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Der Pakt - Rügen Thriller

Der Pakt - Rügen Thriller

Titel: Der Pakt - Rügen Thriller
Autoren: Prolibris Verlag Rolf Wagner
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mehreren Kundgebungen auf und bat befreundete Unternehmer um Spenden. Vor allem Hilligs Nähe zum populären Stadtoberhaupt hatte ihm zu einem hauchdünnen Sieg verholfen.

    »Danke, dass Sie sofort Zeit für mich haben.« Der Abgeordnete neigte respektvoll den Kopf und senkte die Stimme. »Leider habe ich schlechte Nachrichten, die keinen Aufschub dulden.«
    Rottmann setzte sich ächzend auf eine der Holzbänke, nahm die vom Schnee nasse Mütze ab und nippte an seinem Tee. »Erzähl schon!«
    »Ich komme gerade von einer Anhörung des Justizausschusses. Es ging mal wieder um die Zusammenlegung mehrerer Amtsgerichte und Staatsanwaltschaften.«
    Rottmann zuckte uninteressiert die Schultern. »Unser Amtsgericht werdet ihr ja wohl nicht dichtmachen wollen.«
    » Nein, nein.« Hillig schüttelte den Kopf. »Es gibt ein ganz ande res Problem. In einer Pause habe ich auf der Toilette ein Gespräch zwischen dem Ausschussvorsitzenden und Oberstaatsanwalt Mast mitangehört. Die beiden haben sich über Jürgen Fuchs unterhalten.«
    Jetzt hatte er Rottmanns ganze Aufmerksamkeit. »Red weiter!«
    »Inzwischen liegen die Ergebnisse der Spurensicherung vor. Es sieht nach Brandstiftung aus.«
    Rottmann seufzte. »Scheiße!«
    »Es kommt noch schlimmer. Sie wollen Fuchs festnehmen. Die Staatsanwaltschaft hat beim Amtsgericht einen Haftbefehl beantragt.«
    »Wieso denn das?«
    Toni Hillig schob sich den letzten Krapfen in den Mund. »Offen­ bar«, murmelte er, »wird von Fluchtgefahr ausgegangen. Mit den Ergebnissen der Spurensicherung ist der Tatverdacht noch …«
    »Fluchtgefahr? Was soll dieser Quatsch? Selbst wenn es Brand stiftung gewesen wäre. Die Versicherung hat Fuchs bislang keinen Cent gezahlt.«
    »Aber wenn er verurteilt wird, muss er mit einer Haftstrafe rechnen.«
    »Das ist doch Wahnsinn!« Rottmann schlug vor Wut mit der Faust auf die Holzbank. »Bei dem Brand ist niemand zu Schaden gekommen. Die können Jürgen nicht in den Knast stecken. Das hält er niemals durch.«
    Hillig wischte ein paar Krümel Puderzucker von seiner linken Hand. »Die Mindeststrafe beträgt ein Jahr, weil es ein Wohnhaus war. Und Jürgen Fuchs hat schon zwei Vorstrafen wegen Trunkenheit am Steuer. Wenn er schuldig gesprochen wird, fährt er ein.« Hillig hatte Jura studiert. Er wusste, wovon er redete.
    »Und wann, glaubst du, stehen die Bullen vor seiner Tür?«
    »Schwer zu sagen. Das kommt darauf an, wie schnell der Richter entscheidet. Ich denke, spätestens morgen früh. Eventuell schon heute Abend.«
    »Verdammter Mist!« Rottmann rieb sich mit den Händen über den kahlen Kopf. Dann sprang er auf. »Aber vielleicht ist es noch nicht zu spät.« Er gab Hillig einen Klaps auf den Oberarm. »Danke, Toni.«
    »Keine Ursache.« Der junge Abgeordnete senkte bescheiden den Kopf.
    Rottmann ging zu seinem Kleiderbündel und zog ein Mobiltelefon aus der Manteltasche. Es war ein dünnes schwarzes Gerät von Nokia, eines der neueren Modelle. »Mist, der Akku ist schon wieder leer.« Verärgert schüttelte Rottmann das Telefon, als es auf seinen Tastendruck nicht reagierte.
    Hillig wusste, dass der Akku völlig in Ordnung war, denn er steckte in seiner Hosentasche. Kurz vor Rottmanns Ankunft hatte er ihn gegen einen leeren ausgetauscht.
    »Nehmen Sie meins! Ich warte draußen.« Er reichte dem Oberbürgermeister ein silbernes Smartphone von Samsung und verließ den Umkleideraum.
    Ein paar Minuten später kam Rottmann heraus und gab ihm das Telefon zurück. Dann klopfte er ihm auf die Schulter. »Nochmals danke, Toni! Ich schulde dir einen Gefallen.«
    Du – und jemand anders auch, dachte Hillig zufrieden, als er in seinem dunklen Saab nach Hause fuhr.

3
    Tino Rücker hatte jahrelang Lotto gespielt. Nicht für Unsummen, aber er hatte sein Geld regelmäßig zur Annahmestelle getragen. Wobei er es eigentlich nie als ein Spiel angesehen hatte. Für ihn war es ein ganz normaler Einkauf.
    Zwei Euro fünfundsiebzig für drei Tipps, also für drei Chancen auf ein Vermögen. Natürlich waren diese Chancen lächerlich ge ring. Aber mit ihnen verband er Hoffnung – und die war ein rares Gut in seiner Welt. Was sprach dagegen, sich ein- oder zweimal pro Woche die Aussicht auf ein neues Leben zu kaufen? Es gab schlechtere Möglichkeiten, seinen Lohn zu verjubeln. In der nächsten Kneipe zum Beispiel oder am Zigarettenautomaten.
    Rücker hatte es auch nie eilig, seine Tippscheine zu überprüfen. Im Gegenteil, er kostete die Hoffnung aus. Wenn im Fernsehen
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