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Der Pfad des Kriegers (German Edition)

Der Pfad des Kriegers (German Edition)

Titel: Der Pfad des Kriegers (German Edition)
Autoren: Philipp Ebert
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und zum ersten Mal in drei Tagen sah er seine Verfolger. Eine große Gruppe Maegrin, deutlich an den Kettenhemden und den großen Helmen zu erkennen, hatte gerade ihren Lagerplatz erreicht. Waren es fünfzig? Oder waren es hundert? Viel mehr als sie auf jeden Fall. Kein Laut löste sich von den Lippen ihrer Verfolger, nur das Klirren ihrer Waffen und Rüstungen war jetzt deutlich zu hören. Furcht machte sich in Thomas breit, dennoch konnte er seinen Blick nicht abwenden. Erst Ronan, der ihn an der Schulter packte, brachte ihn dazu weiterzulaufen. Kendall legte ein schnelles Tempo vor, doch es war offensichtlich, dass kaum einer der Männer noch in der Lage war, es länger durchzuhalten. Auch Kendall selbst atmete immer schwerer und stolperte häufig. Thomas schleifte seinen Speer nur noch über den Boden. Unterdessen verkleinerte sich die Distanz zwischen der kleinen Gruppe und den Maegrin immer weiter.
    Bald waren die schnellsten der Verfolger auf Bogenschussweite heran. Eine Tatsache die Sam, der inzwischen wieder zu ihnen gestoßen war, treffsicher ausnutzte. Doch auch wenn sich die vordersten Maegrin danach in den Schutz der Gruppe zurückfallen ließen, kamen sie doch immer näher. Jetzt erhob sich auch ein markerschütterndes Geheul von ihren Lippen und das Hundegebell war unerträglich laut für Thomas Ohren. Als er sich das nächste Mal umdrehte, wurde ihm klar, dass sie ihnen nicht entkommen würden. Zu schnell waren die Verfolger, zu erschöpft und müde war ihr kleiner Haufen. Viel Zeit blieb ihnen nicht mehr. Inzwischen konnte Thomas deutlich einzelne Personen in dem zuvor einheitlich wirkenden Haufen erkennen. Panik stieg in ihm hoch und schnell eilte er an Sam vorbei, der einen Pfeil nach dem anderen in Richtung der Verfolger schoss. Drei hatte er noch.
    „Da hinauf!“, schrie auf einmal Kendall. Dessen plötzlicher Armbewegung folgend sah Thomas einen alten, verfallenen Wachturm, wohl noch aus der Zeit der Stammeskriege. Dann waren sie doch näher am Rindyl als gedacht, denn dies war die alte Grenze gewesen, bevor die Stämme des Nordens den König im Süden anerkannt hatten. Seitdem, und selbst sein Großvater hatte diese Zeit nicht mehr erlebt, waren diese kleinen Wartburgen nach und nach zerfallen. Von diesem hier war nur der unterste Mauerring übrig. Die Palisade, die den Turm umgeben hatte, war längst verrottet und der Graben überwuchert von Pflanzen.
    Ohne Widerspruch folgten alle Männer Kendall.
    Als ihre Verfolger sahen, wo sie hinwollten, wurden sie langsamer. Sie wussten jetzt sicher, dass ihnen ihre Beute nicht mehr entkommen würde, so wie Thomas sicher wusste, dass er heute sterben würde. Seltsamerweise erschreckte ihn diese Feststellung nicht sonderlich. Auch wenn es jetzt mit absoluter Sicherheit feststand, so war er doch in den letzten Tagen zu oft dem Tode nahe gewesen, als dass dieser noch großen Schrecken für ihn hatte. Er fühlte sich eher erleichtert. Immerhin war jetzt bald alles vorbei, die Flucht, die Schmerzen, die Angst.
    Als sie den Turm erreicht hatten, waren die Maegrin gerade dabei, sich am unteren Ende des Hügels zu sammeln. Die Position des Turmes war gut gewählt. Auf drei Seiten von einer Schlucht begrenzt, war selbst der Hügel allein höher als alle umliegenden und man hatte einen weiten Blick in die Landschaft. Viel außer grünen Hügeln war aber nicht zu sehen, Hilfe konnte Thomas auf jeden Fall keine entdecken. Gwyn ap Nuin würde wohl nicht zu ihrer Rettung kommen, so wie er immer die tapferen Helden in den Geschichten seiner Kindheit vor dem Untergang bewahrt hatte. Thomas musste lächeln bei dem Gedanken daran, wie gerne er immer diesen Geschichten gelauscht hatte und wie sehr sich seine Schwester immer beschwert hatte, wenn ihr Großvater sie erzählte. Unten berieten sich die Maegrin, wobei sie den Hügel genau im Auge behielten. Ihre Gesten wirkten seltsam vertraut, denn genauso unterhielten sich die Männer von Thomas Stamm, wenn sie einen Bären in seiner Höhle gestellt hatten.
    „Esst eure Vorräte. Es gibt keinen Grund hungrig zu sterben!“
    Zwar waren diese Worte kaum geeignet, Thomas aufzumuntern, aber immerhin beschäftigten sie ihn und lenkten in davon ab, was hier in Kürze passieren würde. Denn langsam aber sicher ergriff doch Angst Besitz von ihm. Früher oder später würden die Maegrin diesen Hügel hinaufkommen. Ein kurzer Hagel von Wurfäxten, gefolgt von einem wütenden Ansturm der zahlenmäßig um ein Vielfaches überlegenen
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