blieb die Funkrückmeldung der Sonde aus. Das bedeutet möglicherweise, daß sie nicht abgerufen wurde. Daß also mit der Gruppe RELAIS etwas geschehen sein muß. Und daß das Raumschiff TERRA, das jetzt gebaut wird, ins Ungewisse fliegen wird, weil sie den Sender gar nicht bauen konnten.“ Beide schwiegen.
    „Und auch das ist noch nicht alles“, fuhr Uwe fort, schwieg dann aber wieder.
    Irina spürte, daß nun das entscheidende Wort kam. Sie sah Uwe fragend an, und entschlossen, schnell, beinahe bitter antwortete Uwe: „Jener Jochen Laurentz heiratete vor dem Start. Je weiter aber die Arbeiten fortschritten, um so mehr schreckte seine Frau vor
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