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Der Professor - Wie ich Schwedens erfolgreichster Profiler wurde

Der Professor - Wie ich Schwedens erfolgreichster Profiler wurde

Titel: Der Professor - Wie ich Schwedens erfolgreichster Profiler wurde
Autoren: Leif GW Persson
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scheiden, als Mama noch klein war, so ist es nun einmal.
    Der Gedanke, dass ich Ingenieur werden soll, ist auch nicht sonderlich erfreulich. Der Ingenieur ist ein kleiner, magerer Mann mit scharf geschnittenen Gesichtszügen. Er erinnert ein wenig an den Schurken Ville Vessla aus den Büchern über Meisterdetektiv Ture Sventon, die Papa und ich vor dem Einschlafen jetzt immer lesen. Außerdem läuft er immer in Sonntagskleidern herum und nennt Papa »Persson«, wenn er mit ihm redet.
    Ich bin erst fünf Jahre alt, und genauso fängt es an. Als eine Idee in Papas Kopf, dass an seinem einzigen Sohn nicht gespart werden soll. Er soll sein Leben nicht an Hammer und Nagel, Spitzhacke oder Spaten gefesselt zubringen. Ich erinnere mich an den Abend, an dem wir zur höheren Schule gingen, sogar im Detail, aber wenn ich es mir aussuchen darf, erinnere ich mich lieber an die anderen Spaziergänge mit Papa, und rückblickend tröstet es mich, dass Großvater meine Lebensgestaltung mehr beeinflusste als der Ingenieur, ohne dass ich meinen Vater enttäuschen musste.

8.

Der alte Milles, Onkel Bertil und andere Wohltäter
    Das Haus, in dem wir wohnen, gehört einem Architekten, der der jüngere Bruder eines weltberühmten Bildhauers ist. Papa und er freunden sich unverzüglich an, obwohl er doppelt so alt ist wie Papa, etliche Mietshäuser in der Stockholmer Innenstadt besitzt und offenbar einen weltberühmten Bruder hat.
    Wenn Papa mit unserem Vermieter spricht, nennt er ihn Architekt Milles, Architekt oder einfach Milles, und dieser nennt Papa immer nur Gustav. Ihr Umgang und ihre Unterhaltungen sind von gegenseitigem Respekt geprägt, aber obwohl Papa sich fast zwanzig Jahre lang um sein Haus im Tegeluddsvägen kümmert, siezen sie sich immer, und intimer als »Milles« und »Gustav« wird es zwischen ihnen nie. Die Anrede »Milles« ist außerdem besonderen, kritischen Situationen vorbehalten.
    »Haben Sie darüber nachgedacht, Milles, was wir im Frühjahr mit der Waschküche machen sollen? Wir brauchen eine neue Wäscheschleuder, und die Mangel lebt auch nicht mehr lange. Es ist wirklich höchste Zeit, beides zu ersetzen, bevor sich einer der Mieter ernsthaft an ihnen verletzt«, stellt Papa fest.
    »Das überlasse ich mit vollem Vertrauen Ihnen, Gustav«, antwortet Milles, und so ist es fast immer.
    Wenn Mama mit ihm spricht, ist er »Architekt Milles«. Auch den anderen Mietern gegenüber, und obwohl ich so klein bin, sehe ich, dass sie ihre Haltung ändert, wenn sie von ihm spricht, sie wirkt dann in der Tat fast etwas großspurig, aber wenn sie mit Papa und mir über ihn spricht, dann nennt sie ihn nur den »alten Milles«. Ich selbst nenne ihn Onkel Milles. Er hat mir bereits bei unserer ersten Begegnung gesagt, dass ich ihn so nennen soll.
    Als Onkel Milles erfährt, dass ich lesen kann, obwohl ich erst fünf Jahre alt bin, tätschelt er mir den Kopf, lobt mich und schenkt mir eine funkelnde Zweikronenmünze, für die ich mir ein gutes Buch kaufen soll. Zu meinem Geburtstag einige Monate später bekomme ich »Die Schatzinsel«, ein Buch, das er, wie ich einer Widmung entnehme, selbst zu seinem zehnten Geburtstag bekommen hat. Zu Weihnachten und zum Geburtstag bekomme ich jetzt immer ein Buch, von Mark Twain, Alexandre Dumas, Jules Vernes und sogar von Dickens. Ich bekomme die Bücher über Robinson Crusoe und seinen besten Freund Freitag, über Onkel Tom und Huckleberry Finn, über Gulliver und seine Reisen, über Phileas Fogg, Kapitän Nemo und Mr. Pickwick, der ja die Gabe besaß, die geringste körperliche Bewegung in eine Reise zu verwandeln, von der es sich zu erzählen lohnte. Außerdem Geschichten von vielen Entdeckern, die es wirklich gegeben hat und die sich wirklich auf große Fahrt begeben haben.
    Onkel Milles hält auf meine Belesenheit offenbar große Stücke, und er überlässt es mir, ob ich mich in der Fantasie oder in der wirklichen Welt bewegen will. Ich soll es aber nicht übertreiben, und manchmal vergehen mehrere Jahre, bis ich die Bücher verstehe, die er mir geschenkt hat, aber dann sind sie oft besser als vieles, was ich seit langem gelesen habe.
    Ein Ehrenmann, ein guter Mensch und vollkommen normal trotz des Geldes laut Papa Gustav. Außerdem hat er meinem Papa im Vertrauen erzählt, dass sein Vater mit einem normalen schwedischen Son-Namen zur Welt gekommen ist, den er jedoch in Milles ändern ließ, als die Geschäfte besser liefen. Von seinen Jugendfreunden war er nämlich Mille genannt
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