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Der Prediger von Fjällbacka

Der Prediger von Fjällbacka

Titel: Der Prediger von Fjällbacka
Autoren: Camilla Läckberg
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Abzug zitterte und er nahe daran war, Jacob oder Martin eine Kugel zu verpassen. Mit Entsetzen sah er, wie Ernsts langer Körper durch die Luft flog, direkt auf Jacob zu, mit dem er zu Boden krachte. Jenny fiel aus Jacobs Armen und landete direkt vor Patriks Füßen, mit einem gräßlichen dumpfen Geräusch, wie ein Sack Mehl, den man auf die Erde schleuderte.
    Mit triumphierendem Gesicht drehte Ernst dem unter ihm Liegenden die Arme auf den Rücken. Jacob leistete keinen Widerstand, aber hatte noch immer denselben verwunderten Ausdruck im Gesicht.
    »Das wär’s«, sagte Ernst und blickte auf, um den Jubel der Massen entgegenzunehmen. Alle standen wie erstarrt, und als Ernst die dunklen Wolken sah, die auf Patriks Gesicht aufzogen, begriff er, daß er wohl wieder mal nicht sehr überlegt gehandelt hatte.
    Patrik zitterte noch immer, weil er so nahe dran gewesen war, Martin zu erschießen, und er mußte sich beherrschen, um Ernst nicht bei seinem dünnen Hals zu packen und ihn langsam zu erwürgen. Diese Sache hier würden sie sich später vornehmen. Jetzt war es wichtiger, sich um Jacob zu kümmern.
    Gösta zog ein Paar Handschellen heraus und legte sie Jacob an. Zusammen mit Martin beförderte er Jacob brüsk auf die Füße und schaute dann fragend zu Patrik, der sich an zwei der Polizisten aus Uddevalla wandte: »Bringt ihn zurück nach Västergärden. Ich komme gleich. Sorgt dafür, daß die Sanitäter den Weg hierher finden, und sagt ihnen, sie sollen eine Trage mitbringen.«
    Die Männer gingen mit Jacob los, aber Patrik hielt sie noch einmal auf. »Wartet. Ich will ihm nur in die Augen schauen. Ich will sehen, was für Augen jemand hat, der so etwas tun kann.«
    Er wies mit dem Kopf auf Jennys leblosen Körper.
    Jacob begegnete seinem Blick ohne Reue, doch noch immer mit demselben verwirrten Ausdruck. Er sah Patrik an und sagte: »Ist es nicht merkwürdig, daß Gott gestern abend ein Wunder vollbracht hat, um mich zu retten, aber heute zuläßt, daß ihr mich einfach ergreift?«
    Patrik versuchte in seinen Augen zu sehen, ob er es ernst meinte oder ob all das nur ein Spiel war, um sich den Konsequenzen seines eigenen Handelns zu entziehen. Der Blick, der ihm begegnete, war klar wie ein Spiegel, und er verstand, daß er in den puren Wahnsinn sah. Müde sagte er: »Das war nicht Gott. Das war Ephraim. Du bist bei dem Bluttest davongekommen, weil Ephraim dir, als du krank warst, sein Knochenmark gespendet hat. Dadurch hattest du sein Blut und seine DANN in deinem Blut. Deshalb stimmte deine Blutprobe nicht mit der DANN-Probe überein, die wir von dem … Überrest … genommen haben, den du auf Tanjas Körper hinterlassen hast. Wir begriffen das erst, als die Experten im Labor eure familiären Beziehungen aufschlüsselten und dein Blut zeigte, daß du seltsamerweise der Vater von Johannes und Gabriel bist.«
    Jacob nickte nur. Dann sagte er sanft: »Aber ist das etwa kein Mysterium?« Darauf wurde er durch den Wald abgeführt.
    Martin, Gösta und Patrik blieben bei Jennys Leiche zurück. Ernst war hastig mit den Polizisten aus Uddevalla losgetrottet und würde wohl alles daransetzen, in nächster Zeit möglichst unsichtbar zu bleiben.
    Alle drei wünschten, daß sie eine Jacke bei sich gehabt hätten, um Jenny zu bedecken. Ihre Blöße war so erbarmungswürdig, so erniedrigend. Sie sahen die Verletzungen an ihrem Körper, die identisch waren mit denen, die man bei Tanja gefunden hatte.
    Vermutlich dieselben, die auch Siv und Mona erlitten hatten, bevor sie starben.
    Johannes war trotz seines impulsiven Charakters ein sehr methodischer Mann gewesen. Sein Notizbuch hatte die genaue Aufzeichnung aller Verletzungen enthalten, die er seinen Opfern zugefügt hatte, worauf er den Versuch unternahm, sie wieder zu heilen. Er hatte die Sache wie ein Wissenschaftler konzipiert. Dieselben Verletzungen bei beiden, dieselbe Reihenfolge. Vielleicht um dem Ganzen vor sich selbst den Anschein zu geben, daß es sich um ein wissenschaftliches Experiment handelte. Ein Experiment, dessen unglückliche, aber notwendige Opfer die Mädchen waren. Notwendig, damit Gott ihm die Heilsgabe zurückverlieh, die er in jungen Jahren besessen hatte. Die Gabe, die er während seines ganzen Erwachsenenlebens vermißt hatte und die er so dringend Wiederaufleben lassen mußte, als sein Erstgeborener Jacob krank geworden war.
    Es war ein unglückseliges Erbe, das Ephraim Sohn und Enkelsohn hinterlassen hatte. Jacobs Phantasie war von Ephraims
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