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Der Präsident

Der Präsident

Titel: Der Präsident
Autoren: David Baldacci
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trotz Kates heftiger Einwände den Mann kennenlernen wollen. Selten sah man auf ihrem Gesicht etwas anderes als ein Lächeln, doch darüber lächelte sie nie.
    Nachdem Jack seinen Abschluss gemacht hatte, zogen sie nach Washington, wo Kate sich an der Juristischen Fakultät von Georgetown einschrieb. Das Leben war eine Idylle. Sie kam zu seinen ersten paar Prozessen, bei denen er noch mit den Schmetterlingen im Bauch kämpfte und dem Piepsen, das aus seiner Kehle drang; bei denen er stets krampfhaft versuchte, sich zu erinnern, an welchen Anwaltstisch er sich zu setzen hatte. Doch mit der Schwere der Vergehen, deren man seine Klienten beschuldigte, schwand ihre Begeisterung.
    Noch in seinem ersten Jahr als Anwalt hatten sie sich getrennt.
    Die Gründe lagen auf der Hand: Kate konnte nicht begreifen, warum er sich der Aufgabe verschrieben hatte, Menschen zu vertreten, die das Gesetz brachen. Außerdem kam sie nicht darüber hinweg, dass er ihren Vater gut leiden konnte.
    Jack erinnerte sich an die allerletzten Augenblicke ihres gemeinsamen Lebens, als sie genau in diesem Zimmer saßen und er sie gebeten, ja, angefleht hatte, ihn nicht zu verlassen. Doch sie war gegangen. Das war vor vier Jahren gewesen; seither hatte er sie weder gesehen noch etwas von ihr gehört.
    Er wusste, dass sie einen Job im Büro der Staatsanwaltschaft in Alexandria, Virginia, angenommen hatte, wo sie zweifelsohne rastlos seine früheren Klienten hinter Gitter brachte, weil sie das Gesetz ihrer Wahlheimat mit Füßen traten. Abgesehen davon war Kate Whitney eine Fremde für ihn.
    Aber während er so dalag, und ihr Lächeln ihm Millionen Dinge erzählte, die er von der Frau, die er in sechs Monaten heiraten sollte, nicht wusste, fragte sich Jack, ob er sich damit abfinden musste, wo sein Leben nun doch viel komplizierter zu werden drohte, als er es je gedacht hatte. Ergriff zum Telefon und wählte.
    Nach viermaligem Läuten hörte er die Stimme. Eine Schärfe lag darin, an die er sich nicht erinnern konnte; vielleicht war sie auch neu. Der Piepton erklang, und er wollte eine Nachricht hinterlassen, etwas Witziges, einfach so aus dem Stegreif, doch dann, ganz unvermittelt, wurde er nervös und legte auf. Seine Hände zitterten, sein Atem ging heftig. Jack schüttelte den Kopf. Verdammt! Fünf Mordfälle hatte er hinter sich gebracht, und nun zitterte er wie ein dummer Sechzehnjähriger, der allen Mut zusammennimmt, um seinen Schwärm zur ersten Verabredung einzuladen.
    Jack legte das Bild beiseite und stellte sich vor, was Kate wohl gerade machte. Wahrscheinlich war sie noch im Büro und brütete darüber, wie viele Jahre sie aus irgendjemandes Leben reißen sollte.
    Dann dachte Jack an Luther. Befand er sich im Augenblick auf der falschen Seite einer Hausschwelle? Oder verließ er gerade eine Wohnung mit einem Bündel hübscher Dinge im Gepäck?
    Was für eine Familie, Luther und Kate Whitney! Beide so unterschiedlich und doch so gleich. Beider Leben so zielgerichtet, wie man es selten fand; aber zwischen ihren jeweiligen Zielen lagen Welten. An jenem letzten Abend, als Kate aus seinem Leben trat, war er zu Luther gegangen, um ihm Lebewohl zu sagen und ein letztes Bier mit ihm zu trinken. Sie hatten in seinem gepflegten Garten gesessen und die Klematis und den Efeu betrachtet, die an der Ziegelmauer emporrankten. Der Duft von Flieder und Rosen hing wie eine schwere Wolke über der Terrasse.
    Der alte Mann hatte es ruhig aufgenommen, wenig Fragen gestellt und Jack alles Gute gewünscht. Manche Dinge sollten einfach nicht sein. Luther verstand das so gut wie jeder andere. Aber als Jack an jenem Abend ging, hatte er einen feuchten Schimmer in den Augen des Alten bemerkt, und dann war die Tür hinter diesem Teil seines Lebens zugefallen.
    Schließlich schaltete Jack das Licht aus und schloss die Augen, in der Gewissheit, dass ihn bald ein neuer Morgen erwartete. Sein goldener Topf, die einmalige Chance seines Lebens, war der Wirklichkeit wieder einen Tag näher gekommen. Nur war auch das noch keine Garantie für einen ruhigen Schlaf.

KAPITEL 3 Während Luther durch das Glas starrte, kam ihm plötzlich der Gedanke, dass die beiden ein äußerst attraktives Paar abgaben. Unter den gegebenen Umständen war dies eine absurde Überlegung; nichtsdestoweniger empfand er es so. Der Mann war groß, gut aussehend, ein sehr gepflegter Mittvierziger. Die Frau konnte nicht viel älter als zwanzig sein; sie hatte volles, goldenes Haar, ein rundes, liebliches
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