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Der Prinz von Astrilandis

Der Prinz von Astrilandis

Titel: Der Prinz von Astrilandis
Autoren: Maya Trump
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groß sein wie die Hündin, die Hero bis zur Hüfte reichte. Er setzte den kleinen Wolf mit dem grauen Fell behutsam wieder zurück.
    Der Geruch von gekochtem süßem Getreidebrei lag in der Luft. Hero sog ihn gierig ein. Dieser Geruch, den er auch in Mitas Haar schon öfter wahrgenommen hatte, löste in ihm sehnsuchtsvolle Empfindungen aus. Wie gerne hätte er jetzt mit Mita gesprochen, doch das Haus blieb verschlossen. Alles war heute anders als sonst. Mita war meistens im Hof, wenn er vom Palast herunterkam. Doch heute waren selbst die Hühner eingeschlossen. Er wagte nicht, durch die Fensteröffnungen zu spähen, aus denen er aufgeregte Stimmen vernahm. Irgend etwas musste geschehen sein.
    Schließlich machte er sich auf den Rückweg. Dabei überlegte er, wie er seinem Vater beibringen könnte, dass er einen dieser kleinen Wölfe schon bald mit in den Palast bringen würde. Außer den beiden Geparden seines Vaters gab es im Palast keine Tiere. Wan und Tan waren Furcht einflößend und jeder Wolf wäre für sie ein willkommenes Opfer, das sie sofort zerreißen würden. Seine Amme hatte ihm erzählt, dass Wan, als er noch jung war, ein Lamm zerfleischt hatte, ohne dass jemand gewagt hätte, ihn davon abzuhalten. Obwohl Hero diese Gefahr kannte, würde er versuchen, diesen Wolf so zu erziehen, dass er keine Angst vor den Geparden hätte. Wan und Tan wurden oft im Gehege gehalten und nur, wenn sein Vater Zeit hatte, nahm er sie an einer Leine und ging mit ihnen durch den Palast. Er musste seinen Vater überzeugen, dass er einen Gefährten brauchte. Die Antwort darauf kannte er schon: „Du musst noch so viel lernen und Krotos wird Dir die Staatsgeschäfte beibringen, da bleibt keine Zeit für einen Wolf, noch dazu für ein Tier, das eines Herrschers nicht würdig ist“. Doch dieses Mal war Hero fest entschlossen, seinen Vater umzustimmen.
    Auf seinem Rückweg lief er durch verborgene Gassen quer durch das Viertel der Färber, er stieg über Zäune und Mauern, um vom Palast aus nicht gesehen zu werden. In seiner Hast übersah er eine moosige Stelle und schlug sich sein Knie blutig, doch er sprang weiter. Vielleicht hatte noch niemand sein Verschwinden im Palast bemerkt. Schließlich schlüpfte er durch das noch immer offene Palasttor und als er mit großen Schritten die obere Säulenhalle durchquerte, um in den kühleren Marmorgang abzubiegen, hörte er wütende Schreie und angsterfülltes Wimmern. Hero blieb einen Augenblick wie angewurzelt stehen, dann rannte er mit angehaltenem Atem weiter. Man hatte sein Verschwinden also schon bemerkt. Amira, seine Amme kam ihm weinend entgegen. Er versuchte sie aufzuhalten, aber als sie ihn sah, schlug sie die Hände vors Gesicht und lief an ihm vorbei. So hatte er Amira noch nie erlebt. Wut stieg in ihm hoch. Wurde jetzt seine Amme für sein Verschwinden verantwortlich gemacht? Hero wollte ihr zuerst nachlaufen, entschied sich dann aber dem Lärm zu folgen. Sein Herz schlug ihm bis zum Hals.
    Vor der Tür seines Schlafgemachs sah er beide Wachen auf dem Boden kniend, vor ihnen seinen Vater mit einem Lederriemen in der Hand, den er abwechselnd dem einen und dann wieder dem anderen Jungen über den Kopf schlug. Ohne einen Augenblick zu überlegen, stürzte sich Hero auf seinen Vater: „Nein, Vater, sie können nichts dafür. Bitte schlag mich an ihrer Stelle.“ Sein Vater hielt kurz inne, um sich dann mit einem kräftigen Stoß aus Heros Umklammerung zu befreien, bevor er weiter ausholte und den Riemen knallen ließ. Keuchend und mit wutverzerrtem Gesicht ließ er endlich den Arm sinken und wandte sich seinem Sohn zu. „Wozu, glaubst Du, sitzen diese Tölpel hier an Deiner Türe?“ „Sie sind heute morgen eingeschlafen“, antwortete Hero besänftigend, dass sie in den Morgenstunden verschwunden waren, durfte er nicht erwähnen, das wäre einem Todesurteil gleichgekommen. Hero stellte sich schützend vor die mit blutigen Striemen überzogenen Sklaven, die noch immer auf dem Boden kauerten. Pantheer sah seinen Sohn drohend an: „Du kommst jetzt mit mir“, sagte er in scharfem Ton. Mit geballten Fäusten und gesenktem Kopf folgte Hero seinem Vater.
    Sie liefen durch verschiedene Gänge über Plätze und Treppen, quer durch den Palast. Oft hatte sich Hero früher in diesem Labyrinth verirrt. Er musste sich beeilen, mit Pantheer Schritt zu halten. Durch eine tonnenförmige Halle gelangten sie zu einer steilen Treppe mit unzähligen Stufen, die hinauf führte zur großen
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