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Der Pfad des Zorns - Das Buch und das Schwert 1: Buch & Schwert 1 (German Edition)

Der Pfad des Zorns - Das Buch und das Schwert 1: Buch & Schwert 1 (German Edition)

Titel: Der Pfad des Zorns - Das Buch und das Schwert 1: Buch & Schwert 1 (German Edition)
Autoren: Antoine Rouaud
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Hoffnung aufgegeben, dass er bald gerettet werden könnte.
    Während der letzten Monate hatte er den Mann mit der Goldmaske oft gesehen und viel mit ihm gesprochen. Er hatte von der Vereinbarung über Buch und Schwert berichtet, er hatte erklärt, wie wichtig es war, beides zu trennen, und er hatte erzählt, worin die Verbindung zwischen Uster und Reyes bestand. Niemand auf der ganzen Welt durfte die Pfeiler der Zivilisation sein Eigen nennen.
    In meiner Linken das Buch, in meiner Rechten das Schwert, und mir zu Füßen die Welt.
    Reyes kümmerte sich nicht um die Kopflosigkeit der anwesenden Ratsherrn und begnügte sich damit, abzuwarten. Die Explosion im Hof entlockte ihm ein Lächeln. Der rettende Sturm nahte, und das Flüstern der Götter bekam einen Sinn. Gewiss war es nicht sein Schicksal, hier und auf solche Weise wie ein armer Teufel zu krepieren – immerhin hatte er viele Jahre lang den Fangol-Orden geleitet.
    Unter den Anwesenden gab es nur einen, der ihm ein wenig Mitgefühl entgegenbrachte. Es war ein junger Mann mit einem Dreispitz, der an einer Säule lehnte und sich offenbar nicht besonders wohlfühlte, aber in keiner Weise beunruhigt schien.
    »Ist das etwa ein Angriff?«
    »Wer würde so etwas schon wagen?«
    »Der Assassine. Ganz sicher. Er hat Enain-Cassart und Negus getötet, und jetzt sind wir an der Reihe.«
    »Wo bleibt überhaupt Azdeki?«
    »Ich bitte um Ruhe, meine Herren«, ließ sich Azinn vernehmen, der unmittelbar vor den Altar stand.
    Er trug eine weiße Toga, hatte sich die Falkenmaske auf den Kopf geschoben und machte beruhigende Gesten. Trotzdem warfen die zwanzig anwesenden Ratsherrn panische Blicke zum Eingang, obwohl Azdekis Leibwache Aufstellung um den Altar bezogen hatten. Nur die Fangol-Mönche, die schweigend in einer Ecke standen, schienen sich keine Sorgen zu machen. Ihnen war nur der halbnackte Gefangene wichtig.
    »Was wird das hier eigentlich, Herr?«, wandte sich Daguaret verärgert an Azinn. »Hat man uns etwa in eine Falle gelockt?«
    Es war Rhunstag, der antwortete.
    »Das hier ist weder eine Falle noch eine Schurkerei vonseiten der Azdekis«, beschwichtigte er. »Also bitte keine falschen Verdächtigungen.«
    Die Ratsherrn wurden immer unruhiger. Einige überlegten, ob sie wieder gehen sollten. Niemand hatte Lust, in der Kapelle festzusitzen. Das Buch, das man ihnen versprochen hatte, schien sich nicht im Raum zu befinden, und allmählich machte sich bei einigen das Gefühl breit, einer Täuschung aufgesessen zu sein. Endlich erschien Etienne Azdeki.
    »Wachen!«, befahl er. »An die Türen!«
    Mit angespanntem Gesicht und dem Schwert in der Hand betrat er den Raum. Das unzufriedene Murmeln verstummte sofort. Die Leibwache stellte sich zu beiden Seiten der Tür auf.
    »Auseinander, meine Herren, auseinander«, rief Azdeki und wedelte mit seiner freien Hand. »Bilden wir ein Spalier für unsere Ehrengäste.«
    Er teilte die Gruppe der Ratsherrn, ohne sie eines Blickes zu würdigen, sondern hatte nur Augen für den am Altar angeketteten Gefangenen. Als er ihn erreichte, kniete er nieder.
    »Es ist so weit, Anvelin«, murmelte er.
    Der alte Mann hob kaum den Kopf. Azdeki machte den Mönchen ein Zeichen, näher zu treten.
    »Neffe?«, flüsterte Azinn hinter ihm.
    Azdeki ignorierte ihn. Stolz richtete er sich mit dem Schwert in der Hand auf. Jetzt könnte er dem alten General endlich zeigen, welch guter Kämpfer in ihm steckte. In wenigen Minuten würden sie da sein. Er wandte sich zu den Ratsherrn um, die sich immer noch nicht richtig aufgestellt hatten. Bernevin setzte seine Maske ab, warf Azdeki einen kurzen Blick zu, nickte und begann, Ordnung in die Gruppe zu bringen.
    »Bring es her, Aladzio«, befahl Azdeki.
    Der Mann mit dem Dreispitz trat von zwei Hellebardieren begleitet auf ihn zu. In seinen Händen hielt er feierlich eine lackierte, mit Gold eingelegte Kassette aus edlem Holz, die Azdeki vorsichtig öffnete. Ein in Leder gebundener, uralter Foliant kam zum Vorschein, dessen Einband im Licht der Feuerbecken schimmerte.
    »Meine Herren«, rief er und nahm das Buch aus der Kassette, »hier seht Ihr das Buch, um dessentwillen Ihr gekommen seid. Ihr, die Ihr von den Göttern erwählt wurdet, um nach Jahrhunderten des Chaos und der Tyrannei die Ordnung wiederherzustellen. Hier ist das Buch, das Aogustus Reyes vor den Menschen versteckte – das Buch, das Fangol verloren hatte.«
    Seine Hand zitterte. Das Buch war schwer. Mehr Sorgen bereitete ihm jedoch das, was
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