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Der Pakt - Rügen Thriller

Der Pakt - Rügen Thriller

Titel: Der Pakt - Rügen Thriller
Autoren: Prolibris Verlag Rolf Wagner
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»Aufhören!«, schrie sie und hob die Pis­tole.
    Juli versetzte Nora blitzschnell einen Kopfstoß und richtete ihrerseits die SIG Sauer auf Manja.
    Die Walther PPK spie ein zweites Mal Feuer. Juli stöhnte auf, als ein dumpfer Schmerz durch ihren Körper zuckte. Polternd fiel ihre Waffe aufs Parkett. Juli taumelte zur Tür, hinaus in den dunklen Flur.
    Manja setzte ihr nach, die Walther in der Hand. An der Tür blieb sie stehen, um vorsichtig hinauszuschauen. Ihre Hand tastete nach einem Lichtschalter. Plötzlich hörte sie ein merkwürdiges zischendes Geräusch. Sie bekam eine Art Sprühnebel direkt ins Gesicht. Unmittelbar darauf lief ihr das Wasser sturzbachartig aus Augen, Nase und Mund. Ihr Rachen brannte, und während sie auf die Knie sank, rang sie keuchend und hustend nach Luft. Die Augen zu öffnen, genauer gesagt, das eine, aus dem sie noch sehen konnte, war unmöglich.

65

    »Los, raus hier!« Simon packte Juli mit zwei Händen unter den Armen und zerrte sie mit sich. Schon nach wenigen Schritten spürte er, dass seine linke Hand nass wurde. Aber er konnte jetzt nicht darauf achten, sie mussten hier weg, einfach nur weg. Er spürte, wie Juli schwerer wurde. Er schob sie zur Haustür hinaus, dann packte er sie an den Hüften und warf sie sich über die Schulter. Irgendetwas fiel polternd auf die Treppe.
    »Warte!«, keuchte Juli. »Die Pistole. Die …«
    »Nein, wir müssen weg, Juli!« Er wollte so schnell wie möglich mit ihr zum Tor gelangen. Mit aller Kraft bäumte sie sich auf seiner Schulter auf. Er konnte sie nicht mehr halten. Mit schmerzverzerrtem Gesicht krachte sie auf die Steinstufen. Keuchend tas­tete sie herum. Simons Blick fiel auf eine Plastiktüte. Er hob sie auf, es war etwas Schweres darin. »Suchst du das?«
    »Ja.« Sie griff danach. Flehend sah sie zu Simon hinauf. »Ich … könntest du … bitte!«
    Er nickte, packte sie erneut und hob sie hoch. Juli krallte ihre Hand um die Plastiktüte, fest entschlossen, diesen Schatz mit sich zu nehmen, koste es, was es wolle.
    Simon musste alle Kräfte aufbieten, um sie zum Tor zu schleppen und über die Straße zu dem grauen Ford Focus zu wanken, den er nachmittags am Bahnhof gemietet hatte. Er setzte Juli sorgfältig ab, öffnete die Hintertür und legte sie auf den Rücksitz.
    Dann setzte er sich ans Steuer und startete den Wagen.
    »Du bist getroffen, nicht wahr?«, sagte er, ohne den Blick von der Straße zu nehmen.
    »Schulter«, ertönte hinten eine schwache Stimme.
    »Du musst zu einem Arzt.«
    »Kein … kein Arzt. Bitte.« Es kostete Juli entsetzliche Anstrengung, sich aufzurichten. »Wir … Ringfahndung.«
    »Was?« Simon verstand sie nicht. Er bog von der Gustav-Adolf-Straße auf den Knieperdamm ab und fuhr weiter in Richtung B 96, die sie aus der Stadt hinausbringen würde. »Ich glaube, ich habe eine Idee. Du musst mir vertrauen, Juli!«
    »Warte!« Ihre Finger trommelten gegen das Fenster. »Anhalten! Da drüben!«
    Er sah hinüber. Da war der Parkplatz eines Supermarktes. An dessen Ende standen Altstoffcontainer.
    »Die Pappen«, brachte Juli mühsam hervor. »Wir brauchen sie. Für die Straßensperren. Als Tarnung.«
    Jetzt verstand Simon. Er bog auf den Parkplatz und fuhr zu den Containern. Der Supermarkt war noch geöffnet, aber die wenigen Kunden hatten ihre Autos in Nähe des Eingangs abgestellt. Zum Glück wollte gerade niemand seine leeren Weinflaschen und Zeitungen loswerden. Der für Pappe vorgesehene Container quoll förmlich über. Nachdem nichts mehr hineingegangen war, hatten die Leute ihre alten Kartons einfach davor und daneben abgelegt. Das ganze Areal ähnelte einer Müllhalde. Aber genau das konnte sie jetzt retten.
    »Du bleibst liegen!«, wies Simon Juli an.
    Er schaltete die Innenbeleuchtung des Autos ein, um sich zunächst Julis Wunde anzusehen. So vorsichtig wie möglich schnitt er mit einem winzigen Taschenmesser, das an seinem Schlüsselbund hing, den dunklen Kampfanzug an Julis linker Schulter auf. Behutsam wischte er das Blut zur Seite. Es war ein ziemlich übler Streifschuss. Die Kugel hatte über dem Schlüsselbein eine tiefe, fingerbreite Schramme verursacht.
    »Wir müssen die Blutung stoppen.« Simon nahm sein Messer und schnitt damit ein Loch in Julis Hose. Dann riss er in Höhe ihres Oberschenkels ein großes, rechteckiges Stück heraus, rollte es zusammen und legte es auf die Wunde. »Es ist nicht gerade eine Mullkompresse, aber besser als nichts«, erklärte er. »Du musst den Fetzen so
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