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Der Prinz von Astrilandis

Der Prinz von Astrilandis

Titel: Der Prinz von Astrilandis
Autoren: Maya Trump
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Ernährung ihrer sechs Kinder schnell aufgebraucht. Sie lebte kaum mehr in der Siedlung, da sie sich um Hero kümmern musste. Ihre eigenen Kinder vernachlässigte sie und ihre Tochter, die noch viel jünger als Hero war, versorgte die kleineren Geschwister. Wenn sie die Nächte an Heros Lager wachte, versuchte sie sich einzureden, dass es ihren Kindern gut ging und sie friedlich schliefen.
    Hero ging hinunter zum Haupttor und machte sich auf den steinigen Pfad bergabwärts. Einer der Wachen rief Hero nach: „Wohin, Herr geht Ihr?“ Hero wandte sich kurz um, ärgerlich rief er: „Sagt meinem Vater, dass ich sehr gut auf mich aufpassen kann.“ Viele Augen waren auf ihn gerichtet, bis er in der Tiefe zwischen den Häusern der kleinen Ansiedlung der Hirten verschwand. Hero sah Amira schon von weitem. Sie war bei den Ziegen, die sie gerade melkte. Sie sah ihn nicht kommen und erschrak, als er sie ansprach: „Amira, hier bist Du also.“ Er sah sie prüfend an: „Hat mein Vater auch Dich geschlagen?“ sagte er mit leiser Stimme. Amira blickte Hero nicht in die Augen. Ihre Stimme zitterte, als sie antwortete: „Er hat mich fortgejagt!“ „Du bist meine Dienerin, niemand hat das Recht Dich wegzuschicken!“ antwortete Hero zornig. „Ich erwarte Dich bei Sonnenuntergang wieder im Palast.“ Dann entdeckte Hero auf Amiras Armen rote Striemen. Er kniete sich neben sie und nahm ihre Hand. „Er hat Dich doch geschlagen!“ flüsterte er. Beschämt sagte Hero zu seiner Amme: „Komm mit mir in den Palast, damit sie Dich verbinden können.“ Doch Amira schüttelte heftig den Kopf. „Es ist gut, Hero, das geht schnell vorbei.“ Doch dann brach sie in Tränen aus. „Was soll ich nur tun, wenn ich nicht mehr im Palast arbeiten kann. Meine Kinder werden verhungern!“ „Du brauchst keine Angst zu haben“, sagte Hero. Er hatte noch immer Amiras faltige Hand in der seinen: „Ich werde dafür sorgen, dass Dir nichts geschieht!“ Amira nickte unmerklich, dann sagte sie: „Weiß dein Vater, dass du hier herunter kommst?“ Hero blickte verstohlen in Richtung Palast und schüttelte unmerklich den Kopf. „Es ist mir auch egal, ob sie es bemerken oder nicht“, sagte er trotzig. Gab es etwas Schlimmeres, als jeden Moment beobachtet zu werden? Amira teilte alle seine Geheimnisse. Er konnte sich nicht vorstellen, ihre Stimme nicht mehr zu hören, wenn sie ihm allabendlich erzählte, was sich im Palast ereignet hatte. Sie blickte weiter auf die Zitzen der Ziege und zog ordentlich daran. Hero erhob sich wieder. „Ich gehe jetzt zurück und heute Abend kommst Du wie immer in meine Kammer.“ Amira nickte, aber die Angst war ihr noch ins Gesicht geschrieben.
    Als Hero den steilen Palastberg hoch stieg, versuchte er den Zorn, den er gegen seinen Vater fühlte, niederzukämpfen. Er musste einen klaren Kopf behalten, wenn er gegen Pantheer nicht immer den Kürzeren ziehen wollte. Seine Amme würde er sich jedenfalls nicht wegnehmen lassen.
     

2. Kapitel
     

Das Leben auf Miatris
     
    Für die Herrscherin Laonira von Miatris begann der Tag vor dem Erwachen ihrer Untertanen. Kurz vor Sonnenaufgang eilte sie hinauf zum Tempel der Meergöttin Sanivala, um, wie jeden Morgen, die Gebete für Ihren Sohn Hero zu sprechen. Miatris war die größte und schönste Insel in Sichtweite des Kontinents von Astrilandis. Sie lag am nördlichsten Ende einer Gruppe von insgesamt 20 Inseln, die sich aufreihten wie Perlen an einer Schnur. Seit langer Zeit herrschte in diesem Inselstaat die Gattung der Salsivaren, die sich von Fischfang ernährten und deren Herrscher durch die unergründlichen Muschelbänke, die den Inseln vorgelagert waren, reich an Perlen waren. Laonira, die uneingeschränkte Herrscherin über dieses Inselvolk, das sich von den Menschen auf Astrilandis durch ihre Schwimmhäute zwischen den Fingern und Zehen unterschied, war eine Salsivarin. Dieser Besonderheit verdankten die Salsivaren ihre Fähigkeit, sich im Wasser so gewandt wie Fische zu bewegen und die kostbaren Schätze des Meeres auch aus großen Tiefen mühelos heraufzutauchen.
    Laonira, blieb vor dem Tempel stehen und lehnte sich an eine seiner massiven Säulen, um über das glatte Meer zu blicken. Der Palast von Astrilandis, der hoch über dem Meer auf den Felsen saß und von den Schiffen weithin zu sehen war, lag noch im Frühnebel, der sich langsam hob. Erst wenn die Sonne die Nebelwand durchbrach, zeigte sich am Horizont das erste Glitzern des Palastes von
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