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Der Pfad des Kriegers (German Edition)

Der Pfad des Kriegers (German Edition)

Titel: Der Pfad des Kriegers (German Edition)
Autoren: Philipp Ebert
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Männer statt Weglaufen wie Kinder, meintest du“, warf ein Krieger ein.
    Eine heftige Diskussion brach aus, an der sich Thomas nicht beteiligte. Er war, dankbar für die Pause, längst zu Boden gesunken. Die lauten Stimmen von Kendall und Merrion, die sich auch hier, wie immer, einig waren, bestimmten die Diskussion und nach einiger Zeit wurde ihre Meinung akzeptiert: „Vielleicht müssen wir heute sterben, aber dazu sollten wir uns einen besseren Ort suchen als diese sumpfige Schlucht. Zu bestimmen, wo wir kämpfen, ist schließlich der letzte Vorteil, der uns noch geblieben ist. Wir sollten ihn nutzen. Und vielleicht folgen sie uns ja nicht durch den Bach.“
    Nur drei der Männer entschlossen sich auf dieser Seite zu bleiben und weiter stromabwärts einen Übergang zu suchen. Keiner davon war aus Thomas Dorf. Eine wirkliche Verabschiedung fand nicht statt, die Krieger nickten sich zu und kurz darauf waren die drei im Nebel verschwunden, als ob sie nie existiert hätten. Schnell überwanden die anderen die kurze Strecke bis zum vermeintlichen Übergang, der sich als fast ebenso tief und kaum weniger schnell erwies. Fast zwei Mannslängen breit wirkte der Bach unüberwindbar auf Thomas. Dennoch begannen die Männer aus ihren Umhängen ein behelfsmäßiges Seil zu knoten. Das Gebell der Hunde war inzwischen deutlich hörbar. Still hoffte Thomas, dass sie den drei anderen Männern folgen würden und nicht ihnen. Dann wies er den Gedanken angewidert von sich. So weit war es mit ihm gekommen.
    Merrion hatte ein Ende des Seils um sich geschlungen und war in den Bach gestiegen. Langsam schob er sich vorwärts und jeder konnte sehen, wie er mit aller Kraft gegen die Strömung ankämpfte. Seine sonst so dunkle Haut wirkte blass und seine Hände zitterten. Es schien eine Ewigkeit zu dauern, bis er das andere Ufer erreicht hatte. Angekommen stand er mühsam auf, seine Beine schienen unter ihm nachgeben zu wollen, aber nur wenige Augenblicke später machte er sich bereit, das Seil für den nächsten Mann zu halten. Sam war der erste und obwohl er der kleinste in der Gruppe war, er schien im Wasser fast zu verschwinden, bewegte er sich schnell durch den Bach, immer darauf bedacht seinen Bogen vor Nässe zu schützen. Drüben unterstützte er Merrion am Seil.
    „Wir beide sind die Nächsten, Junge!“
    Bei diesen Worten legte Ronan Thomas seine Hand auf die Schulter. Noch vor einer Woche hätte er sich wütend losgerissen und sich noch Tage über die Bezeichnung „Junge“ aufgeregt, aber jetzt war er einfach nur dankbar, dass er diesen Fluss nicht alleine durchqueren musste. Vorsichtig setzte er einen Fuß in den Fluss. Das Wasser war eisig und tausende Nadeln schienen ihn überall am Körper zu stechen, Ronan jedoch schob ihn erbarmungslos in den Fluss. Schon nach wenigen kurzen Schritten konnte er seine Beine nicht mehr spüren. Die Felsen waren rutschig unter seinen Füßen und mehr als einmal bewahrte ihn nur das schnelle Eingreifen Ronans vor einem nassen Tod. Seine Muskeln verkrampften sich und immer wieder sackte er auf der kurzen Strecke weg. Das letzte Stück zum anderen Ufer trug der alte Mann ihn fast und als sie es erreicht hatten, sanken beide zu Boden. Thomas war schwarz vor Augen und seine Beine wie tot. Kurz darauf stellte er fest, dass dieser Zustand besser gewesen war, als das, was danach folgte. Die Schmerzen, die er spürte, als das Blut wieder in seine Beine floss, waren nahezu unerträglich und obwohl er am ganzen Körper zitterte, wurde ihm einfach nicht warm.
    Gerade eben hatte er noch beobachtet, wie Ronan Sam am Seil ablöste und der sich daran machte die Umgebung weiter zu erkunden, als plötzlich ein Schrei ertönte. Thomas blickte auf. Entsetzen stand allen Männern ins Gesicht geschrieben, als sie zusehen mussten, wie Cael das Seil losließ und im nächsten Moment vom Bach mitgerissen wurde. Sie konnten nichts tun. Er tauchte nicht noch einmal auf. Es schien eine Ewigkeit zu dauern, bis der nächste Mann sich ins Wasser traute und noch dreimal mussten sie mit ansehen, wie der Gebirgsbach seinen Tribut forderte. Erschöpft und zitternd saßen sie alle auf dem feuchten Boden, bis Sam sich näherte und sie aus ihren Gedanken riss. In kurzen Sätzen, wie sie typisch für den schweigsamen Waldläufer waren, erklärte er, dass er weniger als eine Meile entfernt ausreichend trockenes Holz für ein kleines Feuer gesammelt hatte. Kendall beäugte ihn kritisch, aber auch er schien einzusehen, dass
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