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Der Prinz von Astrilandis

Der Prinz von Astrilandis

Titel: Der Prinz von Astrilandis
Autoren: Maya Trump
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und Trompeten waren aus dem Allerheiligsten herausgekommen und spielten auf den Treppen des Tempels wilde Klänge bis die Nacht hereinbrach. Dann begaben sich alle zu den Lagerfeuern, um Teile des getöteten Ochsens zu braten. Hero und Myadne verließen um diese Zeit das Fest, um zusammen mit den Priestern im Inneren des Tempels ein Mahl einzunehmen.
    Mitternacht war schon überschritten, als ein dumpfes Grollen zu hören war. Die Menschen an den Feuern blickten in den Himmel, der von Sternen übersät war. Am Horizont rötete sich die Bergspitze des Vulkans von Tondoros und aus dem Berg spritze eine Lavafontäne in den schwarzen Nachthimmel und zerstob in einer glühenden Wolke. Weiteres Grollen folgte. Die Erde bebte. Die Priester und Hero mit Myadne stürzten ins Freie, denn der Boden im Tempel hatte sich bewegt, dass sich die Säulen schwankend auf die Seite und wieder zurück bogen. Im Volk entstand eine Unruhe, laute Rufe und Angstschreie erfüllten die Nacht. Die Menschen stoben nach allen Richtungen auseinander und liefen zu ihren Häusern und Ställen, um die Kinder und das Vieh ins Freie zu bringen. Diese Erdbeben waren nichts Ungewöhnliches und ereigneten sich mehrmals im Jahr, doch seit den heißen Sommertagen hatten sich die Anzeichen auf einen Ausbruch von Tondoros gehäuft. Viele kleine Beben hatten die Menschen schon erlebt und die heißen Quellen und Kochstellen waren in der letzten Zeit größer und heißer geworden. Doch niemand hatte ernsthaft damit gerechnet, dass Tondoros Feuer speien würde. Die Götter waren verstimmt und die Untertanen machten Pantheer für diesen Zorn verantwortlich. Er hatte den Krieg geführt, in dem viele der jungen Männer von Astrilandis ihr Leben gelassen hatten und es gab zu viele Witwen, die jetzt selbst ihre Herden weiden mussten und ihre Kinder allein zu ernähren hatten. Unglück hatte er über sie gebracht und jetzt zum Astrilusfest war er nicht erschienen und hatte nur seinen Sohn geschickt. Zu allem Überfluss hatte auch noch eine Salsivarin neben dem neuen Herrscher auf dem Thron gesessen. Das Volk hatte das wohl wahrgenommen, doch ihre Liebe zu Hero war so groß, dass sie es akzeptiert hatten, ohne zu murren. Selbst im Palast war es nicht bekannt, dass Hero und Myadne Zwillinge waren und auch Hero die Schwimmhäute besaß. Er trug immer Armmanschetten und an den Füßen die eigens für ihn gefertigten Lederstiefel. Für die Menschen war er ein Astrilandier, wie sie selbst und über seine Nachfolge war noch nie ein Zweifel aufgekommen.
     Das Beben wurde immer stärker. Es dauerte nicht lange, bis ein Steinhagel einsetzte und Ascheregen niederging. Gebäude wurden in Brand gesetzt und die Menschen rannten in Panik umher. Hero nahm Myadne an der Hand und lief mit ihr hinauf in den Palast, wo er sich mit ihr in die Grotten zurückzog, da auch im Palasthof bereits überall Steinbrocken herumlagen, die von den Säulen und Mauersimsen heruntergestürzt waren. Die Grotten waren der einzig sichere Ort bei einem Beben, denn die in Stein gehauenen Gänge und Hallen waren uralt und hatten schon unzählige Beben überstanden. Hier unter der Erde, weit weg von Tondoros, würden sie den Ausbruch abwarten und erst wieder ins Freie gehen, wenn sich der Berg beruhigt hatte. Myadne, die erst vor kurzer Zeit die Verwüstungen der Stürme auf Miatris gesehen hatte, bebte vor Angst. Die Feuerglut, die sich hoch in den Himmel erhoben hatte, flößte ihr große Angst ein. Doch Hero versuchte, sie zu beruhigen: „Diese flüssige Erde wird am Fuße des Berges erkalten und nicht weiter fließen“, erklärte er ihr. „Wir sind hier in Sicherheit und Du musst Dir keine Sorgen machen. Die Beben sind viel gefährlicher, denn sie zerstören Häuser, und die Menschen, die darin wohnen, werden vielleicht verletzt oder verschüttet. So bald es wieder Tag wird, werden wir sehen, was der Berg angerichtet hat.“
    Er verschwieg Myadne, dass auch er Angst hatte und fürchtete, der Berg könnte sie alle vernichten. Die Vorhersagen der alten Salsivaren, die bis nach Astrilandis durchgedrungen waren, und die sein Vater für Hirngespinste hielt, könnten irgend wann doch Wahrheit werden und dann würde der ganze Kontinent im Meer versinken, wie die kleinen Inseln vor Miatris. Hero versuchte, diese Gedanken zu verdrängen, aber wenn der Berg Feuer spuckte, waren sie plötzlich wieder da und die Worte des Orakels klangen noch in seinen Ohren: „Es wird Schatten geben im Land! Unheil wird
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