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Der Pakt

Der Pakt

Titel: Der Pakt
Autoren: Vampira VA
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zu verstehen, was dort geschehen sollte.
    Und was in diesem Moment begann!
    Ein erster Schrei wehte von der Pyramidenspitze herab. Weitere folgten ihm, wie Echos - und Lilith wünschte, es wären tatsächlich nur Echos gewesen. Aber jeder einzelne kündete vom Tod eines Menschen. Jener Menschen, die Stufe um Stufe zur Plattform auf-rückten - sich freiwillig opferten!
    »Das ist Wahnsinn!« keuchte Lilith zutiefst entsetzt und völlig fassungslos.
    »Was? Was geschieht da?« fragte Tikal aufgeregt. Er vernahm nur die Schreie, aber sie allein genügten schon, ihn schaudern zu lassen.
    »Etwas, das gleich zu Ende sein wird«, knirschte Lilith.
    Jede Sekunde, die sie zögerte, kostete ein weiteres Menschenleben.
    Ungezählte Todesschreie begleiteten ihren rasenden Flug hinauf zur Pyramidenspitze.
    *
    Blut lackierte den Stein der Plattform. Die Gewänder der Priester troffen vor dunkler Nässe. Und die aufwendige Bemalung ihrer Gesichter war fortgewaschen, von einer einzigen Farbe ersetzt worden.
    Jedem Gott hatte Tenango ein Feuer geweiht. Die Flammen speiste er mit warmen Herzen. Und ihm schien, als züngelten sie gierig nach dem, was er ihnen zuwarf.
    Seine Augen loderten, als brenne darin ein weiteres Feuer, das größte von allen.
    »Es gelingt«, flüsterte er heiser, »es muß gelingen. Sieh nur, wie dankbar sie meine Opfer annehmen!«
    »Unsere Opfer«, korrigierte Labna, leckte sich anzüglich die Lippen und reichte ihm ein weiteres Herz, derweil der Todeschor um sie her nicht verstummte.
    Dann plötzlich tanzten die Feuer, als striche ein Sturmwind darüber!
    Tatsächlich aber war es - ein Schatten, der darüberflog, so rasend schnell, daß die Augen der Priester ihn nicht zu erkennen vermochten. Erst als er für eine halbe Sekunde im Flug verhielt und mit schlagenden Flügeln gleichsam in der Luft stand, traf die Erkenntnis sie wie ein Blitzschlag.
    »Ein Hoher König!« entfuhr es einem von ihnen in höchstem Erstaunen.
    Sie standen starr, während die Reihe der Opfer an und auf der Treppe in hektische Bewegung geriet. Fragen wurden laut, Angstrufe, im Nu entstand ein Tohuwabohu. Doch da tobte unter den Priestern schon das Chaos. Lilith.
    *
    Als erstes schlug Lilith, wieder in menschlicher Gestalt, den Priestern die Dolche aus den Händen, ehe ein weiterer Todesstich geführt werden konnte.
    Dann setzte sie mit Fäusten und Füßen nach, schlug und trat um sich wie eine Furie.
    Die Gegenwehr der Priester machte ihr kaum zu schaffen. Zu groß war ihre Wut auf diese Mörder, und diese Wut war ein unerschöpflicher Quell von Kraft.
    Nur eines irritierte sie - der Blutgeruch. Warm und dampfend stieg er auf, und Lilith mußte sich eisern zwingen, sich seiner Lockung nicht zu ergeben.
    Eine Klinge blitzte vor ihrem Gesicht auf. Hastig nahm sie den Kopf zur Seite, riß die Arme hoch. Trotzdem entging sie dem Stich nicht. Der Dolch schnitt ihr ins Fleisch des Oberarmes - - und dunkelrotes Blut trat aus der Wunde! Nicht schwarzes. Landrus Lügengespinst zerbröckelte noch immer, obwohl Lilith geglaubt hatte, es längst aufgelöst zu haben.
    Die Überraschung lähmte sie für einen winzigen Moment, lange genug jedoch, um eine weitere Verletzung hinnehmen zu müssen. Der Dolchstoß des Priesters schlitzte ihr die Wange auf.
    Und brachte sie erst recht in Rage!
    Ob der Kerl seinen Angriff mit dem Leben bezahlte, wußte Lilith nicht. Er interessierte sie schon in dem Moment nicht mehr, da er schreiend über den Rand der Plattform stürzte.
    Ihr entfesselter Zorn entlud sich über den verbliebenen Gegnern.
    Allmählich verebbten ihre Schreie. Nur Stöhnen wehte noch über die Pyramidenspitze.
    So zielsicher, als wisse sie, wer der Rädelsführer war, beugte sie sich zu Tenango nieder und zerrte die zerschlagene Gestalt hoch.
    »Was sollte das hier werden, he?« fragte sie, Feuer in Blick und Stimme.
    Tenango mußte mehrmals ansetzen, ehe er halbwegs verständliche Worte hervorbrachte.
    »Einzige Möglichkeit ... den Untergang abzuwenden ...«, murmelte er, »die Götter besänftigen . versöhnen .«
    Die Götter besänftigen ..., echote es in Lilith, mit fremder Stimme jedoch - mit Tikals Stimme?
    Etwas wie Mosaiksteine fügte sich hinter Liliths Stirn aneinander. Zwar vermochte sie das Bild nicht zu erkennen, aber sie wußte, spürte, daß es Sinn ergab - Hoffnung .
    Wie zufällig fiel ihr Blick über den Rand der Plattform in die Tiefe und verfing sich am genauen Mittelpunkt Mayabs. Jener kleinen Pyramide, in der -
    Der
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