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Der Pakt - Rügen Thriller

Der Pakt - Rügen Thriller

Titel: Der Pakt - Rügen Thriller
Autoren: Prolibris Verlag Rolf Wagner
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den großen lackierten Türen, in dem sich die Killerin vor einigen Stun den eingerichtet hatte, bot leider keine Gelegenheit, unauffällig ei ne Kamera anzubringen. Aber wenige Meter neben dem Schrank befand sich ein kleiner eleganter Wandtisch mit einer grünen Tiffanylampe, einem Haustelefon und einem lederge bundenen Notizblock. Sie hatte den bereitliegenden Bleistift gegen einen schwarzen Spionkugelschreiber mit einer integrierten Minikamera ausgetauscht, um das Geschehen auf dem Flur verfolgen zu können. Die Kamera verfügte über einen weiten Winkel und lieferte überraschend gute Bilder.
    Informationen waren nun einmal das A und O in diesem Job.
    Sie hatte nicht vor, den Rest ihres Lebens in einem Gefängnis zu verbringen, nur weil sie nicht sorgfältig genug gewesen war. Ges­tern hatte sie dem Hotel einen Erkundungsbesuch abgestattet, um sich mit dem Gebäude vertraut zu machen. Flure, Treppenhäuser, Fahrstühle, Überwachungskameras, Fluchtwege, potentielle Ver stecke – die übliche Checkliste. Jetzt hatte sie das beruhigende Ge fühl, mit sämtlichen Details vertraut zu sein. Operationen wie diese verliefen niemals exakt nach Plan. Meist musste man improvisieren, binnen Sekundenbruchteilen zu Plan B, C oder D übergehen. Die Erfolgschancen stiegen durch eine gründliche Vorbereitung erheblich.
    Draußen rollte der Servierwagen wieder zurück, was ihre Annahme bestätigte. Kirijenkos Suite war die erste auf dem Flur. Um das Essen zu einer der dahinter liegenden zu bringen, hätte der Kellner mehr Zeit benötigt.
    Ein Blick auf die Uhr des Smartphones verriet ihr, dass es kurz nach halb acht war. Kein Grund zur Eile. Der ehrenwerte Wladimir Alexandrowitsch Kirijenko, Richter am Obersten Gericht der Russischen Föderation, sollte sein Abendessen mit Genuss verzehren.
    Es war schließlich sein letztes.

5
    Nach zwei Wochen hatte Tino Rücker es nicht mehr ausgehalten. Ein Kollege hatte die Vermutung geäußert, dass der unbekannte Tipper nur auf der Durchreise gewesen sein könnte. »Am Ende hat der mit Goldbach gar nichts zu tun.«
    Der Gedanke gefiel Rücker nicht. Zu konkret war seine Hoffnung geworden. Zu oft hatte er nachts wach gelegen und über den Jackpot nachgedacht.
    An diesem Tag ging er nicht in den Anker.
    Stattdessen fuhr er in seine kleine Wohnung. Niemand wartete auf ihn. Seine Frau hatte sich acht Monate nach Geburt ihrer Tochter von ihm scheiden lassen. Sie wohnte jetzt in Magdeburg und war wieder verheiratet. Maria, inzwischen siebzehn, sah den neuen Mann ihrer Mutter als Vater an. Rücker hatte schon seit Jahren keinen Kontakt mehr zu ihr, abgesehen von den dreihundert Euro, die er monatlich als Unterhalt überwies.
    Er schnürte seine Schuhe auf und eilte in sein kleines Wohnzimmer. Jeden Tag hatte er sich vergewissert, dass der Lotto schein noch dort lag, wo er ihn hingetan hatte. Er zog die Schublade der Schrankwand auf, nahm den Schein und schaltete seinen alten Computer ein. Mit angehaltenem Atem rief er im Internet eine der zahllosen Lotto-Seiten auf und klickte sich zum Archiv durch. Und da war sie schon, die Ziehung, über die ganz Goldbach sprach.
    3-12-13-30-34-41
    Rückers Puls pochte hart gegen seinen Hals, als er feststellte, dass sein zweiter Tipp exakt die Zahlen enthielt, die vor ihm aufleuchteten. Und … ja, auch die Superzahl 3 stimmte. Seine Fingerspitzen kribbelten. Im Keller suchte er die Montagsausgabe der Thüringer Allgemeinen von vor zwei Wochen heraus.
    Seine Hoffnung wurde zur Gewissheit.
    Auch in der Zeitung fand er seine Zahlen vor. Er hatte tatsächlich das große Los gezogen.
    Wie betäubt lief er in seiner Wohnung umher. Irgendwann blieb er vor dem Spiegel im Flur stehen und betrachtete sein ausgezehrtes Gesicht. Wie ein Millionär sah er nicht gerade aus, eher wie ein Mann, für den das Leben bislang nicht allzu viel übrig gehabt hatte.
    Nicht eine Sekunde zog er in Erwägung, anderen von seinem Gewinn zu erzählen. Eine Familie hatte er nicht mehr. Und Freun de, Kollegen? Nein, über achtzehn Millionen Euro sprach man nicht. Mit niemandem.
    Aber er musste sich bei der Lottogesellschaft melden. Dafür Urlaub zu nehmen, ging jedoch auf gar keinen Fall. Seine Kolle gen würden eins und eins zusammenzählen, wenn er nicht zur Arbeit erschien und am nächsten Tag in der Zeitung stand, dass der glückliche Gewinner aufgetaucht war. Momentan wurde im Dorf ziemlich genau hingeschaut, was die anderen taten. Also arbeitete Rücker ganz normal bis vierzehn Uhr.
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