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Der Prinzessinnenclub

Der Prinzessinnenclub

Titel: Der Prinzessinnenclub
Autoren: Katja Reider
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schnelle Schritte zu hören waren.
    Sissi wandte sich überrascht um. »Oh, hallo, Mama, was machst du denn hier?«
    »Na, das ist ja eine Begrüßung...!« Frau Lilienthal strich Sissi flüchtig übers Haar. »Ich wollte nur mal rasch nach Ferdi sehen. Aber so lerne ich endlich auch deine neuen Freundinnen kennen.« Sie reichte Emma und mir lächelnd die Hand. »Hallo, ihr beiden!«
    Ich fand Sissis Mutter sehr hübsch. Sie wirkte so klein und zierlich, irgendwie konnte man sich gar nicht vorstellen, dass sie vier Kinder hatte. Mit einer ungeduldigen Handbewegung strich sie sich eine Locke aus der Stirn. »Habt ihr alles, was ihr braucht? Oder soll ich euch noch ein bisschen Obst hinstellen?«
    »Kein Problem, wir bedienen uns schon selber«, sagte Sissi.
    »Gut.« Sissis Mutter schien zu überlegen, was noch zu erledigen war. Ich kannte diesen Blick. Mama hatte ihn auch oft, vor allem an hektischen Tagen.
    »Übrigens, Sissi, zu Frau Blümlein brauchst du heute nicht zu gehen!«
    »Oh, bringt ihr jemand anders ihren Kuchen?«, erkundigte sich Emma.
    »Vielleicht ja Frau Puppel?« Ich wusste selbst nicht, wieso mir dieser Satz rausgerutscht war. Völlig unsinnig! Schließlich hatte Frau Blümlein keinen Zweifel daran gelassen, dass sie ihre frühere Freundin wohl kaum um einen Gefallen bitten würde.
    Auch Sissis Mutter blickte mich verwundert an. »Meinst du ihre Nachbarin? - Nein, Frau Puppel ganz bestimmt nicht! Ich glaube, die beiden sind noch immer heillos zerstritten.«
    Aha, Frau Lilienthal wusste also über den Streit Bescheid!
    »Wissen Sie eigentlich, was zwischen den beiden passiert ist?«, erkundigte ich mich.
    »Also wirklich, Diana!« Emma puffte mich vorwurfsvoll in die Seite. »Jetzt sei doch nicht wieder so schrecklich neugierig.«
    Aber Sissis Mutter zwinkerte mir zu. »Ich kann schon verstehen, dass euch das interessiert...«
    »Kennen Sie denn den Grund für den Streit?« Plötzlich war ich richtig aufgeregt.
    Sissis Mutter warf einen Blick auf ihre Uhr. »Eigentlich hab ich ja gar keine Zeit, aber gut...!« Sie setzte sich zu Sissi auf die Bank. »Du kennst die Geschichte auch nicht, oder?«
    »Nein.« Sissi schüttelte ungeduldig den Kopf. »Erzähl!«
    »Also«, begann Sissis Mutter, »es ist einige Zeit her, da kamen Frau Puppel und Frau Blümlein jede Woche ein- oder zweimal zu uns ins Café Lilienthal. Sie saßen immer am selben Tisch, tranken Tee, aßen Torte und manchmal spielten sie auch zusammen Rommé. Ich hatte den Eindruck, dass die beiden sich sehr gut verstanden, beste Freundinnen eben.« Sissis Mutter machte eine kleine Pause. »Eines Tages saß plötzlich ein älterer Herr am Tisch der beiden Damen. Die drei amüsierten sich bestens. Es wurde gelacht und geplaudert, Sherry getrunken... und seitdem war dieser Mann immer dabei. - Ich muss sagen, er sah gut aus: groß und stattlich, gut angezogen, volles graues Haar...« Sissis Mutter lächelte. »Ich habe die drei oft beobachtet, weil die beiden älteren Damen so sichtlich aufblühten. Sie trugen plötzlich schickere Kleider, mehr Make-up, sie sprachen lauter, lachten häufiger... Na ja, die üblichen Anzeichen.«
    »Anzeichen wofür?«, unterbrach Emma verwirrt.
    Ich stöhnte auf. »Mensch, Emma! Dafür dass Frau Blümlein und Frau Puppel sich in den Typ verknallt hatten, ist doch klar!«
    Sissis Mutter nickte. »Es war tatsächlich ganz offensichtlich, dass der charmante ältere Herr beiden Damen sehr gut gefiel - und das wurde wohl mit der Zeit zum Problem.« Sissis Mutter trank einen Schluck Wasser. »Einmal, als ihr Begleiter früher gegangen war, hörte ich zufällig, dass Frau Blümlein und Frau Puppel richtig miteinander stritten. Jede warf der anderen vor, den alten Herrn zu ›umgarnen‹ und ihn für sich allein haben zu wollen.«
    Sissis Mutter unterbrach sich und blickte uns fragend an. »Versteht ihr? Es war ein richtiges Eifersuchtsdrama!«
    »Aber Frau Blümlein und Frau Puppel sind doch schon so alt!«, wandte ich verblüfft ein.
    Sissis Mutter lachte. »Denkst du etwa, wenn man älter ist, kann man sich nicht mehr verlieben? Und nicht mehr eifersüchtig sein?«
    »Doch schon.« Ich überlegte. »Aber so doll, dass man sich mit seiner allerbesten Freundin streitet...? Hmm!«
    »Jedenfalls ist die Freundschaft der beiden alten Damen offensichtlich daran zerbrochen«, fuhr Sissis Mutter fort. »Nach diesem Streit sind sie nie mehr zusammen ins Café gekommen. - Einoder zweimal habe ich Frau Puppel dann allein mit dem
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