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Der Präsident

Der Präsident

Titel: Der Präsident
Autoren: David Baldacci
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vertreten und warf mit Namen um sich, die Jack im Wall Street Journal las, bevor er auf die Sportseiten umblätterte, um zu sehen, wie es bei den Skins oder Bullets lief. Politiker waren eifrig unterwegs, um Stimmen für die Zukunft und Dollars für die Gegenwart abzustauben. Die Gruppe wurde abgerundet durch die allgegenwärtigen Anwälte, zu denen auch Jack gehörte, einen Arzt, der etwas konservatives Flair einbringen sollte, und ein paar Vertreter öffentlicher Einrichtungen, was zum Ausdruck bringen sollte, dass die Mächtigen auch Mitgefühl für die Nöte der Durchschnittsbürger besaßen.
    Nachdem Jack das Bier ausgetrunken hatte, stellte er den Fernseher an. Er streifte die Schuhe ab und warf die gemusterten Vierzig-Dollar-Socken, die ihm seine Verlobte gekauft hatte, achtlos über den Lampenschirm. Mit der Zeit würde sie ihm vermutlich Zweihundert-Dollar-Hosenträger und dazu passende handbemalte Krawatten umhängen. Scheiße!
    Während er sich die Zehen rieb, zog er ernsthaft ein zweites Bier in Erwägung. Dem Fernseher gelang es nicht, seine Aufmerksamkeit zu fesseln. Jack strich sich das dichte, dunkle Haar aus den Augen und machte sich zum tausendsten Mal Gedanken darüber, in welche Richtung sich sein Leben neuerdings bewegte – und zwar mit der Geschwindigkeit eines Space-Shuttles.
    Die Firmenlimousine hatte ihn und Jennifer Baldwin in ihre Stadtwohnung im Nordwesten von Washington gebracht, wohin Jack nach der Hochzeit wahrscheinlich ziehen würde; denn Jennifer hasste seine Wohnung. Irgendwie hatte er sich herausgeredet, um nicht über Nacht bleiben zu müssen, weil er sie einfach keine Minute länger hatte ertragen können. Die Hochzeit lag nur noch sechs Monate in der Zukunft, was für ein Brautpaar überhaupt keine Zeit zu sein schien, und er saß hier und fragte sich, ob das wirklich alles so richtig war.
    Jennifer Ryce Baldwin war so wunderschön, dass sich Frauen ebenso oft nach ihr umdrehten wie Männer. Darüber hinaus war sie klug und ehrgeizig, stammte von altem Geldadel ab und hatte die Absicht, Jack zu heiraten. Jennifers Vater leitete eine der größten Baufirmen des ganzen Landes. Einkaufszentren, Bürogebäude, Radiostationen, ganze Parzellenareale – es gab nichts, in dem er nicht die Finger hatte. Ihr Urgroßvater väterlicherseits war einer der echten Industriemagnaten des Mittelwestens gewesen, und der Familie ihrer Mutter hatte einst ein beträchtlicher Teil der Bostoner Innenstadt gehört. Die Götter meinten es schon in jungen Jahren überaus gut mit Jennifer Baldwin. Jack kannte keinen aus seiner Altersklasse, der ihn nicht zutiefst beneidete.
    Er rutschte auf dem Sofa hin und her und massierte sich die steife Schulter. Seit einer Woche hatte er nicht mehr trainiert. Die Muskeln seines einsfünfundachtzig großen Körpers waren auch mit zweiunddreißig Jahren noch genauso klar definiert wie während der High-School-Zeit, wo er den anderen in praktisch jeder Sportart überlegen gewesen war, und der Zeit am College, wo die Konkurrenz dann um einiges härter wurde, er aber als Schwergewichtsringer noch gut genug für das zweite All-American- und das erste All-Academic-Team war. Diese Kombination hatte Jack an die Juristische Fakultät der Universität von Virginia gebracht. Dort schloss er als einer der besten seiner Klasse ab und wurde gleich darauf Pflichtverteidiger für Strafrecht im Gerichtsbezirk District of Columbia.
    All seine Studienkollegen hatten sich nach der Uni für große Firmen entschieden. Mehr als einer von ihnen hatte ihn angerufen und ihm einen guten Psychiater empfohlen, der ihn von seiner geistigen Verwirrung heilen sollte. Jack lächelte. Fünf Jahre als Pflichtverteidiger. Er holte sich noch ein Bier. Nun war der Kühlschrank leer.
    Die meisten Menschen waren sich der Tatsache nicht bewusst, dass die Pflichtverteidigerschaft aus höchst fähigen Anwälten bestand. Jack hatte Glück gehabt, gleich nach der Ausbildung in ihre Reihen aufgenommen zu werden. Wenn also ein erfahrener Pflichtverteidiger im Gerichtssaal gegen einen Anklagevertreter der Vereinigten Staaten antrat, standen sich meist zwei nahezu ebenbürtige Gegner gegenüber.
    Jacks erstes Jahr, in dem er lernte, wie alles ablief, war hart gewesen. Er verlor mehr Fälle, als er gewann. Mit der Zeit ging er zu schwereren Delikten über. Und da er all seine jugendliche Energie, seine natürliche Befähigung und sein gesundes Urteilsvermögen in jeden dieser Fälle einbrachte, begann das Blatt sich
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