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Der Piratenlord

Titel: Der Piratenlord
Autoren: Deborah Martin
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an die letzten beiden Tage - , dann konnte er nicht glauben, dass sie das, was sie zu ihm gesagt hatte, nicht auch gemeint hatte. Niemand hatte sie gezwungen, ihn zu heiraten. Und wenn sie gewusst hatte, dass ihr Bruder zu ihrer Rettung kommen würde, warum hatte sie dann nicht einfach seinen Verführungsversuchen bis zur Ankunft ihres Bruders widerstanden?
    Ihm wurde eiskalt. Vielleicht hatte er viel zu vorschnell angenommen, sie wolle ihn verlassen. Verzweifelt versuchte er, sich an das zu erinnern, was Ann und Petey ihm in jener Nacht am Strand gesagt hatten. Petey hatte angedeutet, dass Sara dazu gezwungen worden sei, doch Ann hatte ihn aufgehalten. Und was hatte Ann darüber gesagt, dass Sara ihren Bruder angefleht hatte, die Insel nicht anzugreifen? Vielleicht hatte sie sich ja gar keine Sorgen um ihren Bruder gemacht.
    „Also, Cap’n“, sagte eine fröhliche Stimme von der Tür her, „sie hat ein hübsches, kleines Mädchen geboren.“
    Als Gideon sich umdrehte, stand eine strahlende Ann dort. Er war so erleichtert, dass er leicht schwankte. „Geht es ihr gut? Und dem Baby auch?“
    „Beide sind völlig in Ordnung. Queenie hat uns alle überrascht. Sie hat das sehr gut gemacht.“
    „Zum Glück wusste jemand, was zu tun war.“
    Als Ann gehen wollte, rief er: „Ann!“
    „Ja, Cap'n.“
    „Könnten Sie mir bitte genau erzählen, was sich an dem Tag abgespielt hat, als Sara fortging?“
    Sie senkte den Blick. „Das habe ich . . . doch schon getan.“ „Sie haben mir aber doch nicht alles erzählt, oder? Irgendetwas haben Sie zurückgehalten.“
    Sie zog mit der Schuhspitze einen Kreis auf dem Fußboden. „Es ist doch egal, was an dem Tag geschehen ist, Cap'n. Miss Willis wird so schnell zurückkommen, wie sie kann. Ich weiß das.“
    „Darauf kann ich nicht warten. Ich werde nach England fahren und all die Frauen mitnehmen, die zurückkehren wollen.“ Er schwieg und fühlte sich plötzlich so ruhig wie seit langem nicht mehr. „Und ich werde Sara finden und ihr klarmachen, dass ihr Platz hier ist. Ich muss sie finden. Ich muss ihr sagen, dass ich sie brauche . . . dass ich sie liebe.“
    Ann warf ihm einen besorgten und angstvollen Blick zu. „Aber Cap'n, das können Sie nicht machen! Das dürfen Sie nicht tun! Wenn Sie ihr nachfahren, ist all das, was sie getan hat, umsonst gewesen! Sie wird es mir nie verzeihen, wenn ich Sie gehen lasse! Niemals!“
    „Ann, sagen Sie mir die Wahrheit. Warum sollte sie Ihnen nicht verzeihen wollen? Hasst sie mich?“
    „O nein, Cap’n! Weshalb sollte Sara Sie denn hassen?“ Ann wickelte die Hände in ihre Schürze, als ob sie mit sich über irgendetwas ins Reine kommen wolle. Dann seufzte sie. „Ihr Bruder - der Earl - hat ihr gedroht, dass er die Insel dem Erdboden gleichmachen würde, wenn sie nicht mit ihm nach England zurückkehrte. Sie fürchtete, dass er das tatsächlich machen würde. Er hatte genügend Männer und Kanonen dafür mitgebracht und war fest entschlossen. Erst als sie sich bereit erklärte, mit ihm zurückzufahren, lenkte er ein.“
    Also hatte Sara ihn doch nicht hintergangen. Sara hatte das getan, was sie immer tat - alles geopfert für die, die sie liebte. Wut erfüllte ihn - Wut auf Saras Bruder, Wut auf Ann und Petey, weil sie ihn belogen hatten . . . und am meisten Wut auf sich selbst, weil er angenommen hatte, dass Sara ihn aus freien Stücken verlassen hätte.
    „Warum haben Sie mich denn glauben lassen, Sara habe fortgehen wollen ?“ fragte er mit rauer Stimme, als er auf Ann zuging.
    „Das musste ich tun. Sie hat mir das Versprechen abgenommen, Ihnen nicht die Wahrheit zu sagen, weil sie genau das fürchtete, wovon sie eben gesprochen haben. Dass Sie nach England fahren und dort gehängt würden. Sie fürchtete so sehr um Ihr Leben, dass sie das nicht riskieren wollte.“
    „Als ob ich überhaupt ohne sie leben könnte“, stieß er hervor. „Jetzt muss ich gehen. Ich kann sie nicht länger bei ihrem ekelhaften Bruder lassen.“
    „Nein, bitte nicht! Es würde ihr das Herz brechen, wenn man Sie festnehmen würde! Sie sagte, sie wolle alles tun, um zurückzukommen, und ich weiß, dass sie . . .“
    „Glauben Sie etwa, er lässt sie hierher zurückkommen? Ein Mann, der gedroht hat, alles zu zerstören, was ihr wichtig war, nur um sie zur Heimkehr zu bewegen?“ Er ballte die Hände zu Fäusten und wünschte, er könnte sie gegen Saras Bruder richten. „Er wird sie nicht gehen lassen. Ich an seiner Stelle würde das auch
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