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Der Priester

Der Priester

Titel: Der Priester
Autoren: Gerard O'Donovan
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gut.«
    »Wo wir gerade beim Thema sind …«, sagte er, als ihm wieder einfiel, dass Healy gesagt hatte, dass sie bei der Sitte ist. Bedeutungsvoll ließ er den Blick durch den Wartebereich schweifen. »Sollen wir uns nicht an die Arbeit machen? Es geht um einen Angriff auf eine junge Spanierin, oder?«
    »Ein Mädchen, ja, aber nicht …« Brogan brach ab. »Weiter hat Healy Ihnen nichts gesagt?«
    »Nein, er war sehr kurz angebunden. Sie würden mir sagen, was los ist. Ist das ein Problem?«
    »Absolut nicht.« Wieder brach sie ab und sah Cassidy an. »Andy, kannst du eben hochgehen ins Krankenzimmer, damit die dann so weit sind? Wir kommen gleich nach, sobald ich den Inspector hier auf den neuesten Stand gebracht habe.«
    Cassidy grunzte, warf seinen leeren Kaffeebecher auf einen überfüllten Mülleimer und ging zur Tür. Brogan wartete, bis sie hinter ihm zugefallen war.
    »Okay, Inspector, Sie müssen wissen …«
    »Mike reicht«, unterbrach er sie.
    Sie sah ihn mit zusammengekniffenen Augen an. »Gut, äh, Mike«, fuhr sie fort. »Sie müssen wissen, dass es sich um eine ziemlich heikle Angelegenheit handelt. Ein sechzehnjähriges Mädchen wurde überfallen und schwer sexuell misshandelt. Aber es ist nicht nur das.«
    »Was denn noch?«, fragte Mulcahy, dessen Neugier geweckt wurde.
    »Herrje, dann hat er es Ihnen wirklich nicht erzählt, oder?«
    Mulcahy schüttelte den Kopf und hoffte, dass sie endlich zur Sache kam. »Er hat erwähnt, der Minister hätte besonderes Interesse an der schnellen Aufklärung der Geschichte. Ich bin aber davon ausgegangen, dass er mir nur ein bisschen Feuer unterm Hintern machen wollte.«
    »Oh doch, der Minister hat wirklich Interesse an der Sache.« Ihr Lachen bekundete mehr Nervosität als Freude. »Ein ausgeprägtes Interesse sogar. Das Opfer ist die Tochter eines spanischen Politikers.«
    »Oh.« Die vermeintliche Panik des Ministers erklärte die Dringlichkeit in Healys Befehl. Mulcahy spürte, wie Neugier in ihm aufstieg. »Um welchen Politiker handelt es sich?«
    Brogan sog hörbar Luft ein. »Ist das wichtig?«
    Er sah, wie ihre hohen Wangenknochen leicht rot anliefen, und fragte sich, ob sie pampig oder nur naiv war. Letzteres erschien ihm unwahrscheinlich.
    »Ich denke schon«, sagte er schließlich. »Wenn die Politik irgendwo mit hereinspielt, halte ich es generell für besser, wenn man genau weiß, mit wem man es zu tun hat.«
    Er sah sie an. Sie hielt seinem Blick stand und dachte offenbar über seine Worte nach. Dann nickte sie.
    »Die Einzelheiten kenne ich nicht, aber es handelt sich um ein Regierungsmitglied. Das Ganze hat unsere Chefs ziemlich beunruhigt. Allerdings natürlich nicht so sehr, als dass sich einer von ihnen hierherbequemt hätte, um die Sache selbst in die Hand zu nehmen.«
    »Ausgeschlossen«, stimmte Mulcahy ihr zu. »Die halten sich zurück. Zumindest so lange, bis sie wissen, woher der Wind weht.«
    Sie antwortete nicht, das war aber auch nicht nötig.
    »Und wie geht es dem Mädchen?«, fragte er. »Kann man sie vernehmen?«
    »Schwer zu sagen. Laut Auskunft der Ärzte schwebt sie nicht mehr in unmittelbarer Lebensgefahr. Aber ob sie wirklich in der Lage ist, Fragen zu beantworten, kann ich nicht sagen. Healy sagte, wenn möglich, sollen wir ein bisschen Druck machen. Wir müssen dem Minister ja schließlich irgendetwas präsentieren.«
    Sie wandte den Blick ab und klemmte eine Haarsträhne, die sich gelöst hatte, wieder hinters Ohr. Ein Hauch von Unsicherheit huschte über ihr Gesicht.
    »Sie heißt Jesica – nur mit einem S, haben sie gesagt. Klingt nicht sehr Spanisch, oder?«
    Mulcahy zuckte die Achseln. Er hatte den Namen in Madrid gelegentlich gehört, und durch das kehlige J klang er im Spanischen ebenso normal wie im Englischen. Er dachte, Brogan würde es dabei belassen, doch dann zog sie einen Notizblock aus der Tasche.
    »Ihr Nachname ist Me-laddo Salsa oder so ähnlich«, sagte sie und blätterte darin herum. »Ich hab’s mir hier irgendwo aufgeschrieben.«
    Me-laddo Salsa? Was sollte das denn für ein Name sein? Dann begriff er.
    »Me ll ado?«, stieß er hervor und sprach das Doppel-L wie ein weiches J aus, wie ein Spanier es getan hätte. Jetzt erkannte er den Namen. Sein Herz wummerte. »Wollen Sie sagen, ihr Vater heißt Mellado Salazar?«
    »Das klingt ziemlich richtig«, sagte Brogan und sah ihn stirnrunzelnd an, als hielte sie ihn für einen Klugscheißer, weil er ihre Aussprache korrigiert hatte. »Kennen Sie
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