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Der Prediger von Fjällbacka

Der Prediger von Fjällbacka

Titel: Der Prediger von Fjällbacka
Autoren: Camilla Läckberg
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wird nicht mit Blaulicht bis dorthin fahren, sondern kurz vor der Einfahrt nach Västergärden halten. Geräusche sind hier in den Wäldern weit zu hören, und wir wollen nicht, daß Jacob mitbekommt, daß etwas im Gange ist. Sobald wir die Situation unter Kontrolle haben, geben wir dem Sanitätspersonal Bescheid.«
    »Sollten wir nicht am besten einen Sanitäter mitnehmen?« fragte einer der Kollegen aus Uddevalla. »Es kann doch auf die Minute ankommen, wenn wir sie endlich finden.«
    Patrik nickte. »Du hast an sich recht, aber wir haben keine Zeit, um auf den Wagen zu warten. Im Moment ist es wichtiger, daß wir sie schnell finden. In der Zwischenzeit ist das Sanitätspersonal dann hoffentlich eingetroffen. Okay, jetzt geht’s los.«
    Robert hatte beschrieben, wo sie hinter dem Haus in den Wald zu gehen hatten, um hundert Meter weiter auf einen Pfad zu stoßen, der sie zu dem Unterstand führen würde. Der Pfad war fast unsichtbar, wenn man nicht wußte, daß er sich dort befand, und Patrik hätte ihn zuerst fast verfehlt. Sachte bewegten sie sich auf das Ziel zu, und nach ungefähr einem Kilometer meinte er, etwas durch die Blätter wahrzunehmen. Ohne ein Wort drehte er sich um und winkte die Männer hinter sich heran. So leise wie möglich schwärmten sie in einem Kreis um den Unterstand aus, aber es ließ sich nicht vermeiden, daß ein Rascheln und Knacken zu hören war. Patrik verzog das Gesicht bei jedem Geräusch und hoffte, daß die dicken Wände die Laute filterten.
    Er zog die Pistole und sah aus dem Augenwinkel, daß Martin dasselbe tat. Auf Zehenspitzen schlichen sie sich näher und befühlten vorsichtig die Tür. Sie war verschlossen. Verdammt, was sollten sie jetzt tun? Sie hatten keine Ausrüstung dabei, um die Tür aufzubrechen, und die einzige Alternative, die ihnen blieb, war, Jacob aufzufordern, freiwillig herauszukommen. Bebend klopfte Patrik an die Tür und trat dann rasch beiseite.
    »Jacob. Wir wissen, daß du da drin bist. Wir möchten, daß du jetzt rauskommst!«
    Keine Antwort. Er versuchte es noch einmal.
    »Jacob, ich weiß, daß du den Mädchen nicht absichtlich weh tun wolltest. Du hast nur gemacht, was Johannes schon getan hat. Komm raus, dann werden wir darüber reden.«
    Er hörte selbst, wie wenig überzeugend seine Worte klangen. Vielleicht hätte er einen Kurs über Methoden bei einer Geiselnahme belegen oder wenigstens einen Psychologen mitnehmen sollen. Da er das aber nicht hatte, blieb ihm nichts anderes übrig, als seine eigenen Ideen auszuprobieren, wie man einen Psychopathen aus einem Unterstand lockte.
    Zu seiner großen Verwunderung hörte er eine Sekunde darauf das Schloß klicken. Langsam ging die Tür auf. Martin und Patrik, die beiderseits des Eingangs standen, warfen sich einen Blick zu. Beide hielten die Pistole vors Gesicht und spannten die Muskeln, um bereit zu sein. Jacob trat durch die Tür. In seinen Armen trug er Jenny. Es bestand kein Zweifel, daß sie tot war, und Patrik konnte fast körperlich spüren, wie groß die Trauer und Enttäuschung der Polizisten war, die ebenfalls die Waffen auf Jacob gerichtet hatten.
    Der ignorierte sie. Statt dessen hob er den Blick nach oben und sprach direkt in die Luft: »Ich verstehe nicht. Ich bin doch auserwählt. Du wolltest mich beschützen.« Er sah genauso verwirrt aus, als sei die Welt gerade auf den Kopf gestellt worden. »Warum hast du mich gestern gerettet, wenn ich heute deiner Gnade nicht mehr teilhaftig bin?«
    Patrik und Martin sahen einander an. Jacob schien völlig irrsinnig. Aber das machte ihn nur noch gefährlicher. Es ließ sich nicht sagen, was er als nächstes tun würde. Sie hielten die Läufe unentwegt auf ihn gerichtet.
    »Leg das Mädchen hin«, sagte Patrik.
    Jacob hatte den Blick noch immer zum Himmel erhoben und sprach mit seinem unsichtbaren Gott.
    »Ich weiß, daß du mir die Gabe gewährt hättest, aber ich brauche mehr Zeit. Warum wendest du dich jetzt von mir ab?«
    »Leg das Mädchen hin und nimm die Hände hoch!« sagte Patrik etwas schärfer. Noch immer zeigte Jacob keine Reaktion. Er hielt das Mädchen in seinen Armen und sah nicht so aus, als hätte er Waffen bei sich. Patrik überlegte, ob er ihn niederringen sollte, um den Stillstand zu überwinden. Es gab ja keinen Grund mehr, sich um Jenny zu sorgen. Dazu war es zu spät.
    Er konnte den Gedanken gerade noch zu Ende denken, als eine lange Gestalt von schräg hinten hervorpreschte. Patrik war so überrumpelt, daß sein Finger am
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