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Der Pakt - Rügen Thriller

Der Pakt - Rügen Thriller

Titel: Der Pakt - Rügen Thriller
Autoren: Prolibris Verlag Rolf Wagner
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einfache Sneakers, aber keine Maske. Ihr kahler Kopf glänzte im Feuerschein des Kamins. In der rechten Hand hielt sie ihre SIG Sauer.
    Manja zuckte bei ihrem Anblick unwillkürlich zurück. Angst kroch ihre Kehle hinauf, schnürte sie zu. Sie war plötzlich wie gelähmt. Vor ihrem geistigen Auge legten sich zwei Hände um ihren Hals, drückten zu, immer fester …
    Juli sah Schilling an. »Waffe fallen lassen! Sofort!«
    Ihr Ton ließ keinen Zweifel, dass es sich nicht um eine Bitte handelte. Schilling war erfahren genug, um das zu hören. Vorsichtig, mit zwei Fingern, legte er seine Walther PPK auf den Boden.
    »Ich würde Sie gern etwas fragen«, sagte er, als er sich wieder erhob.
    »Was?«
    »Die Augenbinden, was hatte es damit auf sich?«
    Juli musterte nacheinander Schilling, Manja und Nora, um sich zu vergewissern, dass er sie nicht ablenken wollte.
    »Wer sind Sie?«, fragte sie schließlich.
    »Schilling. BKA. Ich leite die Sonderkommission.«
    Sie nickte, als habe sie sich so etwas schon gedacht. »Es ging einfach nur darum, so viele falsche Spuren wie möglich zu legen«, sagte sie schließlich. »Eine naheliegende Erklärung für die drei Morde war, dass ein Psychopath sein Unwesen treibt. Diese Theo­rie würde vor allem den Zeitungen gut gefallen. Die Augenbinden waren für die Ermittler gedacht. Sie sollten sie zu dem Mord in Wladiwostok und damit zu Boris Bykow führen, einem gewalttätigen Oligarchen. Ich finde übrigens, dass er einen hervorragenden Verdächtigen abgibt.«
    »Oh, das tut er«, erwiderte Schilling. »War das damals eigentlich auch Ihr Werk, dieser Mord an dem Vizegouverneur?«
    »Nein. Aber er diente mir sozusagen als Vorbild. Die Augenbinde sollte Ihre Ermittlungen in eine bestimmte Richtung lenken, zu Bykow und der Werft in Warnemünde. Am Ende hätte sich die Spur natürlich als Sackgasse entpuppt. Aber das ist immer noch besser als gar keine Spur, oder?«
    »Sie haben Rückers Zimmer als Versteck genutzt, nicht wahr?«, fragte Schilling. »Hatten Sie das von vornherein geplant?«
    Juli zuckte die Schultern. »Es war ein willkommener Neben­effekt. Unter den Hotelgästen gab es ein drittes Opfer, und ich hatte ein Quartier, von dem aus ich meinen nächsten Einsatz planen konnte. Es passte einfach.«
    »Sie haben auch Jörg Wendt umgebracht, den Dresdner Hotel­manager«, sagte Manja. »Im Saxonia Resort vor vier Jahren. Das waren Sie.«
    »Wie kommen Sie darauf?«
    »Es gab eine Schlägerei im Zwinger.« Manja richtete den Blick auf Julis kahlen Kopf. »Eine Frau ohne Haare war daran beteiligt.«
    »Ich glaube kaum, dass das vor Gericht als Beweis genügen würde.« Juli lächelte. »Aber ja, Sie haben Recht. Wir sind uns damals sogar begegnet, Frau Koeberlin, im Hotel. Ich nehme an, Sie können sich nicht erinnern.«
    Manja schüttelte zögernd den Kopf. Vor ihrem inneren Auge tauchten Bilder des damaligen Geschehens auf, aber auf keinem war diese Frau ohne Haare zu sehen.
    »Im Treppenhaus. Sie wurden von zwei Polizisten begleitet. Ich war als Kellnerin verkleidet.« Juli lächelte erneut. Bis sie eine abrupte Bewegung wahrnahm. Sie hielt Schilling für den potentiell gefährlichsten ihrer drei Gegner, weshalb sie ihn auch während des Wortwechsels mit Manja nicht aus den Augen gelassen hatte. Leider hatte das dazu geführt, dass sie der links postierten Nora Rottmann zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt hatte. Jetzt erkannte sie ihren Fehler.
    Ihre SIG Sauer war auf Schilling gerichtet. Als Nora plötzlich auf sie zustürzte, wusste sie, dass sie es nicht schaffen würde, zu ihr hinüberzuschwenken. Dafür war die Distanz zu gering. Also hielt sie die Waffe weiter auf Schilling gerichtet und drückte ab.
    Der Schuss dröhnte durch den Raum.
    Schon im nächsten Moment krallten sich Noras Hände in Julis Gesicht. Manja aber sah nach hinten zu Schilling, der mit schmerzverzerrtem Gesicht zusammensackte, die linke Hand an die Brust gekrallt. Dann zu Gruber, dessen Blick auf Schillings am Boden liegende Pistole gerichtet war. Manjas Körper reagierte schneller als ihr Verstand. Sie hechtete zu Schillings Walther PPK. Dabei stieß sie mit Gruber zusammen, als sie beide nach der Waffe greifen wollten. Im Handgemenge schaffte Manja es, mit ihren Fingern an den Kolben zu gelangen. Gruber packte ihren Arm. Wild und verbissen rangen sie.
    Dann löste sich ein Schuss. Gruber wurde nach hinten geschleudert.
    Sofort drehte Manja sich zu Nora und Juli um, die noch immer miteinander kämpften.
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