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Der Pfad der Woelfin

Der Pfad der Woelfin

Titel: Der Pfad der Woelfin
Autoren: Vampira VA
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ich nur tief in meinem Kern.
    Zu tief, als daß es den Gedanken gelingen könnte, emporzusteigen und noch Einfluß auf mein Handeln zu nehmen.
    Auf die Hand, die zuschlägt.
    Die klauenbewehrte Pranke, die die Kehle des Wesens verheert, das ich für einen Landsknecht gehalten habe. Für einen Sterblichen, der für seinen fernen Kaiser in den Krieg gezogen ist.
    Vielleicht war er dies einmal.
    Doch nun ist er es nicht mehr.
    Nun ist er ein ... es ist seltsam, daß gerade ich dieses Wort gebrauche . ein Ungeheuer!
    Das sich wehrt.
    Selbst mit zerfetztem Hals, aus dem die Luft- und die Speiseröhre wie gekappte Taue heraushängen, WEHRT ES SICH!
    Ich rieche den Gestank, der aus der offenen Wunde strömt und an eine lange verschlossene Gruft erinnert.
    Dann spüre ich seine Klauen.
    Messerscharfe Nägel bohren sich durch das Haarkleid meines Körpers. Durch das Fell meiner zweiten Natur.
    Ich unterdrücke das Grollen, das aus meinem Rachen drängt.
    Wir sind nicht allein.
    Der Hof ist voller hysterischer Menschen, die nur die Erschöpfung noch diszipliniert. Aber ein Funke genügt, dann bricht hier die Panik aus, und die Armee wird sie mit einem Massaker ersticken.
    Vor dem Krieg lebten etwa 35.000 Menschen in Rom. Und wenn der Papst nicht bald kapituliert, wird diese stolze Stadt zu einem Friedhof. Einem gigantischen Mausoleum .
    Der gespenstische Landsknecht röchelt etwas, das sich nicht verstehe. Seine Klauen reißen Haarbüschel aus meinen Schultern. Seine auseinanderklaffenden Kiefer enthüllen Zähne, die es mit meinen nicht aufnehmen können - dennoch sind sie anders als die eines Menschen. Wer - Als er die langen Eckzähne in meinen Hals schlagen will, greife ich in seinen Schopf und reiße ihn mit einem entschiedenen Ruck nach hinten.
    Es kracht.
    Dieses Splittern muß bis in den letzten Winkel des Lagers zu hören sein - so kommt es mir vor.
    Aber in der jäh einsetzenden Stille höre ich nur die schon vertraut gewordenen Atemgeräusche, das Husten, Nasehochziehen, Spucken und Schnarchen der Zusammengepferchten.
    Verblüfft schaue ich auf das erschlaffte Bündel in meinen Armen.
    Gebrochene Augen, in denen nun endgültig jeder Funke fehlt, starren ins Nichts.
    Ich habe sein Genick gebrochen.
    Den Hals eines Toten . WAS GEHT HIER VOR?
    Der Mann beginnt unter meinen Händen zu knistern. So wie an besonders heißen Tagen die Luft, wenn sich ein Gewitter ankündigt.
    Dann tanzen plötzlich blaue Funken über morsches Fleisch.
    Ich stoße den Kadaver von mir. Die Lust zu töten, etwas zwischen meinen Fängen zu zerreißen, in Blut zu baden und fremdes Fleisch heiß und roh zu verzehren, ist noch nicht gestillt.
    Noch lange nicht.
    Dann scheint das magische Tuch, El Nabhals Geschenk, von einem der Funken erfaßt zu werden und Feuer zu fangen.
    Es glüht auf, löst sich aus den Befestigungen und schwebt langsam herab.
    Mich meidet es.
    Zumindest erscheint es so, denn es kriecht sofort zu dem von kalten Flämmchen umzüngelten Leichnam. Leise raschelnd bedeckt es ihn, als wollte es versuchen, die kleinen Brände zu ersticken. Es fällt in sich zusammen, und als ich Sekunden später nach ihm greife, ist von dem Landsknecht nur noch seine Kleidung übrig.
    Und Staub.
    Asche, die keine Wärme ausstrahlt.
    Mich schaudert.
    Es ist meine erste Begegnung mit einem IHRER Dienergeschöpfe.
    In dieser Nacht finde ich keine Ruhe. Ich werde sie nirgends in dieser vom Krieg zernarbten Stadt finden. Nicht, solange die Gezeiten mein Blut quälen und an ihm zerren, als wäre es Teil eines aufgewühlten Meeres, das vom Magnetismus des Mondes durch mein Gehirn geschoben wird .
    *
    Zwischenspiel Mandschurei, Gegenwart
    »Weiter! Du mußt weiter zurück! Das ist noch nicht der Moment, an dem dein Leben begann - und deine Verdammnis! Warum sträubst du dich? Geh zurück bis zu deinen allerersten Anfängen . Es muß sein. Ich kenne keinen anderen Weg, deine Seele zu heilen und wieder zusammenfügen, was von diesem eifersüchtigen Narren zerbrochen wurde.
    Gehorche! Ich werde dich auf deiner Seelenreise begleiten. Ich bin immer für dich da, du mußt mir nur vertrauen ...! Aber wenn du noch lange zögerst, kann ich nichts mehr für dich tun. Seine Rache hat dich angesteckt wie eine Krankheit, die sich tiefer und tiefer in die Schichten deiner Seele gräbt. Du mußt dich reinwaschen davon . und das geht nur, wenn du noch einmal durchlebst, noch einmal durchleidest, was dich in deiner frühesten Jugend geprägt hat! Du mußt noch einmal die
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