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Der Prometheus-Verrat

Der Prometheus-Verrat

Titel: Der Prometheus-Verrat
Autoren: Robert Ludlum
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zusammen auf dem Rücken eines Pferdes.
    Mit Layla im Laderaum der Spanish Armada auf der Flucht vor Calacanis’ Killern. Versteckt in der alten Kirche in Santiago de Compostela. Beim Durchsuchen von Jacques Arnauds Privatbüro. Mit Lanchester. An der Seite von Tarnapolski in Moskau. Rennend.
    Im Gespräch mit Harry Dunne.

    Szene um Szene – Aufnahmen von Überwachungskameras, aus der Ferne, von nahem, und jedes Mal seine Person als Gegenstand der Beobachtung. Szenen aus seinem Leben, Mitschnitte intimster Momente, geheimster Einsätze. Nichts, kein Augenblick aus den vergangenen zehn Jahren, der nicht gefilmt worden wäre. Kaleidoskopisch flackernd stürzte diese erschreckende Bilderflut auf ihn ein.
    Sogar sein Einstieg durch den Belüftungsschacht in die Tiefgarage war zu sehen. Man hatte ihn dabei beobachtet und von Anfang an gewusst, dass er im Haus war.
    Bryson fühlte sich wie betäubt. Ihm schwirrte der Kopf. Er glaubte, die Besinnung verlieren zu müssen. Zu erfahren, dass man ihn dermaßen missbraucht und vergewaltigt hatte, drehte ihm den Magen um. Die Knie wurden ihm weich; er sank zu Boden und übergab sich; er würgte und würgte noch, als sein Magen schon längst leer war.
    Es war alles gestellt. Man hatte gewusst, dass er kommen würde, und ihn die ganze Zeit über beobachtet.
    »Sie erinnern sich vielleicht: Prometheus hat den Göttern das Feuer geraubt und es den unterdrückten Menschen zum Geschenk gemacht«, sagte eine sanfte, tröstende Stimme, verstärkt über versteckte Lautsprecher.
    Bryson blickte auf. Am anderen Ende des Raumes stand in einer marmornen Nische Gregson Manning.
    »Es heißt, Sie seien ein hervorragender Sprachwissenschaftler. Wenn dem so ist, werden sie die Etymologie des Namens Prometheus wahrscheinlich kennen. Aus dem Griechischen übersetzt, bedeutet er ›Vorbedacht‹. Ein solcher Name passt, wie wir meinen, auch zu uns. Der klassischen Sage nach hat Prometheus der Menschheit die Zivilisation geschenkt; das Geschenk des Feuers symbolisiert Erleuchtung, Einsicht, Wissen. Die Möglichkeit zu erkennen, was im Schatten verborgen liegt. Prometheus, dieser Titan, hat vorsätzlich göttliches Recht gebrochen, als er das Himmelsfeuer auf die Erde geholt und den Sterblichen damit umzugehen beigebracht hat. Das war Verrat, der den Göttern ihre Überlegenheit gegenüber den Menschen streitig machte. Aber diesem Verrat verdanken wir unsere Zivilisation.
Und es ist unsere Aufgabe, ihren Fortbestand zu sichern.«
    Bryson ging ein paar Schritte auf Manning zu. »Und was stellen Sie sich vor?«, fragte er. »Wollen Sie eine Art Stasi im Weltformat?«
    »Stasi?«, entgegnete Manning ärgerlich. »Mir schwebt wahrhaftig nicht vor, die eine Hälfte der Menschheit von der anderen bespitzeln zu lassen, mit dem Ergebnis, dass keiner keinem mehr trauen kann.«
    »Ach ja?« Bryson rückte noch ein Stück an die Marmornische heran. »Zugegeben, die Technologie der DDR war ja auch vorsintflutlich, nicht wahr? Da sind Sie sehr viel besser dran. Ihnen stehen Supercomputer und winzige Glasfaserobjektive zur Verfügung. Sie haben die Möglichkeiten, alle Menschen einzeln unters Mikroskop zu legen. Darum geht’s Ihnen doch, Ihnen und Ihren Kumpanen da draußen, darum, dass dieser Albtraum Wirklichkeit wird. Das Abkommen für Überwachung und Sicherheit ist im Grunde nur Tarnung für Ihre eigentlichen Pläne der globalen Kontrolle, gegen die sich Big Brother geradezu freundlich ausmacht.«
    »Ich bitte Sie, Mr. Bryson. Solange unsere Kinder noch an den Nikolaus glauben, sagen wir ihnen: ›Er weiß , ob ihr lieb oder unartig gewesen seid. Darum seht euch vor.‹ Ob es Ihnen gefällt oder nicht, damit es auf der Welt halbwegs moralisch zugeht, muss es eine Instanz geben, die über alles Bescheid weiß. Ein allgegenwärtiges Auge. Wohlverhalten und Transparenz gehen Hand in Hand. Wenn alles sichtbar gemacht wird, verschwindet das Verbrechen. Terrorismus hat dann keine Chance mehr. Dann ist es endgültig vorbei mit Vergewaltigung, Mord, Kindesmisshandlung. Genozid, Krieg – all das gehört dann der Vergangenheit an. Natürlich auch die Unsicherheit in unseren Städten und die Angst der Menschen, überfallen zu werden. Viele trauen sich doch nicht mehr raus auf die Straße – sie brauchen sich nicht länger zu fürchten und können so leben, wie sie leben möchten.«
    »Und wer passt auf?«

    »Der Computer. Ein riesiger, weltumspannender Verbund von Rechnern. Der Globus wird umflochten sein von
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