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Der Puppengräber

Der Puppengräber

Titel: Der Puppengräber
Autoren: Petra Hammesfahr
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Angaben machen, wo und mit wem er den Sonntagabend verbracht hatte. Wir stellten wieder einmal seinen Wagen sicher und nahmen ihn mit nach Lohberg. Im Dorf konnten Dirk Schumann und ich zu dem Zeitpunkt nicht viel tun. Die Suche nach Britta Lässler war noch in vollem Gange. Drei Hundertschaften der Polizei und zahlreiche Freiwillige durchkämmten an dem Montagnachmittag die Umgebung des Ortes.
    Wir hofften, dass Bruno uns freiwillig und vor allem schnell sagte, wo das Mädchen war. Aber wir hörten vonihm nur: «Herrgott nochmal, warum soll ich mich denn an einem Kind vergreifen? Das ist doch hirnverbrannt.»
    Bis in den späten Montagabend ging das erste Verhör. Mit dem zweiten begannen wir am Dienstagmorgen. Die Nacht in der Zelle hatte Bruno Kleu etwas umgänglicher gemacht. «Ich habe wirklich keine Ahnung, wo die kleine Lässler sein könnte», begann er. «Und sie ist ja nicht die Einzige. Hören Sie sich mal im Dorf um. Da ist am Freitagabend eine junge Amerikanerin in Ruhpolds Schenke aufgetaucht. Sie wollte zu Lukka, und kein Mensch weiß, wo sie abgeblieben ist. Albert Kreßmann hat’s überall rumerzählt. Warum reden Sie nicht mal mit Lukka? Wenn es darum geht, dass jemand einen besonderen Hass auf die Familie Lässler haben soll, muss er sich nämlich an die eigene Nase packen.»
    Wie ihm in der kurzen Zeit zu Ohren gekommen war, was Heinz Lukka gegenüber Antonia geäußert hatte, erfuhr ich nicht. Es interessierte mich auch nicht. Für uns stand Heinz Lukka nicht zur Debatte. Zum einen hatte er die Polizei eingeschaltet, zum anderen war er am Sonntagabend in einer Stadtratssitzung gewesen.
    «Ich hab ja auch nicht behauptet, er sei es gewesen», sagte Bruno. «Ich sage nur, Lukka hat bei Maria in die Röhre geschaut, ich nicht. Deshalb sollten Sie mal ein ernstes Wort mit Erich Jensen sprechen über – seine Tochter. Und dann fragen Sie ihn am besten gleich, wie Gerta Franken tatsächlich gestorben ist.»
    Die sonderbare Betonung fiel mir auf. Doch ehe ich nachhaken konnte, was es damit auf sich hatte und wer Gerta Franken war, fuhr sich Bruno mit beiden Händen durchs Gesicht und sagte: «Wenn Maria schon früher einen Ton hätte verlauten lassen, da hätte ich meinem Sohn persönlich auf die Finger geschlagen. Aber sie hat mir erst vor zwei Tagen gesagt, dass ich ’ne Tochter habeund es beinahe zwei geworden wären. Die Fehlgeburt, das war auch ein Mädchen. Und irgendwann drehe ich Erich dafür das Gesicht auf den Rücken, das können Sie mir glauben.»
    Wenig später gestand Bruno, dass er vor fünfzehn Jahren ein bisschen geschwindelt hatte. Althea Belashi hatte nicht mit ihm zum Bahnhof, und er hatte auch nicht nach Lohberg fahren wollen. Er hatte sich auf dem Marktplatz mit der jungen Artistin unterhalten, damit niemandem auffiel, dass er auf ein Zeichen von Maria Jensen wartete. Sie hatten es damals immer so gehalten, dass er über den Marktplatz schlenderte und sie ihm vom Fenster aus signalisierte, ob sie wegkonnte oder nicht. An dem Abend hatte er ihr Zeichen so verstanden, dass sie Zeit für ihn hatte. Er war vorausgefahren zum Bruch und hatte Althea Belashi bis zur Gemeindewiese mitgenommen. Aber offenbar hatte Maria die kleine Unterhaltung auf dem Marktplatz falsch gedeutet. Sie war nicht am üblichen Treffpunkt erschienen, hatte ihn stattdessen mit ihrer Aussage in die Klemme gebracht. Er hatte zu der Notlüge Bahnhof gegriffen und der Kellnerin einer Gaststätte fünfhundert Mark für sein Alibi gegeben, um sich das zu ersparen, was er jetzt erlebte.
    «Maria war immer ein bisschen zickig. Zum Heiraten war ich nicht gut genug, da musste ein Mann mit feinen Manieren her. Aber ab und zu braucht sie es weniger fein, dafür bin ich dann zuständig», erklärte Bruno fast resignierend und fügte hinzu: «Erich ist ja immer ziemlich beschäftigt mit der Politik. Und wenn ich mal rechts oder links schaue, ist der Teufel los. Sie ist schon sauer, wenn sie meint, ich hätte mit meiner Frau geschlafen.»
    «Waren Sie am Sonntagabend mit Frau Jensen zusammen?», fragte ich.
    Bruno schüttelte nachdrücklich den Kopf und erklärte:«Maria wird schwören, dass sie daheim gesessen und sich die Augen aus dem Kopf geweint hat. Geweint hat sie tatsächlich, wo, das geht keinen etwas an.» Er grinste müde. «Und jetzt will ich einen Rechtsanwalt. Ich schätze, ohne Alibi brauche ich einen. Irgendeinen, bloß nicht Lukka, der wird mich hier mit Freuden schmoren lassen, und ich will heute noch nach
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