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Der Paradies-Trick (Kindle Single) (German Edition)

Der Paradies-Trick (Kindle Single) (German Edition)

Titel: Der Paradies-Trick (Kindle Single) (German Edition)
Autoren: Barry Eisler
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Lüge wäre sicherer und glaubhafter gewesen. Aber Delilah sagte ihr die Wahrheit. »Du bist die Erste.«
    »Das kann ich kaum glauben.«
    »Tut mir leid. Es ist wahr.«
    »Warum ich?«
    »Ich weiß nicht. Da ist etwas … etwas, das mich wünschen lässt, alles über dich zu erfahren. Dich auf jede erdenkliche Art kennen zu lernen. Auch im Bett. Besonders im Bett. Ich weiß nicht, warum, aber es ist wahr! Ich habe noch nie so für eine Frau empfunden – ›Wie wäre sie wohl im Bett?‹. Bei Männern schon, ja, ständig, und meistens habe ich recht, und es ist nicht mehr als eine Gymnastikübung. Aber bei dir … ich wusste es nicht. Du bist so schön, so selbstbewusst und kultiviert, aber du bist auch Muslimin, also dachte ich, du würdest vielleicht … sittsam sein? Schüchtern? Gehemmt? Verschämt? Ich konnte es nicht sagen. Und ich … Gott, ich wollte es wirklich wissen.«
    »Ich hoffe, du warst nicht enttäuscht.«
    »Warst du es denn?«
    Fatima schüttelte nachdrücklich den Kopf. »Nein.«
    »Mir geht es genauso.«
    »Wirklich?«
    Delilah lachte. »Hast du das nicht gemerkt?«
    Fatima lächelte. »Ich dachte schon, aber …«
    »Wenn du irgendwelche Zweifel hast, können wir es nachher gerne noch einmal machen.«
    Fatima lachte, doch dann wurde ihre Miene ernst. »Ich will es. Es später noch einmal tun, meine ich. Wir hätten nicht bis zu unserem letzten Abend damit warten sollen.«
    »Ich weiß. Dann hätten wir noch entspannter wieder abreisen können.« Sie hob den Kopf und küsste Fatima sanft. »Gott, bist du entzückend.«
    »Danke.«
    Die Zeit lief davon. Es hieß jetzt oder nie.
    »Willst du die Fotos sehen, die ich von dir aufgenommen habe?«
    Fatima zog die Augenbrauen hoch. »Jetzt?«
    »Ja, jetzt. Willst du nicht sehen, was mich so hingerissen hat?«
    Statt auf eine Antwort zu warten und ein Nein zu riskieren, setzte Delilah sich auf, griff nach der Kamera und zog die Speicherkarte heraus. »Hier, sie gehört dir. Du kannst die Bilder auf deinem Laptop ansehen und damit machen, was du willst.«
    Fatima lächelte unentschlossen, setzte sich aber auf und zog den Bademantel zu. Selbst jetzt war sie noch schamhaft, stellte Delilah fest, aber das war ihrer Erfahrung nach gar nicht so ungewöhnlich. Sie hatte viele Männer kennengelernt, die nur bei gelöschtem Licht mit ihr schlafen konnten und sich selbst danach noch ihres Körpers schämten.
    Fatima nahm die Karte und klappte den Laptop auf. Sie drehte ihn von Delilah weg und tippte ein ziemlich lang klingendes Passwort. Dann schob sie die Karte ein.
    Delilah warf einen Blick auf ihr iPhone. Es war im Wi-Fi-Netz des Hotels eingeloggt. Also wurde Fatimas Code bereits hochgeladen. Die Operation war abgeschlossen.
    Normalerweise fühlte sie in diesem Moment einen Rausch unterdrückten Hochgefühls. Aber heute … ein Durcheinander von Empfindungen, die sie nicht verstand. Erleichterung, ja, weil der grauenvolle Plan B des MI6 damit obsolet war. Aber auch eine seltsame Traurigkeit. Und Schuld. Es ergab keinen Sinn. Sie musste sich zusammenreißen.
    Fatima stellte den Laptop so, dass sie beide den Bildschirm sehen konnten. Sie fing an, die Bilder durchzuscrollen, die Delilah aufgenommen hatte. »Ich muss zugeben«, lächelte sie, »du lässt mich gut aussehen.«
    Sie verbrachten eine Weile mit den Fotos. Es waren großartige Aufnahmen, und Delilah tat so, als würde sie sich darüber freuen. Aber in Wahrheit fühlte sie sich dabei immer schlechter.
    Als die Kerzen heruntergebrannt waren, gingen sie ins Bett. Sie liebten sich wieder, und danach lagen sie einander noch lange in den Armen. Aber Delilah konnte nicht schlafen. Vielleicht zum ersten Mal in ihrem Leben fühlte sie sich, als hätte sie ein Verbrechen begangen. Die Natur des Vergehens entzog sich ihr – was sie hier erreicht hatte, würde Menschen das Leben retten, das wusste sie, so genau wie immer. Und wahrscheinlich hatte sie Fatima vor Gräueln bewahrt, die sie sich nicht einmal vorstellen wollte.
    Und dann traf sie die Erkenntnis mit solcher Wucht und Deutlichkeit, dass ihr klar wurde, warum sie sie bis jetzt nicht hatte wahrhaben wollen. Ja, vielleicht hatte sie Fatima den einen Schrecken erspart, aber nur, um sie einem anderen auszuliefern. Denn die unmittelbarste, direkteste Konsequenz der Information, die sie gerade erlangt hatte, würde der gewaltsame Tod von Imran sein, Fatimas letztem Bruder. Der Frau war bereits durch den Tod ihrer anderen Brüder übel mitgespielt worden, und
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