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Der Prinz der Hölle

Titel: Der Prinz der Hölle
Autoren: David C. Smith & Richard L. Tierney
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mehr, und für mich ist er in jeder Hinsicht tot. Versteckt er sich irgendwo? Wir werden ihn finden!«
    »Ja, wir werden ihn finden. Er wird zu uns kommen, dann machen wir Schluss mit ihm.«
    »Hast du überhaupt keine Angst?« Yarise hob ganz leicht die fein nachgezogenen Brauen.
    »Vor Omeron?«
    »Vor Omeron und vor der Tatsache, dass er nicht tot ist.«
    »Ich fürchte nichts … nichts, über das ich Macht habe. Und bald werde ich Macht über alles haben.« Er strich über Yarises Haar, über ihre leicht raubvogelhafte Nase. »Welch anderer Mann auf Erden kann das schon? Pass auf!«
    Er hob eine geöffnete Hand und streichelte die dunkle Luft, als wäre sie ein Schoßtier, das man liebkost. »Spürst du die Finsternis?« fragte er. »Es ist unsere Finsternis, Yarise. Sie liebt und versteht uns. Wir sind ein Teil von ihr, du und ich. Die Finsternis weicht nicht dem Licht, sondern verschlingt es. Fühlst du es, Yarise? Ja?«
    Plötzlich fragte sie sich mit einer Spur Sorge, ob er sich von der Finsternis so angezogen fühlte, weil er ein schwarzhäutiger Kushit war und die weißen Männer des Westens ihn auch innerlich sich so schwarz hatten fühlen lassen, wie er äußerlich war.
    »Horch! Lausch der Finsternis!« wisperte er, immer noch die Luft streichelnd.
    Und nun fragte sie sich, ob Du-jum auf irgendeine Weise das Licht in sich, das Licht, das alle Menschen in sich tragen sollten, so dunkel gemacht hatte, wie es in diesem Gemach war.
    Du-jum hörte nicht auf, die Luft zu streicheln. »Lausche, Yarise. L-a-u-sch-e …«
    Nein, sie würde ihn deshalb nicht fürchten, sondern ihm erst recht vertrauen. Statt die Dunkelheit in sich zu unterdrücken, hatte Du-jum sie freigelassen, damit sie die Herrschaft übernehmen konnte. Yarise hatte nun vor, dasselbe zu tun. Dadurch würden sie stärker, mächtiger und ehrlicher als andere Sterbliche.
    »Da, Yarise! Fühle meine Macht! Wer sonst auf Erden vermag das?«
    Tastend streckte sie eine Hand aus, berührte seine, die so gut wie nicht zu sehen war und die er mit der Handfläche nach oben ausgestreckt hielt. Statt leere Luft zu halten, stießen ihre Finger auf etwas Halbfestes, Trockenes, durchaus Greifbares: eine sich kühl anfühlende Kugel.
    Verdichtete Finsternis – Finsternis greifbar gemacht durch Du-jums Magie!
    Yarise lachte sanft, aus einer Mischung von Nervosität und Angst heraus. Du-jum zog die Hand zur Seite und klatschte sie in die andere.
    »Genug!« sagte er. Sie grub das Gesicht in ihr Kissen, zitterte und lachte. Du-jum strich ihr über das Haar. »Du bist müde, meine Königin. Schlaf jetzt! Träum von mir! Träum von unserer großen Zukunft.«
    Schließlich schlummerte sie ein, ihr zitternder Atem wurde regelmäßig – eine schlafende Zauberin.
    Auch Du-jum schlief ein, mit dem berauschenden Duft der Finsternis in der Nase, mit Magie in sich und Träumen von absoluter Macht in seiner Seele.
     
    Sie erschien am Morgen, kaum dass die Sonne aufgegangen war, und erschreckte Omerons Männer, denen ohnehin der Seelenfrieden fehlte. Es herrschte bereits rege Betriebsamkeit. Einige Soldaten trugen die Leichen ihrer in der Nacht verstorbenen Kameraden zur Seite, um sie zu begraben; andere bereiteten Frühstück; und wieder andere versorgten die Pferde. In der Nähe war eine Quelle entdeckt worden, aus deren Wasser die Vorräte nachgefüllt wurden, und einige wuschen sich den Schmutz und das verkrustete Blut des gestrigen Kampfes ab. Die Klingen wurden geschliffen, und das Raspeln des Stahls auf dem Wetzstein klang durch das Lager.
    Omeron setzte die leere Suppenschale ab und wandte seine Aufmerksamkeit der Roten Sonja zu, die noch tief schlief. Er beugte sich über sie, lauschte ihrem Atem und kühlte ihre Handgelenke, Schläfen und die Stirn mit frischem Wasser. Sie hatte zwar noch Fieber, aber bei weitem nicht mehr so stark wie am vergangenen Abend.
    Selbst das Wasser weckte sie nicht. Omeron zog gerade die Hand von ihrer Stirn zurück, als einer seiner Männer mit gedämpfter Stimme zu ihm sagte: »Mein Lord …«
    Er schaute auf. Alle seine Leute hatten den Blick zum Rand des Lagers gerichtet, wo Felsbrocken, Schösslinge und Dickicht in den Wald übergingen.
    Langsam, in ungewisser Erwartung, richtete Omeron sich hoch auf. Seine Männer flüsterten unsicher aufeinander ein. Ein paar umklammerten ihre Schwerter, andere scharrten beunruhigt mit den Stiefeln. Omeron tat ein paar Schritte.
    Langsam, vorsichtig und doch entschlossen, in majestätischer
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