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Der Pfad des Kriegers (German Edition)

Der Pfad des Kriegers (German Edition)

Titel: Der Pfad des Kriegers (German Edition)
Autoren: Philipp Ebert
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entfernt, den Speer hielt sie locker in der linken Hand.
    „Du musst nicht sterben, Arvid!“
    Ihre Stimme war angenehmer als alles, was Arvid je zuvor in seinem Leben gehört hatte. Langsam ließ er sein Schwert sinken. Dann sah er den alten Mann daliegen, sah wie ihm das Blut aus dem Hals lief und leise murmelte er die Worte, die sein Vater einst ihm und seinen Brüdern beigebracht hatte.
    „Fleisch für die Raben! Blut für unsere Äxte!“
    Mit einem wütenden Schrei stürzte die Frau auf ihn zu. Nur durch einen Sprung zur Seite, der ihn zu Boden stürzen ließ, konnte er sich retten. Sie war einfach viel schneller als alles, was er bisher gesehen hatte, an Angriff war überhaupt nicht zu denken. Selbst Thomas oder Barrett hätten hier keine Chance gehabt. Hilflos drehte er sich zur Seite, als der Speer ein weiteres Mal zuckte.
    „Du hast die falsche Seite gewählt, Junge! Die alten Zeiten sind vorbei!“
    Arvid lag auf dem Rücken und starrte in das Gesicht der Frau, die ihm den Speer an die Kehle setzte.
    Dann wurde ihr Gesicht plötzlich steinern, ihre Lippen schmal und blass und ihre Augen verloren ihren Glanz. Langsam sackte sie zusammen und eine Axt ragte ihr aus dem Rücken. Hinter ihr stand der alte Krieger mit blutiger Kleidung und Gesicht, die Wunde am Hals aber hatte sich geschlossen.
    „Selbst alte Götter tötet man nicht so leicht, Tochter!“
    Aus dem letzten Wort hörte Arvid eine unglaubliche Verachtung heraus.
    „Vor allem nicht, wenn sie so treue Helfer haben!“
    Der Mann reichte Arvid die Hand und half ihm auf die Beine.
    „Ist sie tot?“
    „Nein, ich bin zu schwach, um sie zu töten. Das hier ist nur ein Teil von ihr. Aber wir müssen uns in der nächsten Zeit wohl nicht mit ihr beschäftigen! Nun habe ich Zeit, mich um die Probleme meines Volks zu kümmern.“
    „Wer bist du?“
    „Du weißt, wer ich bin!“
    „Tuin?“, fragte Arvid mit zitternder Stimme.
    „Tuin, Hüter der Herden, Wache des Nordens, Herr der Raben. Der, der immer war.“
    Arvid stand vor ihm, voller Angst und Ehrfurcht.
    „Du musst keine Angst vor mir haben, Arvid!“
    Die Stimme des Gottes war freundlich und ruhig, voller Kraft.
    „Dein Glaube an mich hat mir die Kraft gegeben, meine Tochter zu besiegen. Ein weiteres Mal.“
    Arvid wusste nicht, was er antworten sollte. Aber er hatte keine Angst mehr.
    „Inzwischen haben deine Freunde und auch du die Stadt erreicht und jetzt endet, was vor langer Zeit begonnen hat.“
     
     
    Thomas folgte Barrett durch das gewaltige Tor. Aus der Nähe sahen die Mauern, die nicht nur fast ein Dutzend Meter hoch, sondern mit Sicherheit auch fünf oder sechs Meter tief waren, noch beeindruckender aus als aus der Ferne. Alle Gebäude in der Stadt waren aus dem gleichen hellen Stein gebaut wie die Mauern und alle waren größer als jedes Gebäude, das Thomas je gesehen hatte, Sions Palast miteingeschlossen. Dennoch bot die Stadt vermutlich nicht Platz für mehr als tausend Menschen und vom Heer folgten ihnen nur drei- oder vierhundert mit hinein. Die Mauern schützten auch vor dem kalten Wind und Thomas merkte fast sofort, wie seine Lebensgeister zurückkehrten. Halsim ritt auf sie zu.
    „Ihr werdet in dem Gebäude dort drüben untergebracht werden. Versucht bitte keine Dummheiten, ihr hättet keine Chance!“
    Die Stimme des Naur klang geradezu flehend.
    „Das Tor zu ihrer Heimat ist in dem großen Gebäude dort drüben, wenn irgendetwas passiert sind hier wenige Minuten später tausende Taisin.“
    Manche Maegrin nickten, die meisten aber schienen die Worte des Naur gar nicht richtig gehört zu haben.
    „Folgt mir!“
    Die Maegrin folgten dem Naur in das Gebäude, das vier Stockwerke umfasste und dessen erste beide Stockwerke statt Fenstern nur kleine Luken hatten. Sie alle wurden in einem großen Raum im Erdgeschoss untergebracht, der komplett leer war und dessen Wände und Boden ebenfalls aus dem hellen Stein bestanden. Die nächsten Stunden waren sie allein. Draußen war es inzwischen Nacht geworden.
     
    „Ich bin zu alt und schwach, um noch für längere Zeit selbst unter meinem Volk zu wandeln, Arvid! Deswegen habe ich dich ausgewählt.“
    Arvids Augen weiteten sich vor Erstaunen.
    „Du wirst dieses Tor zerstören. Inzwischen haben sie dich in die große Halle gebracht, direkt vor das Tor und gleich wirst du wieder in deinem Körper sein. Dann wirst du das Tor zerstören.“
    „Wie soll ...“
    „Du kannst es!“
    Als Arvid die Augen aufmachte, war er in
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