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Der Pakt - Rügen Thriller

Der Pakt - Rügen Thriller

Titel: Der Pakt - Rügen Thriller
Autoren: Prolibris Verlag Rolf Wagner
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Hinweise aus der Bevölkerung! Meine Bank wird eine Belohnung aussetzen. Ich will, dass die Mörderin meiner Schwester zur Verantwortung gezogen wird.«
    Manja nickte, hatte aber nicht die Kraft, etwas zu erwidern. Ihre Zeit als Staatsanwältin hatte ihr eine bittere Lektion erteilt. Manch­ mal gewannen auch die Bösen.
    Sie wankte hinaus ins Freie, um Luisa anzurufen. In Fort Lauderdale war es früher Nachmittag. Mühsam zog sie ihr Handy aus der Tasche und wählte Luisas Nummer. »He du«, sagte sie leise, als am anderen Ende abgenommen wurde. »Ich habe Sehnsucht nach dir. Und ich bräuchte eine Krankenschwester. Kannst du mir für morgen einen Flug buchen?«

67
    Die Fahrt von Stralsund nach Hamburg dauerte knapp drei Stunden. Kurz nach elf klingelte Simon bei seinen Eltern. Auch wenn sein Vater Chirurg war, hatte er natürlich keinen Operationssaal im Keller. Aber mit Mullbinden, Wasserstoffsuperoxid, Verbänden und antibiotischer Salbe konnte er aushelfen. Simon erzählte ihm etwas von einer Studentenparty, die aus dem Ruder gelau fen war, und dass er garantiert nicht mehr wissen wolle. Sein alter Herr hatte nur genickt und ihm gesagt, dass er sich nehmen solle, was er brauche.
    Gegen Mitternacht lag Juli desinfiziert und bandagiert in Simons Apartment in Altona. Simon hatte in einem rund um die Uhr geöffneten Bahnhofsladen noch ein paar Sandwiches geholt. Juli aß zwei davon und trank jede Menge Wasser. Sie war ziemlich blass, fühlte sich aber erstaunlich gut. Insgeheim dankte sie dem lieben Gott für ihr glückliches Händchen. Hätte sie Simon heute Nachmittag im Bungalow nicht am Leben gelassen, dann …
    »Sag mal«, hörte sie sich sagen. »Woher wusstest du eigentlich, wo du mich findest? Ich bin mir sicher, dass mir niemand gefolgt ist.«
    Auf Simons Lippen lag ein verlegenes Grinsen. »Als ich deinen Peugeot geholt habe, habe ich im Kofferraum mein zweites Handy deponiert. Ich habe die Standortbestimmung aktiviert und es vorhin mit meinem Smartphone angewählt. Eine Art Privat-GPS, wenn du so willst. Damit konnte ich dir hinterherfahren, ohne dass du etwas bemerkt hast.«
    »Und wieso hast du das gemacht?«
    Eine zarte Röte überzog sein Gesicht. »Ich … ich wollte dich nicht verlieren. Juli.« Er setzte sich auf den Bettrand. »Als du mich heute Mittag angerufen hast, warst du mir nahe. So nahe wie nie zuvor. Näher sogar als letzte Nacht. Und dann, im Auto, warst du wieder so weit weg, so fremd. Ich spürte, dass es noch eine andere Juli gibt. Eine, die ich nicht kenne. Die ein Leben führt, das ich mir wahrscheinlich nicht einmal vorstellen kann. Als ich deinen Zettel gefunden habe, wurde mir klar, dass ich … meine Juli nicht an diese andere, dunkle Frau verlieren will.«
    Sie lächelte. »Heute hat nicht viel gefehlt.«
    »Ich weiß. Ich habe beobachtet, wie du in das Haus gegangen bist, mit einer Pistole in der Hand und in diesen Klamotten.« Er deutete auf den Stuhl am Schreibtisch. Julis zerrissener Kampfanzug hing über der Lehne. »Da habe ich Angst bekommen. Als ich die Schüsse hörte, musste ich dir einfach folgen.«
    Sein Blick wanderte zurück zum Schreibtisch, diesmal zu der Plastiktüte, die darauf lag. »Was hat es mit dieser Pistole auf sich?«
    »Lange Geschichte.« Juli atmete tief durch. »Kannst du sie mir mal geben?«
    »Klar.« Simon stand auf und brachte ihr die Waffe.
    Wieder verblüffte sie sein grenzenloses Vertrauen. Da lag eine Frau auf seinem Bett, der ein Mord vorgeworfen wurde, eine Frau, die er mit einer Pistole gesehen hatte, und doch reichte er ihr völlig arglos eine Waffe, von der er nicht wusste, ob sie geladen war.
    Sie nahm die Beretta aus der Tüte heraus. Dann legte sie sie auf die Bettdecke, hüllte sie damit ein und wischte sie sorgfältig ab. Geschlagene zwei Minuten. Dann lehnte sie sich erschöpft zurück.
    »Ich muss die Pistole verschwinden lassen.«
    »Das hat doch Zeit. Niemand weiß, dass du hier bist.«
    Juli nickte, mit den Gedanken wieder in Stralsund.

    Sie hatte vor Grubers Haus gewartet und beobachtet, wie Nora erschienen war, allein. Erst nach ein paar Minuten war Juli ihr gefolgt. Die Tür war unverschlossen, wie sie es mit Gruber vereinbart hatte. Juli ließ sie offen, um möglichst schnell verschwinden zu können, falls etwas schiefging. Sie hatte sich erst ins Arbeitszimmer geschlichen, wo sie die Beretta vermutete. Gruber würde sie wohl kaum auf den Couchtisch gelegt haben, wenn er seine Schwägerin erwartete. Und richtig –
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