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Der Pfad der Woelfin

Der Pfad der Woelfin

Titel: Der Pfad der Woelfin
Autoren: Vampira VA
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Wenn du damit fertig bist, koche ich dir einen Sud .«
    »Nein!« Pierre sah, wie sie zusammenzuckte. Und vielleicht wunderte er selbst sich noch mehr als sie über seine Kühnheit, zu widersprechen. »Ich brauche es jetzt. Nicht erst morgen. Morgen kann ich tot sein. Aber wenn Ihr mir helft, schwöre ich, noch vor Sonnenaufgang hier zu sein und das Kraut abzuarbeiten! Ich koche es mir auch selbst. Ihr müßt nur sagen, wie .«
    In diesem Augenblick klopfte jemand laut gegen die Tür.
    Pierre schrak zusammen, und die Bäuerin ließ ihn stehen, um zu öffnen. Einige Männer aus der Stadt standen draußen. Sie waren dick angezogen. Nebel stieg aus ihren Mündern.
    Pierre kannte die meisten vom Sehen, aber nicht namentlich.
    »Alles in Ordnung bei euch?« fragte der Wortführer der Gruppe, ein großer, energisch auftretender Mann mit Vollbart.
    »Natürlich! Was wollt ihr? Sucht ihr jemanden?«
    »Das kann man sagen.«
    »Wen?«
    »Ein wildes Tier! Es ist ins Haus des Krämers Fleuroir eingebrochen. Heute nacht. Und es hat seine Tochter zerfleischt!«
    Die Bäuerin wankte leicht, und auch Pierre hatte ein brennendes Gefühl in der Brust, als käme erneut Galle hoch und als müßte er sich doch noch übergeben.
    »Zerfleischt?«
    »Ja. Es muß ein Wolf gewesen sein. Alle Bürger werden gewarnt, besonders die Bauern, die Vieh halten. Es könnte sein, daß die tollwütige Bestie sich noch irgendwo versteckt hält, wo sie noch mehr Beute wittert.«
    »Da kommt sie bei uns gerade recht! Mein Mann schlägt sie tot!«
    Der Blick ihres Gegenübers flackerte. »Stellt es Euch nicht zu einfach vor. Der Fall ist ... noch erschreckender, als Ihr ahnen könnt.«
    »Was meint Ihr?«
    Er sah zu Pierre. »Wer ist das? Euer Sohn?«
    »Gott bewahre! Nein, dieser Einfaltspinsel hilft nur hin und wieder bei der Ernte und was sonst so anfällt .«
    Der Blick des Mannes senkte sich in Pierres Augen. Nach einer Weile fragte er: »Ist er nicht ganz richtig im Kopf?«
    Die Bäuerin zuckte die Achseln. »Er ist kräftig. Ich brauche keine Geistesgrößen, um einen Stall zu misten. - Aber worauf wolltet Ihr eben hinaus? Was ist erschreckender, als ich ahnen kann ...?«
    Der Mann räusperte sich, während er von draußen gedrängt wurde, die Suche endlich fortzusetzen und sich nicht so lange aufzuhalten.
    »Es sieht so aus, als hätte der Wolf nicht nur die Frau getötet, sondern auch ihr Kind mitgenommen!«
    »Ihr Kind?«
    »Ja, es ist kompliziert. Nicht einmal die Eltern der Toten wußten offenbar etwas von der Schwangerschaft.«
    »Schwangerschaft?«
    »Die Tote wurde neben anderen tödlichen Wunden mit zerfetztem Bauch aufgefunden. Und der Arzt stellte fest, daß sie hochschwanger war. Bis zuletzt verbarg sie ihren Zustand offenbar unter einem eng geschnürten Korsett. Aber unter dem Bett, auf dem sie starb, wurde die Nachgeburt gefunden. Es stimmt also: Sie stand kurz vor der Entbindung . und die Bestie hat das Kind offenbar aus ihrem Leib geholt und entführt .«
    *
    Pierre war wie betäubt, als er die Tür zu seiner Hütte aufstieß. Die Wärme prallte ihm wie eine Wand entgegen.
    Ernüchtert machte er hinter sich zu.
    Das Kind lag nicht mehr auf dem Tisch. Er hatte es auf dem Lager zurückgelassen, wo er selbst die Nächte verbrachte. Neben der Ofenbank.
    Die Stille, die ihn empfing, war so erdrückend, daß Pierre sofort ahnte, zu spät gekommen zu sein.
    Er stöhnte. Die Hand, die den Beutel mit Trockenkräutern den ganzen Weg fest umklammert gehalten hatte, entspannte sich, als wüßte auch sie, daß es keinen Wert mehr hatte.
    Pierre stellte die Kanne voll Milch, die er der Bäuerin auch noch abgeschwatzt hatte, auf den Tisch. Nach dem Besuch der Männer, die den Wolf verfolgten, hatte Pierre alles von ihr bekommen, worum er bat.
    Offenbar hatte die Geschichte sie tief getroffen.
    Ihn auch.
    Ja, ihn auch .
    Eine ganze Weile stand er völlig regungslos war dem Tisch, dem Kind den Rücken zugekehrt.
    Er ertrug es nicht.
    Was mußte dieser winzige Wurm erlitten haben, wenn es jener war, der von dem Wolf .
    Etwas stimmte nicht.
    Selbst Pierres beschränkter Verstand genügte, um ihn erkennen zu lassen, daß kein Wolf ein entführtes Neugeborenes (das noch dazu grausamst seiner Mutter entrissen worden war) in Decken gegen die Kälte hüllte und auf einer Türschwelle ablegte!
    Ruckartig drehte er sich um.
    Er mußte das Kind verschwinden lassen - sonst bekam er noch etwas angehängt .
    Solange es ging, vermied er es, in den Wust von Decken
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