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Der Pakt des Seelensammlers (German Edition)

Der Pakt des Seelensammlers (German Edition)

Titel: Der Pakt des Seelensammlers (German Edition)
Autoren: Martin Krüger
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den Kerl nicht hatte kommen hören.
    Es war noch früh. So schnell wollte er nicht gehen, der Fremde hatte recht. Wieso dann nicht mit einem seltsamen Menschen sprechen, der auf absurde Art und Weise dermaßen aus dem Raster derjenigen fiel, die man für gewöhnlich in einer kleinen Stadt wie dieser antraf? Der Mann trug einen Mantel und einen Anzug mit einer feinen Weste, ganz in schwarz, nur seine schwarze Lederschuhe waren vom Streusalz der Straße angegriffen und gräulich-weiß. In einer Hand hielt er einen Gehstock mit perlmuttfarbenem Knauf.
    »Na schön«, erwiderte Jack, »fünf Minuten.«
    »Wie ich schon sagte, ich bin beeindruckt. Sie beweisen eine, na ja, beeindruckende physische Qualität.«
    Jack rieb sich die Wange. »Kein Gerede.« Dafür war er nicht in Stimmung. Brighton Lake. Kaum war er angekommen, hasste er es wieder wie früher. »Na los, was wollen Sie?«
    »Ich möchte Ihnen einen Job anbieten.«
    »Nicht interessiert.«
    »Vielleicht wollen Sie zuerst hören, was ich sagen möchte.«
    »Wer sind Sie?«
    »Hier.« Der Mann reichte ihm eine Karte aus einer Geldbörse, die verdächtig nach Schlangenleder aussah.
     
    Billy B. Belzer
    - Schuldeneintreiber -
    »Ich habe weiter oben im Norden zu tun«, sagte Belzer. »Einen Mann mit ihren Fähigkeiten könnte ich gut gebrauchen.«
    Jack betrachtete die Nummer, die unten auf der Karte aufgedruckt war. »Ein Schuldeneintreiber, was? Welche Schulden gibt es denn hier oben einzutreiben?«
    Belzer lächelte und machte eine abwiegende Geste mit der Hand. »Einige, mein Freund, einige.«
    Jack mochte es nicht, wenn man ihn als »seinen Freund« bezeichnete, vor allem nicht nach drei Sätzen. Er hielt Belzer die Karte hin. »Danke, bin nicht interessiert. Im Übrigen habe ich einen Job.«
    Bis heute war dies zumindest noch zutreffend. Wer wusste schon, was noch geschehen würde. Er hatte auch damals nicht gewusst, wie schnell sich eine glückliche Familie zerstören ließ. Jack ignorierte den Stich, den dieser Gedanke auslöste.
    »Darf ich fragen -«
    »Das Hotel, oben am See.« Der See namens Brighton Lake, um genauer zu sein, eben jener See, der der Stadt ihren Namen gab. »Ich weiß aber auch nicht, was Sie das angeht.«
    »Ah! Das Three Larches!« Die drei Lärchen. Billy B. Belzer lächelte breit und zeigte außergewöhnlich viele Zähne.
    Jack runzelte die Stirn. Belzer war definitiv nicht von hier, das bewies sein Akzent, und dennoch kannte er das Hotel oben am Brighton Lake. »Sie kennen das Larches?«
    »Ich hatte früher einmal dort zu tun«, antwortete Belzer. »Aber das ist schon lange her. Meine Arbeit macht mich nicht gerade beliebt, ja, leider ein unvermeidbares Übel.«
    Jack lächelte grimmig in sich hinein. Jim und Schulden, ja das würde passen. »Wie auch immer«, sagte er laut. »Ich kann Ihnen derzeit nicht helfen.«
    »Behalten Sie trotzdem meine Karte.« Belzer lächelte noch immer. »Vielleicht überlegen Sie es sich anders.«
    Jack blickte zu der jungen Kellnerin hinüber, die noch immer am Tresen stand und verträumt das Glas abtrocknete, als wäre die Zeit stehen geblieben. »Das ist unwahrscheinlich, aber danke für das Angebot.« Er nahm die Kaffeekanne und trat zur Tür.
    Er glaubte, Mr. Billy B. Belzer nicht mehr wiederzusehen. Jack irrte sich.
     

 
2
    Jack Carvers Weg führte ihn über die Rampe aus Brighton Lake hinaus, fünfzehn Kilometer eine schmale Piste an steilen Felsen und Wäldern vorbei (noch 'ne Scheiß-Rampe, konnte Jack sagen), ein sich schlängelnder und windender Weg durch den dichten Nadelwald hinauf und dann am Ende auf den Parkplatz, der vor dem Hintereingang des Hotels für ihn und seinen Lieferwagen frei gehalten wurde.
    Nun - eher für den Lieferwagen, hauptsächlich, denn Jim Jones interessierte es nicht, wer den Wagen letzten Endes fuhr, solange ankam, was ankommen musste.
    Einen Dreck auf Jim. Solange ich ihn nicht sehen muss, ist die Welt in Ordnung. Und solange ich noch vor dem Nachmittag wieder von dort oben wegkommen kann.
    Jack konnte nicht verstehen, warum jemand länger als nötig dort oben bleiben sollte. Gut, die Aussicht war traumhaft, die Suiten komfortabel und das Essen ausgezeichnet, aber sonst ...
    Die Karibik. Ein langer, beinahe endloser Strand, klarer, weißer Sand und hier und da dunkle Steine. Die Wellen rauschten und die Sonne wärmte seine Haut. Das war etwas, ein Ort, an dem Jack sein wollte. Ein Ort, an dem er vergessen konnte. Vielleicht. Und nicht irgendein Hotel im
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