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Der Pfad des Kriegers (German Edition)

Der Pfad des Kriegers (German Edition)

Titel: Der Pfad des Kriegers (German Edition)
Autoren: Philipp Ebert
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diese Menschen sehen müssen, die so viel Leid über ihn und sein Dorf gebracht hatten. Jetzt ließ es sich aber wohl nicht vermeiden. Aber immerhin waren diesmal sie es, die den Vorteil auf ihrer Seite hatten. Zumindest hoffte das Thomas.
    Er ließ seinen Blick über die Gruppe schweifen und sah nur wenige vertraute Gesichter, denn die meisten Männer hier stammten nicht aus seinem Dorf. Zwar hatten die letzten zwei Tage die Gruppe zusammengeschweißt, aber selbst Namen wurden kaum ausgetauscht, zu viel passierte, zu sicher schien der eigene Tod, um sich mit solchen Dingen aufzuhalten. Ohnehin gab es kaum Gespräche, die über einen kurzen Befehl oder den Hinweis auf eine gefährliche Wegstelle hinausgingen. Auch nicht zwischen den Männern, die sich schon Jahrzehnte kannten. Sie alle waren zu müde, um an irgendetwas anderes als den nächsten Schritt und ihr eigenes Überleben zu denken.
    Langsam näherten sie sich dem breiten Eingang der Schlucht. Als sie ihn erreichten, machte sich Sam auf, um den Wachposten auszuschalten, während der Rest in kurzem Abstand folgte.
    In gebückter Haltung bewegte sich Thomas langsam vorwärts, immer wieder Deckung hinter einzelnen Felsformationen suchend. So müde er auch war, die Lehren aus den Spielen seiner Kindheit hatte er noch nicht vergessen. Weiter vorne sah er, wie Sam sich langsam, für Thomas geradezu unerträglich langsam, an den Wachposten heranschlich. Das hohe Gras verdeckte ihn immer wieder, doch da Thomas wusste, wo er sich ungefähr befinden musste, gelang es ihm mehrmals den Waldläufer zu entdecken.
    Jetzt hatte er den Wachposten fast erreicht, auch Thomas war inzwischen weniger als zwanzig Schritt von ihm entfernt, da fuhr dieser plötzlich mit einem lauten Schrei herum. Mit der Geschwindigkeit einer Raubkatze sprang Sam ihn an, doch es war bereits zu spät. Die Maegrin hatten das Geschehen bemerkt und griffen zu ihren Waffen. Doch die Aussicht auf ein warmes Feuer und Essen hatte die kleine Gruppe neu beseelt und einem letzten Aufbäumen gleich stürzte sie vorwärts. Mit dem Mut der Verzweiflung warfen sie sich auf die kleine Gruppe feindlicher Krieger. Die Gesichter ihrer Gegner zeigten eine Mischung aus Überraschung und Wut, als sie sich den Angreifern entgegenstellten. Thomas sprang auf, wie alle anderen, doch seine Beine wollten einfach nicht mehr. Der Sprint zu dem er ansetzte, glich eher einem schnellen Trott und er hatte kaum die Hälfte der Strecke zurückgelegt, da hatten die anderen den Feind schon erreicht. Auch Kendall war an ihm vorbeigestürmt und streckte jetzt einen großgewachsenen, hageren Maegrin mit einem schnellen Schlag nieder. Schon war Merrion an seiner Seite und während Kendall einen Hieb gegen den Kopf des nächsten Kriegers antäuschte, stach Merrion ihm mit seinem Speer in den Oberschenkel.
    „Unehrenhaft“, durchzuckte es Thomas, aber er schob den Gedanken schnell beiseite. Krieg war so anders als er ihn sich vorgestellt hatte.
    Auf einmal ragte ein Pfeil aus dem Hals eines Maegrin und sofort schaute sich Thomas nach Sam um, der bereits den nächsten Pfeil auflegte. Doch da verstummte der Kampflärm auf einmal. Dem verzweifelten Ansturm der ausgehungerten Männer, für die das Essen am Feuer die letzte Hoffnung war, waren die Maegrin nicht gewachsen gewesen. Jetzt lagen sie alle erschlagen am Boden.
    Kaum jemand schenkte ihnen Beachtung. Nur Thomas betrachtete sie neugierig, während er sich in Richtung Lagerfeuer bewegte. Geradezu benommen starrte er auf das Gesicht eines Maegrin, der plötzlich vor ihm im Gras lag. Er konnte nicht viel älter gewesen sein als er. Mit dunklen statt blonden Haaren hätte man ihn ohne weiteres für einen Llaevin halten können. Nichts unterschied ihn von Thomas Volk. Dennoch war Thomas nicht unglücklich, dass er tot war. Er empfand nur Hass für diese Eindringlinge. Es war erst wenige Monate her, dass sie die ersten Berichte über sie bekommen hatten und seitdem hatten sie nichts als Leid über sein Volk gebracht. Natürlich hatte es auch bevor sie auf die Insel gekommen waren, Kriege gegeben, aber die dienten nicht der Vernichtung des Gegners, sondern nur dem eigenen Ruhm. Man bewies seine Männlichkeit im Krieg, aber man wusste doch immer, dass die, mit denen man kämpfte, vom gleichen Volk waren. All dies hatte sich schnell geändert. Auf ihrem Zug nach Süden hatten die Eindringlinge eine Schneise der Verwüstung hinterlassen und zahllose Flüchtlinge vor sich hergetrieben. Alle Stämme
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