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Der Pfad des Kriegers (German Edition)

Der Pfad des Kriegers (German Edition)

Titel: Der Pfad des Kriegers (German Edition)
Autoren: Philipp Ebert
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niemand von ihnen lange weiterlaufen konnte, ohne sich aufzuwärmen. Was brachten ein, zwei Meilen mehr zwischen ihnen und den verfluchten Hunden, wenn sie nach und nach frierend zusammenbrachen und damit den Maegrin die Arbeit abnahmen. Kendall schien Thomas stille Logik zu teilen und nickte kurz. Auf den Gesichtern aller anderen Männer zeigte sich nur Dankbarkeit und Hoffnung auf ein bisschen Wärme. Über die vier, die der Fluss mit sich gerissen hatte, wurde kein Wort verloren. Thomas setzte sie einfach auf die lange Liste von Leuten, die er in den letzten Tagen hatte sterben sehen.
    Die Feuerstelle kam schneller in Sicht, als er erwartet hatte und bald saßen, bis auf die zwei Wachen, die aufmerksam die Umgebung beobachteten, alle dicht gedrängt um das Feuer und versuchten sich aufzuwärmen. Sonst eine Selbstverständlichkeit, war das Feuer jetzt alles, was für Thomas noch wichtig war. Selbst das Ziel den Rindyl zu erreichen, welches in den letzten Tagen sein Denken beherrscht hatte, trat in den Hintergrund. Wärme war alles, wonach es ihm verlangte.
    Aber seine Kleidung war noch nicht einmal annähernd trocken, als Sam zwischen sie trat. Er musste sich, unbemerkt von Thomas, entfernt haben und genauso unbemerkt hatte er sich wieder zu ihnen gesellt. Eine Eigenschaft, die ihn auf Thomas immer etwas unheimlich hatte wirken lassen. Der kleine Mann war so anders als er, als fast alle im Dorf. Alle Kinder, auch Thomas, der ja selbst auf eine gewisse Art Außenseiter gewesen war, hatten ihn gemieden. Wie unwichtig dies alles jetzt war. Dann erinnerte Thomas sich an Nechtan, den alten Jäger mit dem dichten schwarzen Bart, der ihm damals aus Eschenholz seinen ersten Bogen gebaut hatte. Damals als noch kein Kind im Dorf mit ihm hatte spielen wollen. Nechtan war immer gerne mit Sam auf die Jagd gegangen, aber der lag jetzt auch tot zwei Tagesmärsche nördlich von hier am Fuße irgendeines namenlosen Hügels.
    „Die Maegrin haben die Furt erreicht und machen sich daran sie zu überqueren. Die ersten beiden, die es hinüber geschafft haben, habe ich getötet, das sollte ihnen etwas die Lust genommen haben. Aber es wird sie nicht lange aufhalten.“ Kendall sprang ohne zu zögern auf, schwankte aber als er stand und man sah, wie er sich beinahe wieder hinsetzte. Nur mit äußerster Willensanstrengung schien er stehen bleiben zu können. Diese Schwäche des sonst so unverwüstlich wirkenden Kendall ängstigte Thomas mehr als alles andere, was er in den letzten Tagen erlebt hatte. Mehr als der Tod all seiner Freunde, mehr als die viele anderen Toten, ja sogar mehr als das Hundegebell, das ihren Untergang ankündigte. Dann durchbrach Kendalls Stimme, laut und fest wie eh und je, die Mauer, die Thomas Gedanken errichtet hatten:
    „Ihr habt ihn gehört, Männer, steht auf, greift eure Waffen, wir müssen weiter. Auch die Maegrin werden erschöpft sein, wenn sie den Bach überquert haben.“
    „Könnten wir sie nicht einfach angreifen, jetzt wo sie in zwei Gruppen aufgeteilt sind?“, hörte Thomas sich sagen, ohne vorher den Gedanken wirklich gefasst zu haben. Kendall betrachtete ihn neugierig, ließ aber Sam antworten:
    „Glaube nicht, dass mir die Idee nicht auch gekommen ist, aber es sind zu viele. Bereits jetzt werden sie mehr Leute am anderen Ufer haben als wir zählen und die anderen würden vom gegenüberliegenden Ufer einen Hagel von Wurfäxten über uns niedergehen lassen. Nein, heute liegt unser Heil in der Flucht.“
    Inzwischen stand die ganze Gruppe und machte sich auf den Weg. Während Sam wieder vorauseilte, übergab Merrion bis auf seinen Dolch alle Waffen an Ronan und blieb zurück, um die Maegrin im Auge zu behalten. Sie waren weniger als eine halbe Meile weit gekommen, als plötzlich lauter werdendes Hundegebell alle Männer instinktiv in einen Trab fallen ließ. Kurz darauf kam auch Merrion wieder in Sicht, der atemlos meldete, dass ihre Verfolger allesamt den Fluss überschritten hatten und ohne Pause die Verfolgung fortsetzten. Nach seiner Schätzung waren sie ihrer Gruppe fast um das Fünffache überlegen und wirkten noch frisch und ausgeruht.
    Die Krieger holten das Letzte aus ihren müden Körpern heraus, aber bald stolperten sie eher, als dass sie rannten. Thomas Lungen brannten und seine Beine schmerzten so sehr, dass ihm Tränen in die Augen schossen. Ihm war klar, dass er nicht mehr viel weiter würde laufen können. Als sie die Kuppe des nächsten Hügels erreicht hatten, drehte er sich um
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