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Der Pfad des Zorns - Das Buch und das Schwert 1: Buch & Schwert 1 (German Edition)

Der Pfad des Zorns - Das Buch und das Schwert 1: Buch & Schwert 1 (German Edition)

Titel: Der Pfad des Zorns - Das Buch und das Schwert 1: Buch & Schwert 1 (German Edition)
Autoren: Antoine Rouaud
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erkennen war. Dann und wann fuhr sein Schwert wie ein heller Strahl auf Laerte zu, wurde aber sofort von Eraëd zurückgeschlagen. Und plötzlich entstand vor Laertes Augen das Bild seines erhängten Vaters.
    Von wilder Wut gepackt stieß er so heftig zu, dass er das Brechen von Stahl hören konnte. Azdeki stieß einen überraschten Schrei aus. Sofort machte Laerte einen Ausfall. Der Widerstand von Azdekis Knien währte nur kurz. Laerte konnte spüren, wie sie brachen. Schnell richtete er sich wieder auf und zerrte seinen gestürzten Gegner an den Haaren zu sich heran.
    Azdekis ungläubige Augen spiegelten panische Angst. Laerte hob Eraëd hoch empor und ließ das Schwert auf den Hals seines Feinds niedersausen. Azdekis Körper sackte zu Boden. Laerte hielt Azdekis Kopf mit für immer geöffneten Augen in der Hand.
    Sein Magen revoltierte. Ihm war unglaublich schlecht. Angeekelt ließ er die Trophäe fallen. Er wollte sich nur noch übergeben, sterben und vom Erdboden verschwinden. Immer noch quälte ihn sein Zorn. Die Wut ließ ihm kaum Luft zum Atmen.
    In diesem Moment erblickte er das Liaber Dest . Es lag nur wenige Meter neben ihm am Boden in einer reglosen, geöffneten Hand. Auf seinen Seiten tanzten lodernde Flam men, ohne den geringsten Schaden anzurichten. Nichts geschah. Es war, als würde das Buch von einem geheimnisvollen Zauber geschützt. Doch es war etwas anderes, das Laerte bewog, mit wild pochendem Herzen niederzuknien.
    Zwischen seltsamen Schriftzeichen hatte er eine uralte Zeichnung entdeckt. Sie zeigte einen Ritter in einer einfachen Rüstung, der unter einem Baum ruhte. Zu seinen Füßen saß ein Kind in der zerlumpten Tracht der Salinen, bewachte seinen Schlaf und hielt ein Schwert in der rechten Hand. Und in der linken …
    »Grenouille!«
    Dun war bis zu einer der Statuen gekrochen, hatte sich halb aufgesetzt und lehnte den Kopf an den Steinsockel. Mit einem traurigen Lächeln streckte er den Arm nach Laerte aus. Der junge Mann ging zu ihm hin, sank an seine Seite und nahm seine Hand. Im Knie des Generals klaffte eine tiefe Wunde, und aus seinem Mund lief ein dünner Blutfaden, ohne dass man eine Verletzung sah. Laerte begriff, dass es kein Schwert gewesen war, das den Sieg über den alten Mann davongetragen hatte. Sie wechselten einen wortlosen Blick. Ein Stück weiter lag Bernevin mit durchgeschnittener Kehle.
    »Laerte …« Dun konnte kaum noch sprechen.
    Seine Brust hob und senkte sich krampfartig. Sein Herz ließ ihn im Stich. Laerte spürte, wie die Hand seines Meisters trotz der Feuersbrunst ringsum eiskalt wurde. Sie sahen einander einfach nur an, Hand in Hand. Sie waren zusammen.
    Zum letzten Mal.
    Ein letzter Atemzug entrang sich den aufgesprungenen Lippen des alten Ritters.
    Dun-Cadal Daermon war tot.

    »Laerte!« Eine erregte Stimme übertönte das Prasseln des Feuers. »Laerte, das Buch!«
    Aladzio bahnte sich einen Weg durch den Rauch, den Dreispitz wie immer fest auf dem Kopf. Ratlos blickte er Laerte an.
    »Es ist fort. Aber es kann doch nicht verbrannt sein! Es ist …«
    In diesem Augenblick entdeckte Aladzio Duns leblosen Körper und verstummte sofort. Sanft, fast zärtlich legte Laerte die Hand des Generals auf dessen Brustharnisch.
    Von irgendwo her drangen Schritte und Rufe an sein Ohr. Wortlos stand er auf. Sein Zorn hatte ihn nicht verlassen. Wütend schlossen sich seine Finger um den Schwertgriff.
    Sie kamen. Soldaten. Sie hatten die Tore aufgestemmt und den Innenhof besetzt. Die völlig kopflosen Ratsherrn, die ihnen entgegenstürzten, hatten sie nur einen kurzen Moment aufgehalten. Laerte war kaum überrascht, als er Rogants Stimme hinter sich hörte.
    »Wir müssen verschwinden.«
    Der Nâaga reichte ihm die goldene Maske. Laerte fiel es schwer, den Blick vom ruhigen, friedvollen Gesicht seines Meisters abzuwenden.
    »Ich kann ihn nicht dort lassen. Du musst ihn tragen.«
    Die Kapelle stand in Flammen. Noch wenige Minuten, dann wären die Korridore voll von Soldaten, die man auf ihre Fährte gesetzt hatte. Sie mussten sich beeilen, den Durchgang zu erreichen. Denselben, den Laerte benutzt hatte, um in den Palatio zu gelangen.
    »Trag ihn«, bat Laerte erneut und nahm seinem Freund die Maske aus der Hand.
    Und sein Zorn war noch immer nicht versiegt …

EPILOG
    Das Schicksal der Menschen
    war niemals etwas anderes
    als das Flüstern der Götter.

    D un-Cadal wurde ohne großen Pomp am Ufer des Großen Meeres begraben. Vor dem mit der Zeremonie betrauten Priester
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